Key of Valor 03 - Zeit Des Gluecks
Heft. »Wahrscheinlich sind die Aufgaben zu schwer für dich.«
»Nein, sind sie nicht.«
»Ich weiß nicht. Ich finde, sie sehen ziemlich schwer aus. Du musst drei drei Viertel und zwei fünf Achtel addieren. Ganz schön kompliziert.«
»Du brauchst nur die Viertel in Achtel zu verwandeln, das ist alles. So.« Simon ergriff seinen Füller und wandelte die Brüche um. »Siehst du, jetzt kannst du sechs Achtel und fünf Achtel zusammenziehen und dann noch die ganzen Zahlen. Insgesamt ergibt das sechsdrei Achtel. Also ist die Lösung sechsdrei Achtel.«
»Ha, wie geht das denn?«
»War das ein Trick?«, fragte Simon misstrauisch.
»Ich weiß nicht, wovon du redest.« Er wuschelte Simon durch die Haare. »Mach die letzte Aufgabe, kluger Junge.«
»Mann!«
Zoe ging das Herz auf, als sie die beiden beobachtete. Und als Brad ihr lächelnd erneut zuzwinkerte, bekam sie es fast mit der Angst zu tun. Er war nicht nur ein Mann, der zufällig zum Abendessen vorbeigekommen war.
»Fertig!« Simon klappte sein Buch zu. »Darf ich gehen, Aufpasser?«
»Für den Moment bist du erlöst. Bring deine Bücher weg und wasch dir die Hände.« Zoe schenkte zwei Gläser Wein ein, während Simon aus der Küche rannte. »Du kannst gut mit eigensinnigen kleinen Jungen umgehen.«
»Wahrscheinlich, weil ich selber mal einer war.« Er nahm sein Glas entgegen. »Er kann gut rechnen.«
»Ja, er ist überhaupt gut in der Schule. Er macht nur nicht gerne Hausaufgaben.«
»Wer macht das schon gerne? Was trägst du?«
»Ich …« Verwirrt blickte sie auf ihren dunkelblauen Pullover.
»Ich meine nicht deine Kleidung, sondern das Parfüm. Du riechst immer toll und vor allem immer anders.«
»Ich probiere viele verschiedene Produkte aus. Seifen und Cremes und …« Als sie das Glitzern in seinen Augen bemerkte, trank sie rasch einen Schluck, bevor er sie küssen konnte. »Und Düfte eben.«
»Es ist komisch. Viele Frauen haben einen Lieblingsduft, wie ein Markenzeichen. Und das macht Männern oft Angst. Bei dir dagegen fragt sich ein Mann, wonach du wohl duften wirst, und deshalb muss er ständig an dich denken.«
Zoe wäre gerne unauffällig zurückgewichen, aber die Küche war zu klein dazu. »Ich trage meine Düfte nicht für Männer.«
»Ich weiß. Das macht es umso verführerischer.«
Voller Panik warf Zoe einen Blick zur Tür, weil sie hörte, dass Simon wieder zurückkam. Brad trat gelassen einen Schritt zur Seite, sodass sie sich dem Herd zuwenden konnte.
»Essen wir jetzt?«, fragte Simon.
»Ich koche rasch noch die Spaghetti. Du kannst dich schon mal setzen, wir fangen sowieso mit dem Salat an.«
Sie deckte den Tisch wundervoll, fand Brad. Bunte Teller, Schüsseln, fröhlich gemusterte Tischwäsche. Auf dem Tisch standen Kerzen, und da Simon keine Bemerkung darüber machte, schloss er, dass es bei den McCourts so üblich war.
Und sie war einigermaßen entspannt, was natürlich größtenteils an dem Jungen lag. Er redete pausenlos und gleichzeitig wie ein Scheunendrescher. Brad konnte es ihm nicht verdenken, die Spaghetti schmeckten großartig, und er nahm sich selber ein zweites Mal.
»Die Bilder in deinem Wohnzimmer gefallen mir«, wandte er sich an Zoe.
»Die Ansichtskarten? Ich bitte Leute darum, wenn ich vorher weiß, dass sie weite Reisen machen.«
»Die Rahmen bauen wir selber«, warf Simon ein. »Vielleicht können wir ja eines Tages auch verreisen und schicken den Leuten dann Ansichtskarten. Oder, Mom?«
»Wohin möchtest du denn gerne verreisen?«
»Ich weiß nicht.« Gedankenverloren drehte Zoe ihre Spaghetti um die Gabel. »Irgendwohin.«
»Irgendwann fahren wir mal nach Italien und essen da Spaghetti.« Grinsend stopfte sich Simon eine weitere Ladung in den Mund.
»Besser als die von deiner Mom schmecken sie dort auch nicht.«
»Warst du schon mal da?«
»Ja. Ihr habt doch ein Bild von dieser Brücke in Florenz. Da habe ich schon gestanden.«
»Ist es toll da?«, wollte Simon wissen.
»Ja, wirklich toll.«
»Es gibt da einen Ort, der statt Straßen Wasser hat.«
»Venedig, Simon«, warf Zoe ein. »Es sind Kanäle. Warst du schon in Venedig?«, fragte sie Brad.
»Ja. Es ist wunderschön. Man fährt entweder mit Booten«, erklärte er Simon, »oder man geht zu Fuß. Es gibt da Wassertaxis und Wasserbusse.«
»Ach komm.«
»Wirklich. Es gibt überhaupt keine Autos in Venedig und auch keine Straßen dafür. Irgendwo muss ich noch Fotos haben. Ich suche sie mal heraus und zeige sie dir.«
Brad
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