Key of Valor 03 - Zeit Des Gluecks
alles nach Moe roch.
Sie musste den Salat zubereiten, den Tisch decken, die Hausaufgaben nachschauen und den Hund füttern. Und das alles zwischen Viertel vor vier und halb sieben.
Wahrscheinlich war er es nicht gewöhnt, so früh zu Abend zu essen, dachte sie, während sie die Sauce rührte. Je reicher die Leute waren, desto später aßen sie. Aber Simon musste um neun im Bett liegen, wenn er morgens Schule hatte. So war eben die Regel, und Bradley Vane hatte sich zu fügen. Oder er konnte seine Spaghetti woanders essen.
Zischend stieß sie die Luft aus. Jetzt hör schon auf, dachte sie. Schließlich hatte er sich doch nicht beschwert, oder? Sie war diejenige, die sich aufregte.
»Simon, du solltest jetzt langsam mal fertig werden.« »Ich hasse Bruchrechnen.« Er stieß mit den Füßen gegen die Stuhlbeine und schaute finster auf seine Mathematikaufgaben. »Brüche sind blöd.«
»Manche Dinge gibt es eben nicht als Ganzes. Du musst die einzelnen Teile kennen, aus denen sie bestehen.«
»Warum?«
Sie holte die Servietten heraus, die sie selber genäht hatte. »Damit du sie zusammensetzen und auseinander nehmen kannst und begreifst, wie alles funktioniert.«
»Warum?«
Sie faltete die Servietten zu Dreiecken. »Willst du mich auf die Palme bringen oder willst du es wirklich wissen?«
»Keine Ahnung. Warum nimmst du die Stoffservietten?«
»Weil wir einen Gast haben.«
»Es ist doch bloß Brad.«
»Ich weiß. Simon, du hast nur noch drei Aufgaben. Beeilst du dich bitte ein bisschen, damit ich den Tisch decken kann?«
»Warum kann ich die Hausaufgaben denn nicht nach dem Essen zu Ende machen? Warum muss ich überhaupt Hausaufgaben machen? Warum darf ich nicht mit Moe nach draußen?«
»Weil ich will, dass du sie jetzt fertig machst. Weil du sie machen musst. Weil ich es gesagt habe.«
Kampflustig funkelten sie einander an. »Es ist nicht fair.«
»Merk dir eins, mein Sohn: Das Leben ist nicht immer fair. Und jetzt sieh zu, dass du fertig wirst, sonst gibt es heute Abend kein Fernsehen. Und hör auf, gegen den Stuhl zu treten«, fuhr sie ihn an.
Sie begann, die Zutaten für den Salat zu zerkleinern. »Wenn du weiter in meinem Rücken Gesichter schneidest«, fuhr sie ruhiger fort, »gibt es die ganze Woche kein Fernsehen.«
Simon wusste nicht, wie seine Mutter das machte, aber sie sah immer genau, was er hinter ihrem Rücken tat. Innerlich stöhnend machte er sich an seine Aufgabe.
Hausaufgaben waren blöde. Erschreckt beobachtete er seine Mutter, für den Fall, dass sie auch hören konnte, was er dachte. Aber sie schnitt weiter den Salat.
Die Schule machte ihm nichts aus, und manchmal ging er sogar gerne dorthin. Aber er sah nicht ein, warum sie ihm jeden Abend hartnäckig nach Hause folgte. Er überlegte gerade, ob er probeweise noch einmal gegen den Stuhl treten sollte, aber in dieser Minute kam Moe angesprungen und lenkte ihn ab.
»Hey, Moe, was hast du denn da?«
Zoe drehte sich um und ließ das Messer sinken. »O mein Gott.«
Moe wackelte vor Begeisterung mit dem ganzen Körper. Zwischen den Zähnen hielt er eine Rolle Toilettenpapier. Als Zoe sie ihm wegnehmen wollte, hielt er das für eine Aufforderung zum Spielen. Geschickt wich er aus und fegte aus der Küche.
»Aus! Verdammt noch mal, Simon, hilf mir, den Hund zu fangen.«
Aber es war bereits zu spät. Überall flogen Papierfetzen herum. Zoe jagte hinter Moe her ins Wohnzimmer. Der Hund verteidigte spielerisch knurrend seine Beute, und Simon stürzte sich kichernd auf ihn und balgte mit ihm.
»Simon, das ist kein Spiel.« Sie bekam die durchweichte Papierrolle zu fassen, aber je mehr sie daran zerrte, desto erbitterter verteidigte Moe sie.
»Er hält es aber für ein Spiel. Er glaubt, du spielst Ziehen mit ihm. Das hat er gerne.«
Zoe betrachtete schnaubend ihren Sohn. Er kniete neben dem Hund, einen Arm über dessen Rücken gelegt. Die Papierfetzchen klebten an seiner sauberen Hose und in Moes Fell. Beide strahlten sie an.
»Ich spiele nicht.« Unwillkürlich musste sie lachen. »Ich spiele nicht! Du bist ein böser Hund.« Sie tippte mit dem Finger auf Moes Nase. »Ein sehr böser Hund!«
Moe plumpste auf sein Hinterteil, gab Pfötchen und ließ die Toilettenpapierrolle zu Boden fallen.
»Jetzt möchte er, dass du sie wirfst.«
»Ja, das hätte er gern.« Sie ergriff die Rolle und brachte sie hinter ihrem Rücken in Sicherheit. »Simon, hol den Staubsauger. Ich muss noch ein Wörtchen mit Moe reden.«
»Sie ist gar nicht
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