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Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)

Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)

Titel: Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Angeles, selbst auf der Westseite der Stadt, kann man nicht vorsichtig genug sein.
    Doch manchmal macht man einfach Fehler, lässt sich ablenken und übersieht ein Detail. Offenbar hatte ich alle Fenster geschlossen, bis auf ein einziges.
    Von meinem Standpunkt in der Tür aus wusste ich genau, welches Fenster offen war. Während der übrige Raum völlig still war, gelangten von der Rückwand aus Geräusche an mein Ohr: Blätter raschelten im Wind, Autos und Lastwagen auf der nahe gelegenen Straße, ein Helikopter irgendwo in der Ferne – die Laute der Außenwelt drangen ein wie Wasser durch ein winziges Loch in einem ansonsten gut abgedichteten Boot.
    Bei Tageslicht hätte mir das vielleicht gefallen und ich hätte die übrigen Fenster auch noch geöffnet. Aber nicht zu dieser nachtschlafenden Stunde. Ich wollte in einem völlig versiegelten Raum sein, geschützt und sicher.
    Das Fenster musste wieder geschlossen werden.
    Ich machte das Licht im Büro noch nicht an und ging auf das Fenster zu. Die Jalousien waren nicht ganz zu und so drang das Mondlicht durch die Ritzen, malte blassgraue Streifen auf den Teppich und wies mir so den Weg.
    Das Fenster ließ sich seitwärts schieben. Ich hätte wohl besser einen Lamellenvorhang angebracht. Bei einem Lamellenvorhang hätte ich einfach nur durch die Lamellen greifen und das Fenster zuschieben müssen. Die Jalousien dagegen musste ich hochziehen.
    Ich stand vor dem Fenster, streckte die Hand aus und versuchte, die Zugschnur zu greifen. Ich konnte sie zwar überhaupt nicht sehen, aber ich wusste, wo sie ungefähr hing. Als ich mich durch die Dunkelheit tastete …
    Buh-Wumm!
    Das Geräusch kam von draußen durch das offene Fenster. Obwohl es mir irgendwie vertraut vorkam, konnte ich es zunächst nicht zuordnen.
    Dann folgte ein lautes Klatschen.
    Meine Finger fanden die herabhängende Schnur. Ich zog und die Jalousien glitten nach oben. Plötzlich eröffnete sich mir das Bild von L. A. bei Nacht mit seinen Häusern und den Reklametafeln und Lichtern und den fernen Hügeln.
    Doch da war noch ein Licht, wo ich noch nie zuvor eines bemerkt hatte – nämlich rechts von mir, ganz nah und sehr hell. Es schien vom Hinterhof eines Hauses zu kommen, das gleich hinter dem Grundstück meines direkten Nachbarn lag.
    Hinter meinem Fenster im zweiten Stock stand ich weit oberhalb des Zaunes, der den Hof des Unbekannten umgab. Leider hatte ich aber einen schlechten Winkel. Außerdem behinderten einige Bäume die Sicht. Darum konnte ich nur kleine Teile des Hauses erkennen und vom Swimmingpool überhaupt nichts.
    Es musste dort einen Pool geben, denn ich hatte nicht nur die Geräusche gehört, sondern sah auch einen Sprungturm.
    Das gesamte Sprungbrett, die glänzenden Chromgriffe der Leiter und der obere Teil der Leiter selbst waren gut beleuchtet und hübsch eingerahmt von denselben Bäumen, die mir so viel von der Sicht nahmen.
    Es überraschte mich wenig, in meiner nächsten Nachbarschaft einen Swimmingpool zu entdecken, immerhin waren wir hier in Los Angeles. Pools waren keine Seltenheit, auch wenn man sie in meiner Nachbarschaft nicht ganz so oft sah wie in den reicheren Gegenden wie zum Beispiel Bel Air oder in den unerträglich heißen Ecken des Tals.
    Aber dieser hier war mir bisher noch nicht aufgefallen.
    Er lag ja auch nicht hinter meinem Haus, sondern hinter dem Haus und dem Rasen und der Garage und dem Zaun meines Nachbarn, und zudem waren eine Menge Büsche und Bäume und ein weiterer Zaun im Weg. Außerdem hatte mein eigenes Haus nur ein Obergeschoss. Der Pool konnte schon seit Jahren dort sein, ohne dass ich davon gewusst hätte. Vielleicht hätte ich nie von ihm erfahren, wäre ich nicht in meine neue zweistöckige Garage gekommen, um noch ein bisschen zu arbeiten, und hätte ich nicht vergessen, das einzige Fenster zu schließen, von dem aus der Pool zu sehen war, und wäre ich nicht durch die Wassergeräusche darauf aufmerksam geworden.
    Natürlich hatte ich auch vorher schon aus diesem Fenster geschaut. Allerdings noch nicht oft. Und noch nie zu so später Stunde. Immer, wenn ich hinausgesehen hatte, war das Sprungbrett, das die Lücke zwischen den Bäumen preisgab, meiner Aufmerksamkeit entgangen.
    Es ist doch genau zu erkennen, dachte ich. Wie hatte ich das übersehen können?
    Wie weit mochte das sein, vielleicht neun Meter? Oder zwölf?
    Jetzt sah ich ein paar Hände, die sich um die Leiter legten. Es folgten nackte Arme und ein Kopf mit nassem, strohblondem

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