Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)
der Tür zurück und erinnerte sich daran, wie er vor ihrem Schreibtisch nachgeladen hatte, als sie aufgesprungen war, um ihm den brennenden Papierkorb entgegenzuschleudern.
Wie oft hatte er davor geschossen?
Jeweils eine Kugel für Susie, Leslie und Kim. Insgesamt drei. Aber sie hatte mehr als drei Schüsse gehört. Vier? Fünf? Da konnte er bereits Hammond und Hayes aus dem Verkehr gezogen haben.
Nein. Das muss passiert sein, nachdem ich abgehauen bin. Die ersten Schüsse galten alle den Mädchen im Büro.
Sagen wir also, in das Gewehr passen fünf Kugeln.
Seit er das letzte Mal nachgeladen hat, hat er nach meiner Rechnung schon dreimal gefeuert.
»Mach die Tür auf, Sharon.«
»Friss Scheiße und stirb!«
»Taffy sagt ›bitte‹.«
»Ich hab schon die Polizei gerufen«, brüllte sie. »Sie sind unterwegs.«
»Tatsächlich?«
»Wir haben aus Hals Büro telefoniert.«
Hätten wir es doch nur getan.
Scheiße!
Sie wirbelte herum. Er hatte Schreibtische und Stühle an die Wand geschoben, um Platz für den Leichenhaufen zu schaffen. In der Hektik war einiges heruntergefallen: Bücher, Papier, Aktenordner, Monitore, Tastaturen, Telefone.
Zwischen einem der Schreibtische und der Wand lag ein Telefon auf dem Boden. Gar nicht so einfach, heranzukommen.
Ihre Ladestation stand noch auf ihrem Schreibtisch, aber der befand sich ganz am anderen Ende des Büros. Die Leichen versperrten ihr den Weg.
Es muss doch eins in der Nähe geben.
Susie hatte ein Handy in ihrer Handtasche.
Wo ist ihre Tasche? Und wo sind die von den anderen? Wo sind die ganzen Klamotten?
Sharon konnte sie nirgends finden.
Hatte der Killer sie in Hammonds Büro gebracht?
Die Verbindungstür war geschlossen.
»Ich werde Taffy den Schädel wegblasen müssen, wenn die Bullen hier auftauchen«, kündigte er aus dem Korridor an. »Deshalb ist es wirklich ein Jammer, wenn du sie schon angerufen hast. Wenn du sie aber noch nicht gerufen hast, solltest du es dir noch mal überlegen. Sobald ich den ersten Cop sehe, kriegt Taffy ’ne Ladung in ihr süßes kleines Gesicht.«
»Ja, sicher. Sie ist doch sowieso schon tot.«
»Glaubst du wirklich?«
Sharon hörte ein entsetztes, hohes Kreischen, das ihr mehrere eiskalte Schauer über die Haut jagte.
»Bitte die nette Lady, nicht die Bullen zu rufen«, sagte er.
Sharon hörte, wie das Mädchen nach Luft schnappte und leise weinte.
»Noch nicht tot«, sagte der Mann. »Willst du sie?«
»Lass sie in Ruhe.«
»Mach die Tür auf, dann bekommst du sie.«
»Du wirst uns beide töten.«
»Ich lasse Taffy gehen.«
»Nein, wirst du nicht. Du lässt niemanden gehen.«
»Sicher werd ich das. Was denkst du denn, dass ich ein Monster bin oder so?«
Sharon spürte, wie sich ihre Lippen zu einem höhnischen Grinsen verzerrten.
»Ich bin kein Monster, oder, Taffy?«
Nach einem Moment der Stille kreischte das Mädchen.
Der Mann lachte leise und sagte: »Sharon?«
»Was?«
»Ich versteh ja, dass du zögerst, die Tür aufzumachen.«
»Ach ja?«
»Du hast recht, wenn du annimmst, dass ich euch beide töte. Auch wenn ich aus anderen Gründen hier bin, kann ich schlecht Zeugen zurücklassen. Jeder vernünftige Mensch würde euch beide abknallen.«
»Ganz genau.«
»Seh ich aus wie ein vernünftiger Mensch?« Er kicherte. »Ich mach dir ein Angebot.«
»Oh, sicher.«
»Ich verschwinde, wenn du mir sagst, wer ich bin.«
»Sicher tust du das.«
»Das werd ich. Vertrau mir.« Er kicherte erneut. »Wie dem auch sei, was hast du schon zu verlieren? Wenn du rauskriegst, wer ich bin, verschwinde ich. Ich lass dich und Taffy am Leben.«
»Was, wenn ich nicht weiß, wer du bist?«
»Oh, das wäre wirklich schlecht. Für euch beide. Sehr, sehr schlecht. Schlecht für euch, umso spaßiger für mich. Deine einzige Hoffnung, dich und Taffy vor dem sicheren Tod zu bewahren – und vor einem Schicksal, das schlimmer ist als der Tod, wie man so schön sagt –, ist es, meinen Namen zu nennen.«
Sharon stöhnte. Dann murmelte sie: »Okay.«
»Was?«
»Ich mach’s.«
»Okay! Sehr gut! Fangen wir an. Wer bin ich?«
»Das beschissene Rumpelstilzchen.«
»Falsch.«
Taffy stieß einen gequälten Schrei aus.
»Verdammt!«, brüllte Sharon.
»Oh, ich hab ganz vergessen, zu erwähnen … jedes Mal, wenn du falsch rätst, bekommt Taffy das zu spüren.«
11
Durch die Tür konnte sie Taffy weinen hören. »Lass sie in Ruhe!«
»Ihr Schicksal liegt in deinen Händen, Sharon.«
»Es liegt in deinen!«
»Aber
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