KGI: Tödliche Rache (German Edition)
Meinen Vater habe ich hintergangen. Für dich. Und für all die anderen Menschen, denen er Schaden zugefügt hätte.«
»Und jetzt ist er hinter dir her. Weswegen? Rache?«
Sie schluckte und wandte sich ab. Rache? Das klang so persönlich. Tomas würde an ihr ein Exempel statuieren, sozusagen als Einführungsritual in seine neue Rolle als Boss. An ihr würde er seine Entschlossenheit und Tatkraft demonstrieren als warnendes Beispiel, wie mit Verrätern umgegangen wird. Die Tatsache, dass sie zur Familie gehörte, würde seine Gefolgsleute nur umso enger an ihn binden. Auch ihr Vater galt als Mann, den man lieber nicht verärgern sollte. Entscheidend war jedoch, dass sie den Schlüssel für den Erfolg des ganzen Unternehmens in Händen hielt. Und um den wiederzubekommen, würde er jedes Risiko in Kauf nehmen.
»Er bringt unser Kind und mich um, sobald er hat, was er will«, fuhr sie leise fort. »Deshalb musste ich schließlich zu dir kommen und darauf hoffen, du würdest uns deinen Schutz gewähren, unabhängig von deinen Gefühlen für mich. Ich kann nicht mehr. Ich wäre fast gestorben. Unser Kind wäre fast gestorben. Ich will das Risiko nicht mehr allein tragen, auch wenn das bedeutet, dass ich dich in Schwierigkeiten bringe.«
Sein Blick wurde hart und entschlossen. Er war unsagbar wütend, doch er nahm sie sanft am Arm, und es beruhigte sie.
»Du hättest jederzeit zu mir kommen können. Ich mag stinksauer sein und mir wie der letzte Idiot vorkommen, aber das zählt nicht im Vergleich zu eurer Sicherheit. Hast du wirklich geglaubt, ich würde dich an die frische Luft setzen, wenn du mir erst einmal alles erzählt hast?«
»Wenn ich das geglaubt hätte, wäre ich nicht hier«, entgegnete sie. »Es stimmt, ich bin nicht sofort hergekommen. Erstens konnte ich ja unmöglich wissen, wie lange du dich noch in Mexiko aufhalten würdest. Zweitens hätte dir da unten ja auch etwas passieren können. Drittens: Wenn du deinen Zweck als Köder für mich erfüllt hättest, wärst du für die Männer meines Vaters entbehrlich geworden. Seit ich bei dir bin, tickt die Uhr. Jetzt bist du entbehrlich.«
»Du glaubst tatsächlich, was du da alles erzählst, oder?«
Sie drehte sich von ihm weg, doch ihre Schultern bebten vor Zorn.
»Ich bin nicht blöd, Sam. Du magst ja der Meinung sein, dass mein Plan nicht der allerschlaueste war, aber weißt du was? Bisher hat er mich am Leben gehalten. Und dich auch.«
Ungeduldig packte er sie an der Schulter und drehte sie wieder zu sich um.
»Ein paar Dinge wollen wir doch mal klarstellen, ja? Nur damit es künftig keine Missverständnisse mehr gibt. Was deine Sicherheit oder die unseres Babys betrifft, fällst du keine Entscheidungen auf meine Kosten oder um meiner Sicherheit willen. Das ist Schwachsinn. Mein Job ist es, Leute zu schützen. Das ist mein Beruf. Und ab jetzt schütze ich dich und unser Baby, Sophie. Ich beschütze euch beide, und du kannst mir dabei am besten helfen, wenn du tust, was ich dir sage. Triff keine übereilten Entscheidungen aufgrund irgendwelcher Gefühle. Und sei ehrlich zu mir – in jeder Hinsicht. Ab sofort. Verstanden?«
Er führte sich auf wie ein arroganter Arsch. Am liebsten hätte sie ihm eine geknallt, aber sie sah ihm an, dass er sie nicht einfach so herunterputzte. Er hatte das Kommando übernommen und redete mit ihr wie mit einem seiner Männer. Und er erwartete, dass sie seinen Befehlen Folge leisten würde. Ohne Wenn und Aber. Es fehlte nicht viel, und sie hätte salutiert und ihm ein zackiges »Jawohl, Sir« entgegengeschmettert.
»Komm mal her«, meinte er dann leise.
Seine wohltönende Bassstimme jagte ihr einen wohligen Schauder über den Rücken. Er klang mürrisch und ein wenig verunsichert, sie hörte aber auch eine gewisse Sehnsucht nach ihrer Nähe heraus.
Sie ging zu ihm, und er nahm sie in die Arme und drückte sie fest an sich. Warm. Er war so warm, dass sie spürte, wie seine Hitze in ihre Poren eindrang und ihre verkrampften Muskeln lockerte. Er fühlte sich so gut an, dass sie sich vertrauensvoll an ihn schmiegte.
»Ich werde dich beschützen, Sophie. Wir haben noch allerhand zu klären, aber das kriegen wir hin. Erst mal werde ich alles in meiner Macht Stehende tun, damit nie wieder jemand dir oder deinem Kind was antut. Das musst du mir glauben, und wenn es das Einzige ist, das du mir glaubst.«
»Ich glaube dir«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Deshalb bin ich ja zu dir gekommen.«
»Wärst du doch nur früher
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