Keusche Gier: Erotischer Roman (German Edition)
Süß wie Karamellbonbons. Als er jedoch seine Zunge zwischen ihre Lippen schob, schmeckte sie bittere Verzweiflung und bog unwillkürlich ihr Gesicht zur Seite.
Statt sie loszulassen, presste Jesse sie fester an sich. Seine Finger schoben sich in ihre Haare, griffen in die langen Strähnen, während er den Kuss intensivierte. Kimber versuchte automatisch, ihn von sich zu schieben. Er ließ sich jedoch nicht abwimmeln, sondern küsste sie heftiger. Er … nahm sich etwas von ihr und drängte auf mehr. Gab nichts zurück. Er glaubte, sie hätte etwas, was er brauchte.
Hatte sie nicht. Und sie wollte ihn auch nicht. Sein Kuss ließ sie weder dahinschmelzen, noch entflammte er ihre Sinne. Sie war mit dem Herzen … nicht bei der Sache. Er war bloß ein Freund, sonst nichts. Sie beschloss, ihm nach der Show reinen Wein einzuschenken.
Hastig brach sie den Kuss ab. Er löste sich seufzend von ihren Lippen.
»Ich muss mich noch umziehen«, erklärte er mit stockender Stimme. »Du auch. Zieh was Besonderes an.«
Mit einem geheimnisvollen Lächeln schob er sich an ihr vorbei und durch den kleinen Flur in sein Schlafzimmer.
Was zum Teufel hatte er vor?
Von dem hysterischen Gekreische der Fans und der lauten Musikbeschallung bekam Kimber Kopfschmerzen. Seit über zwei Stunden saß sie im Backstagebereich, von wo aus sie sich den Eröffnungsact angesehen und dabei versucht hatte, die Groupies zu ignorieren, die sich schamlos flirtend um Jesse scharten. Jetzt beobachtete sie, wie Jesse und seine Band die Show zu einem fulminanten Abschluss brachten, mit einer Mischung aus wildem Rock, emotionalem Soul und einem Hauch von Klassik. Und er war der begnadete Sänger, mit ausdrucksvollen Augen, die jedes Wort fühlten, egal ob er von einem heißen One-Night-Stand oder von ewiger Liebe sang.
Seltsam, aber Jesses Musik berührte sie mehr als seine Küsse. Sie gab es ungern zu und mochte es lieber nicht wahrhaben, dass sie fast schmerzhaft eine ungestillte Sehnsucht in ihr auslöste. Und dass sie Träume hatte – heiße, erotische Träume –, die sich ausschließlich um Deke und Luc drehten.
Kimber vermisste die beiden; sie sehnte sich danach, Deke in die Arme zu schließen und ihn zu bekehren. Konnte er nicht endlich verdrängen, dass sie noch Jungfrau war, und die Frau in ihr sehen? Eine begehrenswerte Frau, mit der er lachen, leben und die er … lieben konnte? Das Verlangen, ihm ihre Liebe einzugestehen, überwältigte Kimber. Ich liebe dich , warum brachte er diese drei Worte nicht über die Lippen?
Nein, es würde nicht passieren.
Kimber akzeptierte seufzend die Tatsachen. Die Zukunft, die sie sich ausgemalt hatte, war futsch.
Sie beobachtete abwesend, wie Jesse sein verschwitztes Handtuch in die kreischende Menge zumeist junger Mädchen warf. Manche waren oben ohne, ihre nackten Brüste wackelten beim Tanzen unter den stroboskopisch blauen Lichtreflexen. Er grinste und winkte ihnen.
Gott, sie passte nicht hierher. Sie würde es ihm sagen müssen. Und dann verschwinden.
»Kimber.«
Ihr Name. Jemand rief ihren Namen. Laut. Sie blinzelte. Jesse sah direkt zu ihr und winkte sie zu sich.
Er wollte, dass sie auf die Bühne kam? Vor allen Leuten?
Jesse gestikulierte hektischer.
Ach du grüne Neune. Sie stand achselzuckend von ihrem Hocker aufund kletterte auf die Bühne. Die gleißende Beleuchtung wurde gedimmt. Die Menge beruhigte sich.
Das Mikrofon in der Hand, rief Jesse strahlend: »Ich find’s geil, wieder in Houston zu sein, meiner Heimatstadt!« Die Menge jubelte, als er einen Arm um Kimbers Schultern legte, sie an sich zog und ihr einen Kuss auf die Schläfe drückte.
Kimbers Verstand raste. Sie blinzelte in die Menge und bekam weiche Knie. Trotz des grellen Bühnenlichts realisierte sie, dass da unten Tausende von Menschen saßen. Wieso zerrte er sie vor all diese Leute? Sollte sie etwa singen oder was?
»Dies ist der ideale Ort«, meinte Jesse an sein Publikum gerichtet, seine Stimme gesenkt, als erzählte er einem Freund ein dickes Geheimnis, »um Ihnen allen mitzuteilen, dass meine langjährige Freundin Kimber und ich heiraten werden.«
10
In einer Hand eine Tasse Kaffee, stand Deke vor dem Küchentisch und breitete die Tageszeitung aus.
»Gibt’s was Neues?«, fragte Luc schroff.
Es waren die ersten Worte, die sein Cousin seit über einer Woche mit ihm wechselte.
Deke überflog die erste Seite und blätterte durch die anderen Teile, die ihn interessierten. Um sich von Kimber abzulenken. Die Frau
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