Kill Whitey
handelte.
»Scheiße! Runter!«
Sondra drückte sich auf den Zementboden, und ich kletterte auf sie, schirmte ihren Körper mit dem meinen ab. Ich presste die tränenden Augen zu, spannte jeden Muskel an und wartete auf die Explosion, auf die Granatsplitter. Es war vorbei. Wir würden sterben.
Aber nichts geschah.
Das Zischen wurde lauter. Ich öffnete die Augen. Die Granate verströmte eine wolkenartige Substanz, die sich mit dem Qualm vermengte. Hastig zog ich mir das blutige Hemd über Mund und Nase und bedeutete Sondra, dasselbe zu tun.
»Gas«, stieß ich hervor. »Die Scheißkerle greifen uns mit Gas an. Nichts wie zur Treppe, und halt den Atem an, so lange du kannst. Schnell!«
Mit angehaltenem Atem schafften wir es zur Kellertreppe. Ich spähte den Korridor hinab, besorgt darüber, dass sich Whitey bereits befreit haben könnte, aber der Rauch war so dicht, dass ich den Pausenraum nicht erkennen konnte. Meine brennenden Lungen fühlten sich an, als würden sie gleich platzen. Zwei Stufen auf einmal nehmend hetzten wir die Treppe hinab und gelangten in einen Keller. Die Luft erwies sich als reiner. Wir standen auf und atmeten gierig ein.
»Ist dunkel«, keuchte Sondra. »Ich kann nicht sehen.«
»Unsere Augen werden sich anpassen. Ich wette, die Bullen machen sich gerade bereit dafür, das Gebäude zu stürmen. Wir müssen weiter, solange wir noch können.«
»Du gehst voraus, ja?«
»Klar. Nimm meine Hand.«
»Lass nicht los.«
»Werd’ ich nicht.«
Wir setzten uns in Bewegung. Ich ging langsam, zumal ich nur wenige Meter weit sehen konnte. Das Untergeschoss bestand aus einem langen Korridor mit mehreren Türen zu beiden Seiten. Staub bedeckte den Boden. Jede Tür war mit dem Zweck des Raums dahinter beschriftet. Wir passierten den Boilerraum, den Generatorraum, den Schaltraum für die elektrischen Anlagen – bei dem uns ein Schild vor Stromschlaggefahr warnte –, den Pumpenraum, einen Hausmeisterschrank, einen Heizungs-, Lüftungs- und Klimaraum sowie mehrere Lagerkammern. Am Ende des Korridors befand sich ein Lastenaufzug, den ich im Geschoss über uns nicht bemerkt hatte, weshalb ich annahm, dass er hinter Geröll verborgen liegen musste.
»Sackgasse«, sagte ich und tastete mich in der Dunkelheit an den Wänden entlang. »Hier kommen wir nicht weiter.«
Die Luft war noch relativ sauber, dennoch begannen meine Augen wieder zu brennen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich der Rauch den Weg nach unten bahnen und das Tränengas mitbringen würde. Widerwillig traten wir den Rückweg an.
»Ich weiß nicht, was wir tun sollen«, entschuldigte ich mich. »Tut mir leid.«
Sondra setzte zum Sprechen an, aber Whiteys plötzlicher, wutentbrannter Schrei kam ihr zuvor.
» Sooondraaa! «
»O Scheiße«, stieß ich hervor. »Rate mal, wer wieder da ist.«
»Nix raten. Ist Whitey.«
Das Geräusch von etwas Schwerem, das über den Boden geschleift wurde, ertönte, dann folgte ein Krachen, das durch die Decke hallte. Staub rieselte von den Lampenhalterungen und reizte meine verbrannte Kopfhaut.
»Keine Spiele mehr«, brüllte Whitey. Seine Stimme klang merkwürdig. »Kein Gerede mehr. Jetzt ist nur noch Zeit zu sterben, Mr Gibson.«
Ich versuchte, die Türen zum Boilerraum und zum Elektroschaltraum zu öffnen, aber sie erwiesen sich als versperrt. Als Nächstes probierte ich es bei der Tür zum Pumpenraum und seufzte vor Erleichterung, als sie sich öffnete. Hastig huschten wir hinein und schlossen die Tür hinter uns. Sondra schnappte nach Luft. Im Pumpenraum herrschte pechschwarze Finsternis. Ich schwenkte die Hand vor dem Gesicht, konnte sie jedoch nicht sehen. Jäh flammte Hoffnung in mir auf. Whitey würde uns auch nicht sehen können. Allerdings welkte meine Freude, als ich mich daran erinnerte, dass er uns anscheinend durch eine übersinnliche Verbindung zu dem Baby aufspüren konnte. Es gab kein Versteck für uns, nicht einmal in völliger Dunkelheit.
Über uns hörte ich Whiteys gedämpfte Schritte, die über die Treppe herabkamen.
»Horch«, flüsterte Sondra.
»Ich höre ihn. Es tut mir leid, Sondra. Geh hinter mich. Wenn er reinkommt, stürze ich mich auf den Dreckskerl, während du flüchtest.«
» Njet . Nicht Whitey. Ich höre Wasser.«
Ich blendete die Schritte des Russen aus und lauschte, nahm jedoch nichts wahr. Mein Gehör funktionierte immer noch wankelmütig, obwohl ich gedacht hatte, es wäre besser geworden.
»Bist du sicher?«, fragte ich.
» Da . Ganz sicher
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