KGI: Tödliche Rache (German Edition)
total für dumm verkauft hatte? Verdammt, wann würde sie endlich aufhören, so vertrauensselig zu sein?
Als sie hinter sich Schritte hörte, knallte sie die Badezimmertür zu und schloss sich ein. Dass Sam ihr auf die Pelle rückte, war das Letzte, was sie jetzt brauchen konnte.
»Sophie!«, rief er durch die Tür. »Verdammt, Sophie, mach die Tür auf, damit ich weiß, dass alles in Ordnung ist.«
Sie beugte sich über das Waschbecken, atmete tief durch die Nase und kämpfte gegen das Bedürfnis, sich zu übergeben. Sie spürte, dass Sam noch immer vor der Tür stand, und wartete, bis sie ihn endlich den Flur entlanggehen hörte. Sie spritzte sich Wasser ins Gesicht und starrte ihr Spiegelbild an. Als sie sich sicher war, dass sie nicht mehr aussah wie kurz vor einem Nervenzusammenbruch, hob sie die Hände und starrte sie an, bis sie aufhörten zu zittern. Schließlich fühlte sie sich in der Lage, diese »Befragung« durchzustehen, egal wie lange sie dauern würde. Sie öffnete die Tür und trat leise in den Flur.
Sie hatte das Wohnzimmer fast schon erreicht, da schnappte sie einige Worte von Resnick auf und blieb wie angewurzelt stehen.
»Ich muss sie verhaften. Das wissen Sie doch, Sam. Sie ist zu wertvoll, als dass wir sie aus den Augen verlieren dürfen. Sie weiß etwas. Das ist Ihnen doch auch klar.«
Beinahe wäre sie vor Angst in die Knie gegangen. In ihren Ohren dröhnte es dumpf, so wild pulsierte das Blut durch ihre Adern. Sie war doch ihrem Onkel nicht entwischt, um sich dann von irgendeinem dahergelaufenen Regierungsschnösel festnehmen zu lassen, für den die Verhaftung eines Mitglieds des Mouton-Clans nur eine weitere Stufe auf der Karriereleiter war!
Nein, sie war nicht aus dem einen Gefängnis geflohen, um gleich darauf ins nächste zu wandern. Ihr Kind würde ein besseres Leben haben als sie, dafür würde sie Himmel und Hölle in Bewegung setzen.
Sie drehte sich um. Fieberhaft grübelte sie über eine Fluchtmöglichkeit nach. Im Schlafzimmer waren Fenster, aber sie hatte nicht überprüft, ob die sich öffnen ließen. Doch das konnte sie nachholen.
»Sind Sie jetzt endgültig übergeschnappt?«, knurrte Sam. »Sophie bleibt bei mir, darüber diskutiere ich gar nicht erst.«
Resnick seufzte und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Sam, verstehen Sie doch, mir bleibt keine andere Wahl. Dies ist eine Frage der nationalen Sicherheit. Das müssen Sie doch einsehen. Ich muss Mouton um jeden Preis aufhalten, auch wenn das bedeutet, dass ich seine Tochter festnehme. Verdammt, ich tue ihr doch nicht weh. Ich würde mich darum kümmern, dass sie gut versorgt wird. Sie und das Baby würden die beste medizinische Versorgung bekommen.«
Sam packte Resnick am Kragen und knallte ihn gegen die Wand. »Mein Kind. Meins! Das ist mein Baby, und Sophie ist meine Frau. Mir ist völlig scheißegal, was Ihre Vorgesetzten sagen. Sie bleibt bei mir.«
Garrett trennte die beiden und zog Sam ein Stück fort. »Ganz ruhig, Sam. Ihr solltet euch beide beruhigen. So kommen wir nicht weiter.«
Sam riss sich los, legte die Hand in den Nacken und begann, im Zimmer auf und ab zu laufen.
»Mensch, Sam, Sie müssen doch wissen, dass mir in solch einem Fall die Hände gebunden sind«, sagte Resnick.
Garrett machte eine beschwichtigende Geste. »Ich denke, Mouton ist tot, und ich glaube, dass Sophie das weiß.«
Sam und Resnick sahen ihn beide durchdringend an.
»Das ist eins von mehreren möglichen Szenarien«, stimmte Resnick zu. »Aber wie kommen Sie darauf?«
»Sophie hat uns von Anfang an etwas verschwiegen. Sie ist äußerst schreckhaft, und ein paarmal hat sie aus Versehen von ihrem Vater in der Vergangenheitsform geredet. Sie hat kein Wort darüber verloren, dass er hinter ihr her ist, aber den Onkel hat sie mehrfach erwähnt. Vielleicht haben Sie recht, und Tomas versucht, die Macht an sich zu reißen. Er tötet Alex, vielleicht hat er auch versucht, Sophie zu töten. Sie flieht, Tomas holt sie ein, schießt auf sie und verletzt sie, und sie wendet sich an Sam, damit er ihr hilft und sie beschützt.«
»Das klingt einleuchtend«, erwiderte Resnick. »Das habe ich mir auch schon überlegt. Ich verstehe nur nicht, warum ihm Sophie so wichtig ist. Frauen haben in Moutons Imperium nie eine Rolle gespielt. Sie wurden entweder benutzt und weggeworfen, oder sie hatten so gut wie keinen Freiraum. So war es auch mit Sophie – jedenfalls nehme ich das an. Dass sie geflohen ist, mag Tomas geärgert haben, aber ich
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