KGI: Tödliche Rache (German Edition)
lächelte matt. »Ja.«
»Warum bist du nicht sofort zu mir gekommen? Wenn du in Schwierigkeiten stecktest und genau wusstest, wo ich wohne, wieso bist du dann nicht früher gekommen?«
Als ob das so einfach gewesen wäre. »Wie gesagt, bis vor sechs Wochen wusste ich gar nicht, dass ich schwanger bin …«
»Ist das der einzige Grund, weshalb du hergekommen bist? Weil du ein Kind erwartest?«
Das klang vorwurfsvoll, und sie starrte ihn einen Moment lang schweigend an. Was hatte er erwartet?
»Größtenteils schon.« Sie reckte das Kinn vor.
In puncto Streitlust nahm sie es mit ihm jederzeit auf. Aber sie war es leid, sich permanent verteidigen zu müssen.
»Hier hätten sie als Erstes nach mir gesucht. Wahrscheinlich beobachten sie dich schon seit Monaten und warten nur darauf, dass ich auftauche. Das ist auch der einzige Grund, warum du noch am Leben bist. Mein Vater hatte Informationen über KGI. Vielleicht hatte er nicht den Mumm, dich hier offen anzugreifen, aber letztlich hätte er nichts unversucht gelassen, um dich auszuschalten. Wenn es um Rache geht, ist mein Vater ein sehr geduldiger Mensch.«
Sams Blick wurde noch skeptischer. »Was hat sich geändert? Wieso jetzt?«
Dass er ihr misstraute, war nicht zu überhören. Ja, er hatte das Recht dazu, dennoch fühlte sie sich tief getroffen, und allmählich kotzte sie das Ganze an.
»Was sich geändert hat? Dieses Schwein hat mich eingeholt. Ich bin nicht mehr so schnell und beweglich. Im fünfte Monat schwanger zu sein ändert einiges, einschließlich meine Fähigkeit, auf mich aufzupassen und uns beide vor den Arschlöchern zu schützen, die mein Onkel mir auf den Hals gehetzt hat.«
»Onkel?«
Es war ihr herausgerutscht, und Sam stürzte sich sofort darauf.
»Onkel, Vater, ist doch egal. Sie sind Partner. Verraten habe ich sie beide. Das werden sie mir nie verzeihen.«
»Uns hat man weisgemacht, Tomas Mouton diene deinem Vater lediglich als Befehlsempfänger und sonst nichts. Dass er keinerlei Einfluss hat. Alex hält alle Fäden in der Hand, und Tomas ist in Moutons Organisation weitgehend überflüssig.«
»Das ist bestimmt so.« Das war zumindest so gewesen. Aber da ihr Vater nun tot war, hatte Tomas die Chance sicherlich genutzt und die Kontrolle über das Netzwerk an sich gerissen. Und sein erster Befehl dürfte gelautet haben, den Schlüssel zurückzuholen, den Sophie geklaut hatte, und sie für ihren Verrat an der Familie zu erledigen.
Diese Informationen behielt sie allerdings für sich. Sie war sich nicht recht klar, ob sie Sam von dem Schlüssel erzählen sollte oder davon, dass sie ihren Vater erschossen hatte. Vielleicht waren das zu viele Informationen auf einmal. Sie wollte, dass Sam ihr und ihrem Kind bereitwillig Schutz bot und sie nicht bei der erstbesten Gelegenheit auf die Straße setzte.
»Sam, schau mich an«, flehte sie leise.
Sam hob den Kopf. Er starrte sie so gefühllos an, dass sie zurückzuckte. Trotzdem schluckte sie ihren Stolz hinunter.
»Ich weiß, welchen Eindruck du haben musst. Du hast jedes Recht, misstrauisch zu sein. Du glaubst, ich stehe immer noch in Diensten meines Vaters und bin hier, um Informationen für ihn zu beschaffen oder um dich vielleicht im Schlaf zu ermorden, denn wer würde schon eine Schwangere verdächtigen, nicht wahr?«
Er fand ihre Äußerung gar nicht komisch. Sie hätte ihn gern berührt, gestreichelt, hatte aber zu viel Angst, zurückgewiesen zu werden. Das könnte sie jetzt nicht ertragen.
»Ich bin ein großes Risiko eingegangen, als ich so viel Zeit mit dir im Hotel verbracht habe. Ich habe meinen Vater belogen und ihm alles Mögliche erzählt, um keinen Verdacht aufkommen zu lassen, denn ich wollte jede Nacht wieder zu dir zurückkehren. Mir war klar, dass ich dich nicht für ewig haben konnte und dass ich für dich nur ein Abenteuer war. Das brauchst du nicht noch extra zu betonen. Ich bin aber auch nicht die Einzige, die gelogen hat. Du warst genauso wenig ehrlich wie ich.«
Sie atmete ein paarmal tief durch, um sich wieder zu beruhigen.
»Mir war auch klar, dass du auf Nimmerwiedersehen verschwinden würdest, sobald ich dir die Informationen über das Waffengeschäft gebe, und dass ich selbst zusehen musste, wie ich mich aus den Klauen meines Vaters befreie. Also, wenn du so willst, habe ich dich ausgenutzt. Ich habe dich benutzt, um von meinem Vater loszukommen, aber ich habe ihm nie auch nur das Geringste über dich erzählt. Ich habe dich nicht hintergangen, Sam.
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