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Kill your friends

Kill your friends

Titel: Kill your friends Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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dafür eingesetzt, sie unter Vertrag zu nehmen.« +++ Andersen Consulting und Sun Microsystems lassen sich die Ausrichtung eines Wohltätigkeitsdinners der Musikindustrie in Gedenken an Jonathan King 50000 Pfund kosten +++ Und überall dudelt »Men In Black« von Will Smith, wenn nicht gerade »Tubthumping« von Chumba-wumba läuft.
    ***
    »Es ist ein niederträchtiges Geschäft – besonders, wenn es mit der Freundschaft vorbei ist.«
    Richard Dobbis, ehemaliger Präsident von Sony Music
    ***
     
    Als das Reading Festival und der Notting Hill Carnival vor der Tür stehen, zeichnet sich langsam ab, dass die Lazies-Single ein waschechter Hit werden könnte, möglicherweise sogar Top Ten. Die Band bereitet sich darauf vor, ihr Album aufzunehmen, von dem im Büro bereits als »Klassiker« (Parker-Hall) gesprochen wird – zumindest vom zugekoksten Derek. Er nennt die Platte »das beste Debütalbum seit Nevermind« (never mind, dass der Homo-Hohlkopf nicht weiß, dass Nevermind gar kein Debütalbum war). Was die Songbirds betrifft, bin ich inzwischen beim zweiten Produzenten, im dritten Studio, der vierten oder fünften Riege von Songschreibern sowie gut sechsstelligen Aufnahmekosten angelangt. Und ich habe nichts vorzuweisen, das annähernd als B-Seite taugen würde.
    Es ist Sonntagmorgen, und alle haben sich in der Bar des Ramada versammelt, wenige Meilen vom Gelände des Reading Festivals entfernt.
    Die Luft ist erfüllt vom Zigarettenqualm und dem wiehernden Gelächter der an ihren Bloody Marys nuckelnden Scouts, Journalisten, Presseagenten, Manager, Booker, A&Rs und Musiker. Alle reden über Bands, die sie am Tag zuvor gesehen haben: Symposium, Kent, Pavement, Remy Zero und Les Rhythms Digitales. Sie begeistern sich für Cha Cha Cohen, Chicks, Space Raiders, Delgados, Smog, Seafood, die Webb Brothers und Dawn of the Replicants. Für Rosita, Seafruit, Cinerama, Skinny und Indian Ropeman. Wir haben Meinungen zu Lit, Black Box Recorder, Cornelius und Sub-Circus. Die meisten dürften wohl früher oder später im Ausschuss landen und auf ihrem Weg dahin ein paar von meiner Sorte mitreißen. Deswegen muss man beim Signen von Bands so höllisch aufpassen: Es kann dich ganz schnell deinen beschissenen Job kosten. Eben schüttelst du noch auf einem Indie-Gig deinen Kopf im Takt zur Musik, einen unbedachten Plattendeal später hockst du zwischen einer Bande minderjähriger Mütter und sonstigem asozialen Pack auf dem Arbeitsamt.
    Ich erblicke Darren, Leamington und ein paar andere an der Bar. Auf dem Weg hinüber zu ihnen begegne ich John Carter. »Lass knacken, Alter«, krächzt er mit einem geschredderten Kläffen wie von einem Köter, der die ganze Nacht im Zwinger verbracht und mit seinen Genossen um die Wette gejault hat. Ich nicke ihm zu.
    »Eine große Bloody Mary«, sage ich zum Barkeeper, der aussieht, als würde er vor Erschöpfung am Stock gehen, wie ein Soldat, der zu lange damit beschäftigt war, allein irgendeinen abgelegenen Außenposten des Empires zu verteidigen.
    »Wen sehen wir uns heute an?«, frage ich, zünde mir eine Marlboro an und nehme einen Schluck von Leamingtons Bier.
    »Cornelius«, sagt Darren.
    »Arab Strap«, sagt ein anderer.
    »Vielleicht später: Buckcherry«, sagt Leamington und beginnt zu singen: »I love the cocaine, I love the cocaine.«
    Mein Drink wird gebracht, und ich ziehe ihn in einem Zug weg. Die Jungs diskutieren darüber, welche Carnival-Partys einen Besuch wert sind. Himmel, Arsch und Zwirn, Carnival. Es ist ein langes Wochenende. Wir haben noch zwei weitere freie Tage. Ich hatte letzte Nacht zwei Stunden Schlaf, in der Nacht zuvor bloß eine. Ich lasse mich auf einen Barhocker fallen. Draußen ist es bereits hell und warm, das Sonnenlicht bricht durch die Lamellen der Jalousien, rauchige Lichtkegel flimmern zwischen den Sofas und Tischen, greifen nach den Vampiren und den Verdammten. In einem Raum voller Menschen, die die Nacht durchgemacht haben, scheint die Luft, verdreckt und abgespannt, wie sie ist, vor sich hin zu schwitzen.
    Ich führe eine kurze, mentale Machbarkeitsstudie bezüglich meiner Chancen durch, mich noch heute Abend von hier zu verpissen: Der Concierge bestellt mir ein Taxi, innerhalb einer Stunde zurück nach London, kurz am Puder schnüffeln, duschen, essen, dann rüber nach Notting Hill auf Ross’ Carnival-Party. Machbar. Absolut machbar. Die bequemste Lösung.
    »Hey Stelfox«, sagt Leamington und klopft mir auf die Schulter. »Bock auf ein Näschen,

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