Kill Whitey
Teufel du dich unter Larrys Jeep versteckt hast und wieso zum Geier diese Mistkerle auf uns geschossen haben?«
Sondra schürzte die Lippen. »Du fluchst sehr viel.«
»Da hast du verdammt noch mal recht«, gab Darryl zurück. »Und jetzt rede.«
Bevor sie etwas erwidern konnte, wurden meine Hände taub, und ich begann zu zittern. Es gelang mir, das Fenster runterzukurbeln, dann schaltete ich die Heizung ein. Mir wurde plötzlich eiskalt, dabei schwitzte ich wie ein Schwein. Die Straße verschwamm vor meinen Augen. Darryl sagte etwas zu mir, doch ich konnte ihn nicht verstehen. Seine Stimme klang weit entfernt. Er ergriff das Lenkrad, und ich versuchte, mich auf ihn zu konzentrieren.
»Fahr rechts ran, verflucht«, sagte er. »Du hast einen Schock.«
Ich gehorchte. Ich fühlte mich schwach, müde und außer Atem. Darryl und ich tauschten die Plätze. Ich machte mir keine Sorgen darum, dass er den Cherokee zu Schrott fahren könnte. Nicht mehr. Derlei Dinge erschienen mir mit einem Mal albern und belanglos. Schließlich versucht nicht jeden Tag jemand, einen umzubringen. Die hatten auf uns geschossen. Sie hatten tatsächlich auf uns geschossen. Dies war kein Film und keine Fernsehserie – dies war das verdammte echte Leben.
Während Darryl den Sitz auf sich einstellte und sich mit dem Jeep vertraut machte, lehnte ich mich auf dem Beifahrersitz zurück und versuchte, meine Atmung unter Kontrolle zu bringen. Sondra beugte sich vor und starrte mich an. Es fühlte sich gut an, die Besorgnis in ihren Augen zu sehen. Sie streckte die Hand aus und berührte meine Stirn.
»Danke noch mal«, sagte sie. »Für die Hilfe. Ihr seid gute Menschen. Alle beide.«
Langsam strichen ihre Finger über meine Haut. Sie fühlten sich kühl an. Ich schloss die Augen und seufzte. Dann entfernte sich ihre Hand wieder.
Darryl rollte auf die Interstate und kramte sein Mobiltelefon hervor. Er klappte es auf. Die Tastatur schimmerte in der Dunkelheit grün.
»Wen rufst du an?«, fragte ich.
»Na, die Bullen, Mann. Was denkst du denn?«
» Njet! «, rief Sondra. »Nicht Polizei anrufen. Ganz schlecht. Viel Ärger, wenn du sie anrufst.«
Darryl schenkte ihr keine Beachtung und begann, mit dem Daumen zu wählen. Sondra beugte sich weiter vor und entriss ihm das Handy. Der Cherokee schwenkte auf die Überholspur. Ein Sattelschlepper von GPS hupte uns an. Ruckartig lenkte Darryl den Jeep zurück auf unsere Spur. Bevor wir reagieren konnten, kurbelte Sondra das Fenster auf und warf das Telefon hinaus. Es prallte gegen eine Baustellenabsperrung aus Beton. Der Lastwagenfahrer hupte erneut.
Darryl umklammerte krampfhaft das Lenkrad. »Larry, ich werde deine neue Freundin umbringen.«
»Sie ist nicht meine Freundin ...«
»Halt die Klappe.« Er schleuderte ihr über den Innenspiegel einen wütenden Blick zu. »Wieso, zum Teufel, hast du das gemacht? Das verfluchte Ding hat mich einen ganzen Lohnscheck gekostet. Dir ist schon klar, dass du dafür bezahlen wirst, oder?«
Sondras Unterlippe zitterte. »Bitte, nicht schlagen. Nicht mehr. Es tut mir leid. Ich dir kaufe neues Telefon. Nur nicht schlagen.«
»Dich schlagen?« Sofort wurde Darryls Stimme sanfter. »Aber nein. Entspann dich. Keiner von uns wird dich schlagen. Wir verprügeln keine Frauen. Solche Penner sind wir nicht. Es ist alles in Ordnung. Dir passiert nichts. Sag uns nur, was los ist, und warum du die Bullen nicht anrufen willst.«
»Lass uns erst von der Straße runter«, schlug ich vor. Allmählich ging es mir wieder etwas besser. »Mir gefällt es hier nicht. Wenn die bei den Bullen angerufen und ihnen mein Kennzeichen durchgegeben haben, könnte man bereits nach uns suchen.«
»Warum sollten die bei den Bullen anrufen? Haben die Mistkerle nicht auf uns geschossen? Das würde ich nicht unbedingt als das Verhalten gesetzestreuer Bürger werten, du etwa?«
»Nein«, pflichtete ich ihm bei.
»Verdammt richtig, ist es auch nicht. Diese Kerle sind Mafiosi. Die werden nicht bei den Bullen anrufen.«
»Das wissen wir doch nicht mit Sicherheit.«
»Jesse und Tonya haben gesagt ...«
»Pfeif auf Jesse und Tonya«, fiel ich ihm ins Wort. »Wir wissen nicht mit Sicherheit, ob sie zur Russenmafia gehören.«
»Ja«, sagte Sondra. »Tun sie.«
»Oh ...«
Darryl kicherte. »Tja, das ist doch einfach wunderbar, oder?«
Wir schwiegen einige Minuten. Darryl fuhr von der Interstate ab, und wir steuerten zurück nach York.
»Lass uns von der Straße verschwinden«, wiederholte
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