KGI: Blutiges Spiel (German Edition)
sich einfach nur das wünschte, was andere Teenager als selbstverständlich ansahen: jemanden, der sie liebte und sich um ihr Wohlergehen sorgte.
Er stieg aus und ging zum Haus. Als er die Hälfte des Weges zurückgelegt hatte, öffnete Tom, Matts Vater, schon die Tür.
»Sean«, grüßte er ihn. »Was kann ich für Sie tun?«
Sean blieb kurz vor den Stufen zur Veranda stehen. »Ich muss mit Matt reden, Tom.«
Tom runzelte die Stirn. »Gibt es ein Problem? Er ist gerade erst von der Schule gekommen und macht oben seine Hausaufgaben.«
»Bitte holen Sie ihn. Ich muss ihn unter vier Augen sprechen.«
»Ich hole ihn, aber ich will hören, was Sie ihm zu sagen haben.«
Sean zuckte mit den Schultern. »Ganz wie Sie wollen.«
Er schob die Hände in die Hosentaschen und wartete. Nach ein paar Minuten kamen Tom und Matt auf die Veranda heraus. Matt blickte nervös zwischen Sean und seinem Vater hin und her, dann verzog er den Mund und ging in die Offensive. »Egal, was die kleine Schlampe behauptet hat, ich habe ihr nichts getan.«
»Pass auf, was du sagst«, funkte sein Vater dazwischen. »Zeig etwas mehr Respekt!«
Sean starrte Matt schweigend an und genoss dessen Unbehagen. »Aha, ich habe noch gar nichts gesagt. Interessant, dass du dich gleich verteidigst, oder?«
Tom kniff die Augen zusammen und schaute stumm seinen Sohn an, dann wandte er sich an Sean. »Was ist hier los, Sean? Raus damit. Was glauben Sie, das Matt angestellt hat?«
»Ich glaube gar nichts«, erwiderte Sean leise. Er blickte an Tom vorbei zu Matt und trat einen Schritt vor. »Du kannst von Glück reden, dass ich dich nicht mit aufs Revier schleife.«
Matt grinste höhnisch, doch in seinen Augen stand blanke Panik.
»Rusty will dich nicht anzeigen, obwohl ich ihr dringend dazu geraten habe. Nichts würde mir mehr Freude machen, als dich in eine Zelle zu stecken. Aber eins will ich dir sagen: Wenn du ihren Namen noch einmal in den Mund nimmst, nur ein einziges Mal, dann mache ich dir das Leben zur Hölle. Hast du mich verstanden? Du redest nicht über sie. Du prahlst nicht vor deinen Kumpels, was du alles mit ihr getrieben hast. Wenn ich mitbekomme, dass du ihr auf irgendeine Weise Probleme in der Schule bereitest, dann rücke ich dir derart auf die Pelle, dass du nicht mal mehr pissen kannst, ohne meinen Atem im Genick zu spüren, und dann kannst du dein Football-Stipendium fürs College vergessen.«
Matt wurde leichenblass, und Toms Gesichtsausdruck wechselte von Fassungslosigkeit zu Wut. »Matt, wovon zum Teufel redet er? Was hast du getan?«
»Gar nichts habe ich getan«, platzte Matt heraus. »Die kleine Schlampe hat es so gewollt.«
»Ich habe die Blutergüsse an ihrem Hals gesehen und ihr zerrissenes Hemd. Du hast ihren Wagen zu Schrott gefahren – den Schaden wirst du übrigens ersetzen. Du kommst ungestraft davon, was mir verdammt gegen den Strich geht. Aber hier und jetzt ist Schluss. Wenn du glaubst, ich meine es nicht ernst, kannst du es gern darauf anlegen. Ich zerstöre dein Leben, deine Zukunft, und zwar mit dem größten Vergnügen, wenn du irgendwie versuchst, Rusty das Leben schwer zu machen.«
Tom schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Er war ebenfalls bleich geworden, und er tat Sean leid. Tom war ein anständiger Kerl, schon lange Mitglied des Elternbeirats und ein wichtiger Förderer der Highschool. Keine Sekunde glaubte Sean daran, dass Tom das Verhalten seines Sohns auch nur im Geringsten billigen würde.
»Er wird alles wiedergutmachen«, sagte Tom heiser. »Darauf gebe ich Ihnen mein Wort.«
Matt lief rot an vor Wut, aber bei dem Blick seines Vaters wagte er es nicht, auch nur ein einziges Wort zu sagen.
»Er soll Rusty vom Leib bleiben und seine Zunge hüten.«
Tom nickte. »Er wird sich dran halten.«
Sean drehte sich um und ging zu seinem Wagen, als Matt ihm plötzlich nachschrie: »Sie ist ein Nichts. Ein dahergelaufenes Flittchen. Die kann Ihnen doch völlig am Arsch vorbeigehen.«
Sean blieb stehen und drehte sich langsam wieder zu ihm um. Er starrte Matt so lange eiskalt an, bis diesem sichtlich mulmig wurde.
»Da täuschst du dich, du kleiner Idiot. Hör auf meinen Rat. Vergiss, dass du Rustys Namen je gehört hast. Sie ist jetzt Teil der Familie Kelly, und wenn dir das irgendwas sagt, dann weißt du auch, dass die auf ihre Familie nichts kommen lassen. Rusty hat jetzt sechs große Brüder, die allesamt nichts lieber täten, als dich arroganten Mistkerl quer durchs ganze Stewart County zu
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