Keusche Gier: Erotischer Roman (German Edition)
schlecht drauf war. Zweifellos hatte er Bammel vor dieser Show. Als seine Freundin konnte sie ihn wenigstens ein bisschen trösten.
»Ich bin sicher, dass die erste Show auf deiner aktuellen Tournee der Hammer wird. Sie ist ausverkauft. Deine Fans sind da. Sie lieben dich. Mach dir deswegen bloß keinen Kopf.«
»Oh, das ist es nicht. Manchmal denke ich, ich könnte jeden Scheiß singen, und sie würden trotzdem vor Begeisterung den Saal rocken.« Er lachte zynisch auf. »Es ist verrückt.«
»Also was ist es dann?«
»Überraschung!«
Dabei sah er sie so schief von der Seite an. Jesse hatte definitiv ein Geheimnis. Da war irgendwas im Busch.
»Los, rück schon damit raus!«
»Schätze, da wirst du dich noch bis heute Abend gedulden müssen.«
»Ich bin schon wahnsinnig gespannt.« Das war geschwindelt. Stattdessen bekam sie mit einem Mal Bauchschmerzen. Überraschungen mussten nicht unbedingt positiv sein.
»Ist das alles?«
»Mmh, ich tippe mal, es ist was ganz Tolles.« War er sauer, weil sie nicht vor Freude in die Luft sprang oder ihm Löcher in den Bauch fragte?
»Das hoffe ich für dich.« In seinen stechenden dunklen Augen zeigte sich unvermittelt ein Ausdruck von Skepsis und Ratlosigkeit.
Sie seufzte. »Was ist los mit dir, hm?«
»Ach, nichts.«
Das war glatt gelogen. Der Typ war verdammt launisch. Himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt – von jetzt auf gleich. Jesse war es gewohnt, dass alle nach seiner Pfeife tanzten, dachte Kimber. Er war ganz anders als ihr Vater und ihre Brüder, für die es nur drei Dinge gab: Arbeiten, Lachen und Ärger – in dieser Reihenfolge. Jesse hatte die gesamte emotionale Bandbreite drauf.
»Was ist mit dem Jesse von damals passiert?«, rutschte es ihr impulsiv heraus.
Sein Blick schoss zu ihr. »Wie meinst du das?«
Kimber verkniff sich eine bissige Reaktion und sah weg. Sie hatten in der gesamten letzten Woche kein ernsthaftes Gespräch geführt. Bloß oberflächlichen Smalltalk. Er hatte sich nach ihrer Familie erkundigt, ihrer Ausbildung und ganz nebenbei nach ihren Zukunftsplänen. Okay, sie war nicht besonders mitteilsam gewesen. Sie konnte ihm schließlich schlecht auf die Nase binden, dass sie mit dem Herzen ganz woanders war. Außerdem war er völlig mit der Show beschäftigt gewesen und wenig gesprächig. An manchen Tagen redete er so gut wie gar nicht.
Anders als Deke, der dauernd mit ihr kommuniziert hatte, und sei es mit Blicken. Er hatte ihr verklickert, was Sache war, ob sie es hören mochte oder nicht.
»Ich denke, du weißt, wie ich das meine«, flüsterte sie und riss sich mental von dem kaltherzigen Bodyguard los. »Du hast dich … verändert …«
»Du auch. Du bist selbstbewusster und reifer und sündhaft sexy.« Er hauchte ihr einen zärtlichen Kuss auf die Lippen. »Wenn wir zusammen sind, sehe ich klarer, fühle ich mich geerdet. Ich schätze, es braucht eine Weile, bis ich mich an den Gedanken gewöhnt habe, dass ich nicht dauernd Party machen kann.«
Vielleicht war es ihm damit ernst. Kimber wusste es nicht, hatte aber das Gefühl, mit einem ihr völlig Fremden zu sprechen.
»Ich bin nicht hier, um dein Leben zu verändern.«
»Ich muss mein Leben verändern, und ich weiß, du bist der Schlüssel dazu. Ich denke oft an unseren gemeinsamen Sommer und an deinen Dad, worüber wir geredet, was wir gemacht haben. Wir hatten echt jede Menge guten, harmlosen Spaß.« Er schluckte, in seinen dunklen Augen blitzte der Schalk. »Hey, weißt du, was ich auf DVD habe?«
Er grinste durchtrieben. Und ein bisschen glücklich. Ein echtes Jesse-Lächeln. Das erste seit einer Woche.
Kimber lächelte entspannt zurück. »American Pie?«
»Ja. Wir müssen erst in ein paar Stunden im Stadion sein. Willst du?«
Den Film anschauen, über den sie in jenem Sommer Tränen gelacht hatten? »Klar.«
»Okidoki.«
Er schwang sich über die Rückenlehne des Sofas und schnappte sich das Telefon. Bestellte Popcorn beim Zimmerservice. Als er die DVD eingelegt hatte und das Menü auf dem Riesenbildschirm des Plasma-Fernsehers eingeblendet wurde, war das Popcorn schon da.
Über eine Stunde lachten sie über die skurrilen Methoden von vier Highschool-Schülern, die bis zum Schulabschlussball ihre Unschuld verlieren wollten.
»Pass mal auf.« Jesse warf Popcorn in die Luft und versuchte es mit dem Mund aufzufangen.
Es klappte nicht. Das Stück traf ihn an der Wange, und Kimber lachte. »Knapp vorbei ist auch daneben.«
»Okay, ich bin ein bisschen
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