KGI: Tödliche Rache (German Edition)
es wohl dauerte, die Welt zu retten. Ein paar Tage? Wochen? Sie hätte natürlich Marlene fragen können, aber das hätte ihr ja doch nur wieder einen dieser mütterlichen Blicke eingebracht, bei denen sich ihr immer die Nackenhaare aufstellten.
Als sie hörte, wie Frank sich bewegte, drehte sie den Kopf. Er hatte sich vorgebeugt und hielt seinen Arm. Er sah blass und angespannt aus und schnappte mühsam nach Luft. Alarmiert sah Rusty Marlene an, die den Blick ebenfalls auf Frank gerichtet hatte.
»Frank«, sagte Marlene scharf. »Was ist los?«
»Nichts, Marlene. Ich muss mir nur ein bisschen die Füße vertreten. Es fühlt sich an, als säße ein Elefant auf meiner Brust.«
Er kam auf die Beine, blieb einen Moment stocksteif stehen und begann dann zu schwanken. Stöhnend kippte er vornüber und fiel zu Boden.
Panik überkam Rusty und lastete auf ihr wie ein zentnerschweres Gewicht. Sie sprang auf und schrie, so laut sie konnte, nach Rio und Donovan.
Marlene warf sich neben Frank auf den Boden, und Rusty kletterte über den Sofatisch und kniete sich neben ihn.
»Atmet er noch?«, fragte Rusty ängstlich. »Mein Gott, er ist doch nicht etwa tot?«
Bevor Marlene antworten konnte, hatte Rusty bereits das Ohr auf seine Brust gepresst und tastete mit den Fingern an seinem Hals nach einem Puls. Das machte man doch so, oder?
Frank rührte sich nicht. Oh Gott, er atmete nicht mal mehr. Sein Brustkorb schien sich überhaupt nicht zu bewegen. Sie konnte auch keinen Puls fühlen, allerdings zitterte ihre Finger dermaßen, dass sie bezweifelte, überhaupt irgendetwas damit fühlen zu können.
Rio und Donovan stürmten ins Zimmer, gefolgt von einigen ihrer Männer. Alle hatten sie die Waffe im Anschlag, aber als sie Frank am Boden liegen sahen, neben sich die beiden Frauen, legten sie die Waffen weg und stürzten herbei.
Donovan schob Rusty zur Seite und kontrollierte als Erstes Atem und Puls. Rio hatte sich neben ihn gekniet und riss Franks Hemd auf.
»Er … er atmet nicht«, sagte Rusty.
Rio warf ihr einen kurzen, beruhigenden Blick zu. Dann legte er die Hände übereinander auf Franks Brustkorb. Donovan, dessen Gesicht angespannt und blass war, bog Franks Kopf zurück und beugte sich hinunter, um seinen Vater zu beatmen.
Marlene kniete neben Frank. Ihr Gesicht war so weiß, dass Rusty es mit der Angst zu tun bekam. Sie sah aus, als stünde sie unter Schock, und sie starrte Frank so entsetzt an, dass Rusty ganz mulmig wurde.
»Marlene«, sagte Rio. »Marlene!«, wiederholte er mit Nachdruck.
Marlene riss sich aus ihrer Starre und sah ihn fragend an.
»Ruf den Notarzt. Wir müssen ihn ins Krankenhaus bringen.«
Rusty fing am ganzen Körper an zu zittern. Mein Gott, nicht Frank. Nein, nein, nein. Tränen traten ihr in die Augen, sie schlang die Arme um ihren Körper und versuchte verzweifelt, nicht die Fassung zu verlieren.
Rio und Donovan fuhren mit ihren Wiederbelebungsmaßnahmen fort. Rio hatte ein grimmiges Gesicht aufgesetzt, und Donovan warf nicht einen Blick in Rustys oder Marlenes Richtung. Er konzentrierte sich völlig darauf, Luft in die Lungen seines Vaters zu pumpen. Marlene rannte zum Telefon, und Rusty bekam mit einem Ohr mit, wie sie der Notrufzentrale die Situation erklärte.
Sekunden später stand sie wieder neben den Männern. »Der Krankenwagen kommt in zehn Minuten.« Donovan schenkte ihr keine Aufmerksamkeit. Er war vollauf mit der Beatmung beschäftigt.
Das Warten war schlimmer als alles, was Rusty bisher erlebt hatte. Es war wie ein schlechtes Video, das immer wieder von Neuem ablief. Die ganze Situation kam ihr so unwirklich vor. Sie konnte einfach nicht echt sein. Das hier war nicht real. Sie durfte Frank nicht verlieren. Er glaubte an sie wie niemand sonst.
Als der Notarzt und die Sanitäter endlich kamen, mussten sie Donovan mit Gewalt von Frank wegzerren. Dann ging alles rasend schnell. Spritzen, Schläuche, Kabel, eine Maschine. Als sie die Wiederbelegungsversuche kurz unterbrachen, um den Herzschlag zu kontrollieren, und eine dünne, rote, flache Linie über den Monitor glitt, verlor Rusty die Nerven.
»Nein!«
Sie stürzte sich auf den Sanitäter, schubste ihn zur Seite, schlang die Arme um Frank und schluchzte.
»Nein!«, schrie sie hysterisch. »Du kannst mich nicht verlassen! Tu das nicht. Du darfst nicht sterben!«
Rio zog sie fort, doch sie trat und schlug nach ihm, bis er sie so fest in die Arme nahm, dass sie sich nicht mehr rühren konnte. Die Sanitäter schoben
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