Keusche Gier: Erotischer Roman (German Edition)
begrüßte Deke.
»Einen doppelten Whiskey. Ohne Eis. Bring mir gleich zwei.«
Sein schroffer Befehlston hatte gesessen. Die Bedienung klackerte auf ihren hohen Absätzen los und verschwand. Hoffentlich kommt die Kleine bald wieder, knirschte Deke stumm in sich hinein. Damit ich mir endlich einen ansaufen kann und mein versautes Leben mal ein paar Stunden in watteweichem Nebel versinkt.
Die kleine Kellnerin kehrte kurz darauf mit seiner Bestellung und einem Schälchen Knabbergebäck zurück. Er schob die Schale weg und kippte das erste Glas hinunter. Der Alkohol brannte in seiner Kehle, in seinem Magen. Wohlig trunkene Wärme breitete sich in seinem Körper aus, dafür war er dankbar. Wie hätte er die Tatsache sonst verkraften können, dass er die Chance, Alyssa Devereaux zu vögeln, ausgeschlagen hatte, und das bloß, weil er eine Frau begehrte, die nie wieder zu ihm zurückkehren würde?
Er zog den morgendlichen Zeitungsausschnitt aus der Tasche. McCalls herablassendes Lächeln sprang ihn von dem Schwarzweißfoto her an. Er hatte einen Arm um Kimber gelegt. Sie schaute zu ihm hoch. Wie schaute sie ihn an? Bewundernd? Verliebt? Spielte das eine Rolle?
Nein. Trotzdem wollte es Deke nicht in den Kopf, mit wie viel Hingabe und Zärtlichkeit sie ihn angeschaut und sich ihm angeboten hatte, um nur drei Wochen später einen anderen zu heiraten.
Die einzig logische Antwort traf ihn wie ein Messerstich ins Herz. Sie war nicht in ihn verliebt gewesen. Sie hatte sich ihm aus Mitleid angeboten, mehr nicht.
Obwohl er es vor Luc nie einräumen würde: Deke war heiß auf Kimber. Er hatte sie immer begehrt, schon als sie siebzehn war, aber klugerweise die Finger von ihr gelassen. Genau wie vor drei Wochen, als sie nackt und einladend unter ihm gelegen hatte. Es hatte ihm fast nichts ausgemacht.
Er hatte auf die Stimme der Vernunft gehört und das einzig Richtige getan.
Und jetzt war sie weg.
In diesem Moment wünschte Deke sich, er hätte seine Skrupel ignoriert und seiner Lust nachgegeben, die wie glühende Lava in seinen Venen pulste. Er hätte sie entjungfern sollen. Dann würde sie jetzt mit Luc und ihm das Bett teilen, ihn stürmisch umschlingen und seine harten Stöße mit ihren Lustschreien begleiten. Dann würde er jetzt nicht wie ein begossener Pudel in irgendeiner Bar in Lafayette stehen und der Frage nachhängen, wieso sie einen Vollpfosten wie McCall heiraten konnte. Und was er, Deke, ohne sie tun sollte.
Was wäre denn, wenn Kimber geblieben wäre? Wenn es zum Äußersten gekommen wäre? Falsch formuliert: Es wäre unweigerlich dazu gekommen. Luc hätte es forciert. Wie wäre Kimber damit klargekommen?
Deke schnappte sich den zweiten Drink und kippte ihn sich hinter die Binde. Jedes Mal, wenn er leicht benebelt war, tauchte der Gedanke an Heather wieder auf.
Komplizierte Geschichte. Süße sechzehn Jahre. Euphorisch, emotional, ein Leben auf der Überholspur. Oft war sie von einem Extrem ins andere gefallen. Deke hatte versucht, mit ihr mitzuhalten. Für sie war das Leben jedoch eine einzige geballte Ladung Gefühl gewesen, sie wollte alles erleben und erfahren, ungefiltert – folglich hatte er meist nur ihre strahlende Seite kennen gelernt.
Dieser Lebenshunger war Heather letztlich zum Verhängnis geworden.
Er knallte das Glas auf den Tisch und winkte der Kellnerin. Sexy Lächeln kam mit der Rechnung, kassierte und stöckelte wieder fort.
Er fühlte sich mit seinen neunundzwanzig wie ein alter Mann. Deke stand auf und trat hinaus in die Abendluft. Feucht. Lauschig. Der Duft des Sommers hüllte ihn ein. Der Schmerz schredderte seine Eingeweide.
Kimber war nicht Heather. Kimber hatte ihre Gefühle viel besser unter Kontrolle und war um einiges reifer. Trotzdem war sie emotional verletzbar. Das hatte er an dem Abend gemerkt, als er sie mit seiner heftigen Rede förmlich aus dem Haus getrieben hatte. Im Gegensatz zu Heather war Kimber behütet aufgewachsen. Der Colonel und ihre Brüder hatten sie vor den Härten und Fallstricken des Lebens beschützt. Wie würde sie sich verhalten, wenn sie mit einem Mal an Heathers Stelle wäre?
Deke hätte es nicht zu sagen vermocht. Und er konnte heilfroh sein, dass er nicht versucht hatte, die Antwort auf die harte Tour herauszufinden, auch wenn er damit womöglich das Glück seines Lebens eingebüßt hatte.
Gegen neun Uhr an jenem Abend schwang Deke sich hinter das Lenkrad von Lucs Jeep. Sein Cousin saß neben ihm, missmutig und erschöpft.
»Bist du sicher,
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