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Kill your friends

Kill your friends

Titel: Kill your friends Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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nicht auf der Party auftauchen würde. »Ich kann ohnehin nicht kommen«, log ich, »ich muss zu einem Konzert. Aber, rein aus Interesse, warum denn nicht?«
    »Ist nichts Persönliches, Alter«, sagte er, »und ich weiß auch nicht, was vorgefallen ist. Aber Marcy sagt, dass sie sich in deiner Gegenwart unwohl fühlt …«
    »Gut«, sagt Parker-Hall, als wir uns durch all die neue Musik gehört haben, die diese Woche aufgelaufen ist. »Ich habe mir Gedanken über potenzielle Produzenten für das Lazies-Album gemacht und mich gefragt, ob ihr vielleicht irgendwelche schlauen Ideen …«
    Glücklicherweise liegt neben mir auf dem Boden die Music Week dieser Woche, die Seite mit den Top 100 Album Charts aufgeschlagen. Während Hastings irgendeinen Mist labert, durchforste ich hastig die Seite nach den Namen von Produzenten, die immer in Klammern hinter den Albumtiteln stehen.
    »Steven?«, sagt Parker-Hall und wirbelt in seinem Sessel zu mir herum.
    »Bird und Bush? Bacon und Quarmby? Gil Norton? Dave Bascombe? Langer und Winstanley?«, rassle ich die Namen herunter.
    »Und warum?«, fragt Parker-Hall, ohne eine Miene zu verziehen.
    »Warum was?«
    »Steven, mein Freund«, seufzt er, »mir klingt das ganz so, als hättest du mal eben einen Blick in die Music Week geworfen und eine Liste von Leuten runtergebetet, die Platten produziert haben, die diese Woche in den Charts sind.«
    »Nein, ich …« – ich erröte. Unter dem alten Regime wäre meine Antwort absolut zufriedenstellend gewesen. »Na gut, und an wen hast du gedacht?«, sage ich.
    »Steve Albini«, sagt Parker-Hall.
    Hastings nickt ergeben. Ich ebenfalls, denke dabei aber: »Wer zum Teufel ist Steve Albini?«
    »Er hat das letzte Nirvana-Album In Utero produziert. Er bringt einfach eine Kiste Mikrofone mit und nimmt die Band live auf. Er verlangt auch keine Prozente.« Äh? Dieser Albini-Typ muss doch völlig bescheuert sein. »So wie ich das sehe«, fährt Parker-Hall fort, »gibt es um die Band so viel Rummel, dass die Platte Gold gehen kann, ganz gleich, wie sie klingt. Also lasst uns ein extremes Album aufnehmen, die Kredibilität ausbauen und dann zusehen, dass wir mit der zweiten etwas Kommerzielleres machen. Alles klar?«
    Er hat alles ganz genau durchdacht. Unsere Meinung dazu interessiert ihn gar nicht.
    Das Ganze ist bloß ein grausamer Test.
    Ich gehe mit den Songbirds ins Studio.
    Ich hasse es, ins Studio zu gehen. (Anders als Parker-Hall, der es zu lieben scheint. Als wäre das nicht genug – und jetzt passt auf, denn ihr werdet es nicht glauben –, geht er mit seinen Künstlern am Wochenende sogar noch gemeinsam aus. Stellt es euch ruhig vor, wenn ihr wollt. Sie sitzen zusammen, dröhnen sich zu und reden über … was weiß ich. Vermutlich reden sie über Akkorde, Tempiwechsel, B-Seiten und ähnlichen Schrott. Ich habe sogar einmal mit dem Gedanken gespielt, es selbst mal zu probieren, aber – im Ernst, Leute – alles hat seine Grenzen.) Im Studio passiert vier Tage lang gar nichts, dann spielen sie dir etwas vor und fragen dich nach deiner Meinung. Dann sagst du ihnen in der Regel, sie sollten es kürzer und den Gesang lauter machen. Ehrlich, das ist alles andere als eine große Sache. Doch irgendwie muss ich den Tag ja rumkriegen, also bin ich hier. (»Wie schreibt man einen Song? Also, du sperrst ein paar Kids in einen Raum, du bastelst dir einen Beat …«)
    Auf der anderen Seite der Scheibe haben die Mädchen über die letzten vier Stunden verzweifelt versucht, ein paar Harmoniegesänge aufzunehmen. Ich lese in der Financial Times, während Allan, der Produzent, mit dem Autotune herumdilettiert – einem Studiogerät, das theoretisch in der Lage ist, einen mit Rasierklingen und Wichse gurgelnden Penner wie Pavarotti klingen zu lassen.
    Der Dow-Jones-Index steht auf einem Rekordhoch. Menschen, die ich kenne, scheffeln gerade richtig Geld, während ich in einem Morast aus Schulden und Warterei ersaufe. Letzte Woche hatte ich wieder so ein bedrückendes Treffen mit Murdoch in meinem neuen Heim. Wahrscheinlich muss eine weitere Wand eingerissen werden. Ich schmeiße Geld, das ich überhaupt nicht besitze, mit beiden Händen zum Fenster raus. Wenn ich diesen Haufen beschissener Abzocker nicht bald in den Griff kriege, bin ich unter Umständen schneller am Ende als die Arbeit am Haus. Immerhin spendet mir die Tatsache ein wenig Trost, dass Trellick sich jüngst in dem Glauben, sie würden sich wieder aufrappeln, einen Haufen EMI-Aktien

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