KGI: Dunkle Stunde (German Edition)
ihnen nachschauten.
»Hat noch jemand Lust auf einen Grillabend?«, fragte Sam. »Garrett meldet sich freiwillig als Koch.«
»Wie zuvorkommend, du Arschloch«, brummte Garrett.
Donovan lachte. »Ich bin dabei. Ein großes, saftiges Steak könnte wirklich nicht schaden. Ich muss was für meine Fitness tun.«
»Ich stifte das Fleisch, wenn du und Ethan das Bier besorgt«, sagte Sam zu Donovan. »Mom? Dad? Wie sieht es mit euch aus?«
Marlene tätschelte Sam die Wange. »Danke für das Angebot, aber heute Abend werde ich mal die Füße hochlegen und mich ausruhen. Rusty wollte uns was zu essen kocht, und da nehme ich sie beim Wort.«
Ethan blickte zu Rusty, die rot anlief wie eine Tomate. Es passte ihr gar nicht, dass Marlene ihr Angebot hinausposaunte. Was für ein zähes Mädchen. Hart wie Stahl, zumindest nach außen.
Er zog Rachel an sich und fragte sie lächelnd: »Was meinst du? Kommst du mit, das Bier besorgen?«
Sie lächelte ebenfalls und schaute zwischen ihm und seinen Brüdern hin und her. »Wollt ihr mich wirklich dabeihaben? Das wird doch eher so ein typischer Herrenabend. Ich fahre lieber nach Hause, dann könnt ihr Jungs unter euch bleiben.«
Sam und Garrett sahen sie gekränkt an.
»Oh Mann, Rachel. Das bricht uns das Herz. Du hast doch früher auch mit uns rumgehangen«, sagte Sam. »Ohne dich ist der Testosteronspiegel viel zu hoch.«
Ihr Lächeln wurde breiter. »Ein Steak wäre tatsächlich nicht zu verachten. Spricht was dagegen, wenn ich schnell heimfahre und mich umziehe?«, fragte sie Ethan
»Was soll dagegensprechen? Willst du, dass ich mitkomme?«
»Nein, begleite du Donovan. Ich brauche ja nicht lange.«
Er fischte die Autoschlüssel aus der Tasche und ließ sie von seinem Finger baumeln. Sie schnappte sie sich. Die flüchtige Berührung ihrer Hand jagte ihm wohlige Schauer über den Arm. Es überraschte ihn, dass auch nach so langer Zeit eine einfache Berührung immer noch solch eine Wirkung auf ihn hatte.
Er ignorierte seine Brüder, die um sie herumstanden und ihnen zuschauten, und küsste Rachel auf den Mund. Sie schmeckte wunderbar weiblich. Perfekt. Von diesem Geschmack hatte er geträumt, als er allein in seinem Bett gelegen und gelitten hatte.
Als sie voneinander abließen, keuchten beide. Ihre Augen waren leicht glasig geworden. In diesem Moment wurde ihm klar, dass sie ihn jetzt anders anblickte als vor ihrem Verschwinden. Damals war sie immer auf der Hut gewesen, hatte ihm nie Einblick in ihre Gedanken gestattet. Ein Selbstschutzmechanismus, den er ihr mit seiner Gefühlskälte aufgezwungen hatte. Jetzt lag in ihrem Blick nichts als Wärme und Liebe. Sie hatte die Worte noch nicht ausgesprochen, aber er fühlte sich so wohl, war sich ihrer Zuneigung so sicher wie schon seit Ewigkeiten nicht mehr.
»Nehmt euch ein Zimmer«, spottete Garrett.
Hinter Rachels Rücken zeigte Ethan ihm den Stinkefinger. Sam und Donovan lachten, und Ethan küsste seine Frau ein weiteres Mal.
»Fahr jetzt lieber, Kleines«, sagte er leise. »Sonst hält mich hier nichts mehr, und ich komme auf der Stelle mit.«
Als sie sich losriss, glühten ihre Wangen, aber ihre Augen lachten ihn fröhlich an. Mann, wie er das vermisst hatte.
»Ich liebe dich«, flüsterte er, mehr zu sich selbst. Sie lachte aus vollem Hals, ja, sie strahlte vor Glück. Es raubte ihm schier den Atem.
»Ich bin bald zurück«, versprach sie.
Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und gab ihm noch einen Kuss.
31
Mit Schmetterlingen im Bauch stieg Rachel wieder in Ethans Pick-up. In den abgeschnittenen Jeans und dem T-Shirt fühlte sie sich gleich viel wohler. Nun hatte sie es eilig, zu Sams Haus am See zu kommen.
Mittlerweile passten ihr die alten Sachen wieder besser. Zwar hatte die Hose um die Taille noch Luft, und das T-Shirt flatterte um Schultern und Brüste, aber dank der vielen Mahlzeiten, die ihr Marlene herübergebracht hatte, und Ethans ständigem Genörgel, sie solle mehr und besser essen, hatte sie einige Kilogramm zugenommen. Sie war nicht mehr so blass, die Augen strahlten mehr, und sogar ihr Haar glänzte ganz wie früher. Wenn sie jetzt noch ihre immer wieder aufflackernde Drogensucht abschütteln und sämtliche Gedächtnislücken schließen könnte, dann wäre die Welt endlich wieder in Ordnung.
Sie fuhr auf die Brücke über den Kentucky Lake. Beiderseits der Straße schimmerte meilenweit das Wasser. Es war ein ruhiger Tag, die Sonne stand noch hoch am Himmel. Ein perfekter Tag zum
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