Keusche Gier: Erotischer Roman (German Edition)
sagte Ryan. »Aber vorher brauch ich noch eine flüssige Stärkung.« Er spähte in die Minibar und nahm ein paar kleine Schnapsfläschchen heraus. Er öffnete eins und kippte es in einem Zug hinunter. »Wollt ihr auch was?«
Jesse blickte von den Fläschchen in Ryans Hand zu Kimber. Sie blickte heimlich auf ihre Uhr. War zwei Uhr nachmittags nicht ein bisschen früh für harte Sachen? Zudem kippte Ryan das Zeug runter wie Wasser.
Kimber spürte, dass Jesse sie skeptisch musterte, und als sie hochsah, schoss er Ryan einen entschuldigenden Blick zu. »Nee, ist mir noch zu früh.«
»Hey, Alter, woanders ist es jetzt fünf Uhr. Sagst du sonst auch immer.«
Jesse zog schulterzuckend eine Grimasse und sah weg. Dann strahlte er Kimber an. »Ey, das macht Kimber. Sie hat einen positiven Einfluss auf mein Leben. Weil du so gut bist, was, Baby?«
Jesse drückte ihre Hand. Kimber erwiderte den Händedruck reflexhaft, doch seine Äußerung schwirrte ihr im Kopf herum. Weil ich so gut bin? Vermutlich war ein Leben auf der Überholspur tausendmal besser.
»Dann muss ich dein Baby besser kennen lernen.« Ryan schoss ihr einen schmachtenden Blick zu, klopfte Jesse dabei kumpelhaft auf die Schulter und flüsterte: »Sicher mir ihren Arsch.«
Obwohl er leise gesprochen hatte, bekam Kimber jedes Wort mit. Und war sauer. Der Typ hatte nicht mehr alle Latten am Zaun, wenn er glaubte, dass sie zu allem Ja und Amen sagen würde. Okay, Deke und Luc waren als Paar aufgetreten. Es war jedoch unmöglich, Luc nicht zu mögen. Er war locker drauf, charismatisch, charmant. Himmlische Verführung, langsam, süß und sinnlich. Und Deke … Sie hatte ihn gekannt und ihm von Anfang an vertraut, auch wenn er ein Mistkerl sein konnte und schlimme, beleidigende Dinge sagte, um die Leute abzuschrecken, die ihn mochten.
»Verpiss dich.« Jesse zeigte auf die Tür.
Das tätowierte Bandmitglied verschwand mit vier Fläschchen Schnaps. Kimber seufzte erleichtert auf.
»Ignorier ihn einfach. Er benimmt sich schon mal wie der hinterletzte Arsch.«
Da stimmte Kimber ihm rückhaltlos zu. »Er hat mir erzählt, dass ihr alles gemeinsam macht. Er ist der Dritte in deinen Ménages à trois, stimmt’s?«
Jesse schluckte unbehaglich unter ihrem forschenden Blick. »Das weißt du also auch schon?«
»Als du sagtest, du hättest gewisse Vorlieben und du glaubtest nicht, dass ich damit klarkäme, hab ich ein paar Bücher gelesen und ein bisschen rumgefragt. Wer fragt, der bekommt Antworten.«
»Ah, Baby.« Er zog sie in seine Arme und hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen. »Es ist einsam ohne dich. Die anderen Mädchen bedeuten mir nichts. Ryan und Cal sorgen dafür, dass das, was unterwegs passiert, nicht an die große Glocke gehängt wird. Und die eine oder andere einfach zu nageln ist mir zu … langweilig geworden. Eine Sache von ein, zwei Tagen, so ähnlich wie Zähneputzen.«
Ein, zwei Tage? Mit einer Unbekannten? Und normaler Sex war für ihn langweilig?
»Schau mich nicht so an. Ich will dir doch nichts, ich bin bloß ehrlich. Aber du … du bist die eine, die für mich zählt. Du wirst mir bestimmt nicht langweilig. Ich hab darüber nachgedacht … ich mag dich nicht teilen. Du bist zu süß. Zu gut. Und ich will, dass es so bleibt.«
Reizende Komplimente. Aber sie war nicht hier, um die Heilige zu spielen oder so. Und was, wenn sie ihn doch langweilte?
Was, wenn sie über Deke nicht hinwegkommen würde?
Kimber glitt nachdenklich neben ihn auf das Polster. »Ich bin nicht süß, ich bin auch nicht total unerfahren. Nachdem ich das mit deinen Ménages erfahren hatte, hab ich mir jemanden gesucht, der auch auf so etwas abfährt. Er und sein Cousin … brachten mir bei, wie es geht.«
Jesses Miene verdunkelte sich. »Sie brachten es dir bei? Du hast mit ihnen gevögelt …«
»Nein«, schnitt sie ihm das Wort ab. »Ich hab dir versprochen, dass ich meine Unschuld für dich aufspare. Daran hab ich mich gehalten.«
Nur weil Deke sie abgewiesen hatte. Verdammt, ihr Magen verknotete sich bei der Erinnerung. Angeblich heilte die Zeit alle Wunden, aber dieser Schmerz verschwand einfach nicht.
Kimber hatte sich Deke bestimmt nicht aus Mitgefühl und Nächstenliebe angeboten. Als wenn sie ihre Unschuld für einen kleinen Fick hergeben würde! Sie hatte an dem Abend nur eins im Sinn und in ihrem Herzen gehabt, nämlich dass sie mit ihm zusammen sein und ihn lieben wollte. Sie wollte, dass sie ihm etwas bedeutete. Trotz seiner blöden Reaktion
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