Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)
stand, funkelte er Jim an. Dann Grace. Sie schien in sich zusammenzusinken und etliche Zentimeter kleiner zu werden, als er sie anstarrte.
Jim beugte sich vor, hob sein Fernglas auf und schlang sich den Trageriemen um den Hals. »Aufstehen«, forderte er.
Shimley erhob sich.
»Wir bringen dich zur Polizei«, sagte Jim. »Versuch keine Dummheiten, sonst wirst du’s bereuen.« Verdammt, klang das abgedroschen und dämlich!
Aber der Mann gab keinen Kommentar dazu ab. Er nickte nur.
»Los jetzt.«
»Ich will meine Hose.«
»Fick dich«, sagte Mike.
Shimley drehte den Kopf und sah ihn an.
»Komm jetzt.«
Shimley setzte sich in Bewegung.
Grace blieb hinter ihm, bei Mike.
Sie hasst mich, dachte Jim.
Aber so ist es am besten. Wir tun das Richtige.
Er ging rückwärts und behielt Shimley im Auge. Der Mann machte wirklich einen mitleiderregenden Eindruck, wie er so mit gesenktem Kopf, hängenden Schultern und schlaffem Penis dahintrottete.
Großes, böses Monster.
Gar nicht mehr so böse.
Shimley stieß ein Brüllen aus und stürzte sich auf Jim. Das Seil schloss sich wie ein Würgehalsband um seine Kehle.
Sein Kopf wurde zurückgerissen und das Gesicht lief knallrot an, aber er ließ nicht locker.
»Scheiße!«, brüllte Mike. Entweder, er ließ jetzt das Seil los, oder …
Jim holte mit dem Messer aus, zielte direkt auf Shimleys Brust.
Der bremste abrupt, nur wenige Zentimeter von der Klinge entfernt, ab. Fletschte die Zähne. Knurrte.
»Nicht bewegen!«, brüllte Jim ihm ins Gesicht.
»Abrakadabra, Arschloch.« Shimleys Arme schossen hinter seinem Rücken hervor und er ließ ein Stück Seil vor Jims Augen hin und her baumeln.
Mike und Grace stürzten sich im selben Moment auf ihn.
Mike warf sich mit aller Kraft gegen seinen Rücken.
Grace klammerte sich an seinen Beinen fest.
Die Attacke der beiden traf Shimley mit voller Wucht und er wurde nach vorn geschleudert.
Jims Messer tauchte in die Brust des Mannes ein.
Shimley glitt an der Klinge hinunter und als er nach hinten kippte, wusste Jim, dass sie den anderen doch noch getötet hatten.
Dann knallte etwas gegen seinen Kopf.
Jim erwachte mit höllischen, dröhnenden Kopfschmerzen.
Er setzte sich auf und sah, dass seine Füße mit dem Seil gefesselt waren.
Dann sah er Mikes Kopf. So nah, dass er ihn hätte berühren können, aber falsch herum. Eine große rote Kugel mit Zähnen und weit aufgerissenen Augen. Ein Stück Wirbelsäule ragte aus einem zerfetzten Halsstumpf empor in den Himmel.
Dann sah er Grace.
Mit einem Seil um den Hals hing sie an einem Ast des Baums. Ihre Füße konnten den Boden nicht ganz erreichen und ihre Zunge hing heraus. Vom Hals abwärts bis hinunter zu den Knien war sie völlig wund und breiig und eigenartig. Ohne Haut.
Shimley trat hinter dem Baum hervor.
Er glänzte am ganzen Körper rot. Und grinste.
Er presste seine linke Hand fest gegen seine Rippen. In seiner rechten hielt er das blutige Messer.
Er kam auf Jim zu.
»Zu dumm, dass du den ganzen Spaß verschlafen hast, Arschloch.«
Jim kippte nach vorn und übergab sich auf seine Oberschenkel.
Er kotzte immer noch, als Shimley ihm einen Tritt gegen die Stirn verpasste.
Benommen fiel er nach hinten und schlug auf dem Boden auf.
»Aber du hast noch nicht alles verpasst. Den Rest kriegst du jetzt voll mit.«
Jim klappte zusammen, als sich das Messer tief in seinen Bauch bohrte.
DIE TURMSPRINGERIN
Ich hätte nie herausgefunden, dass es sie gab, doch letzte Nacht konnte ich nicht schlafen und der Abgabetermin für meine Story rückte näher. Also ging ich gegen Mitternacht durch mein dunkles Haus und durch meine nagelneue Garage, entriegelte die Seitentür, machte das Licht an und stieg die Treppen zu meinem Büro hinauf.
Obschon es ein großes Büro war, schien es doch nahezu luftdicht zu schließen. Sobald man die Tür öffnete oder schloss, bewegten sich durch den kaum merklichen Luftzug die Jalousien vor den Fenstern in siebeneinhalb Metern Entfernung. Und durch die gute Abdichtung war es darin auch ungewöhnlich still.
In dem Moment, als ich die Tür öffnete, wusste ich gleich, dass etwas nicht stimmte. Die Luft war nicht so dicht und still wie sonst. Anscheinend hatte ich vergessen, ein Fenster zu schließen.
In den letzten Wochen hatte ich tagsüber immer sämtliche Fenster in meinem Büro offen gelassen, damit die milde Sommerbrise durchziehen konnte. Am Ende eines Arbeitstages schloss ich sie dann wieder und verriegelte sie auch. In Los
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