Key of Valor 03 - Zeit Des Gluecks
Und dann wurdest du angegriffen.«
»Es ist mir gar nicht in den Sinn gekommen, etwas zu sagen. Das macht dich wütend, ich weiß«, fügte sie nickend hinzu. »Aber dann musst du halt wütend sein. Ich habe eine Vereinbarung getroffen, und ich versuche, mein Versprechen zu halten. Gerade du kannst nicht behaupten, dass du nicht ähnlich reagieren würdest. Dass ich heute früh zu meiner Mutter gefahren bin, gehörte dazu, weil ich glaube, dass es wichtig war.«
»Alleine?«
»Ja, weil es für mich gleichzeitig etwas mit Stolz und Scham zu tun hat. Und ich habe ein Recht darauf, Bradley. Glaubst du, ich hätte dich in deinem schicken Armani-Anzug in diesen heruntergekommenen Wohnwagen mitgenommen?«
»Das ist nicht fair, Zoe.«
»Nein, es ist nicht fair, aber es ist die Wahrheit. Meine Mutter glaubt sowieso, ich trüge die Nase zu hoch. Wenn ich dann auch noch mit dir angekommen wäre … na ja, nicht vorstellbar.«
Sie wedelte mit der Hand und musste über seinen empörten Gesichtsausdruck beinahe lachen. »Du bist doch durch und durch der reiche Junge, Bradley, ob du nun ein Jackett trägst oder nicht.«
»Du meine Güte«, stieß er hervor.
»Dagegen kannst du nichts tun. Warum solltest du auch? Außerdem passt es zu dir. Aber ihr hätte es nicht gefallen, und ich musste unbedingt über Dinge mit ihr reden, die ich in deiner Gegenwart nicht angesprochen hätte. Auch nicht, wenn Malory oder Dana dabei gewesen wären. Ich musste wegen mir und wegen des Schlüssels dorthin fahren. Und ich musste es alleine tun.«
»Was wäre, wenn du nicht davongekommen wärst?«
»Ich habe es aber überlebt. Ich behaupte nicht, dass ich keine Angst hatte, als alles anfing, im Gegenteil. Ich hatte noch nie in meinem Leben so viel Angst.« Instinktiv rieb sie sich über die Arme, weil es sie fröstelte. »Es war wie ein Hinterhalt, als sich auf einmal alles veränderte und er auf mich losging. Ein bisschen wie im Film, und gerade das machte es so grausig.«
Sie blickte an ihm vorbei. »Du hast dich im Wald verirrt und wirst gejagt … von etwas, das nicht menschlich ist. Aber ich habe mich gewehrt, und am Ende habe ich ihn schlimmer verletzt als er mich.«
»Du hast ihn mit einem Stock geschlagen.«
»Es war mehr als ein Stock.« Zoe verzog leicht die Mundwinkel, als sie sah, dass sein Zorn nachließ. »Es war ein kräftiger Ast, ungefähr so dick.« Sie zeigte es ihm mit den Händen. »Und ich war vor Angst und Wut außer mir. Ich habe fest zugeschlagen. Natürlich weiß ich nicht, wie es ausgegangen wäre, wenn der Hirsch nicht eingegriffen hätte, aber er war ebenso da wie Kane.«
»Geh nicht wieder alleine zurück, Zoe, ich bitte dich. Eigentlich hatte ich heute Abend vor, es dir unmissverständlich zu befehlen, aber jetzt bitte ich dich.«
Sie ergriff ein Plätzchen, brach es in der Mitte entzwei und reichte ihm die eine Hälfte. »Ich habe mir überlegt, morgen nach Morgantown zu fahren und an die Orte zu gehen, wo ich gewohnt und gearbeitet habe und wo Simon geboren wurde. Ich will prüfen, ob das der nächste, wichtige Schritt ist. Wenn ich gleich morgen früh fahre, dann kann ich um zwei, spätestens um drei wieder zurück sein und vielleicht noch ein paar Dinge für den Salon erledigen. Wenn du willst, kannst du mich begleiten.«
Statt einer Antwort kramte Brad sein Handy heraus und gab eine Nummer ein. »Dina, ich bin’s, Brad. Entschuldigen Sie, dass ich Sie zu Hause störe. Sie müssen bitte meine Termine für morgen verschieben.« Er schwieg. »Ja, ich weiß. Verschieben Sie es, ja? Ich muss eine persönliche Angelegenheit erledigen, und ich schätze, ich werde erst nach drei im Büro sein. Gut. Danke. Wiederhören.«
Er schaltete das Handy aus und steckte es wieder in die Tasche. »Wann willst du morgen früh losfahren?«
Oh, du bist ein ganz besonderer Mann. »Gegen Viertel vor acht? Sobald Simon in der Schule ist.«
»In Ordnung.« Brad biss in sein Plätzchen. »Du musst vermutlich jetzt wieder nach oben, um weiterzunähen.«
»Noch nicht. Ich glaube, ich mach erst mal eine Pause. Was hältst du davon, wenn wir uns auf die Couch setzen und knutschen, während wir so tun, als ob wir fernsähen?«
Er streichelte ihr über die Wange. »Sehr viel.«
Am nächsten Nachmittag kam Zoe mit einem riesigen Paket zu »Luxus«. Hinter der Tür ließ sie es fallen und schaute sich um.
Malory und Dana hatten während ihrer Abwesenheit fleißig gearbeitet. An den Wänden hingen Bilder und eine Stoffbatik. Der
Weitere Kostenlose Bücher