killer country: thriller (German Edition)
Sie die Hintergründe?«
Er schluckte. Wartete nicht auf Maces Antwort. »Ich erzähle sie Ihnen. Die Farm gehörte seiner ersten Frau. Sie war eine geborene Malherbe. Es war seit etwa hundertfünfzig Jahren eine Malherbe-Farm, ehe sie alles erbte. Dort wurden Generationen begraben. Suzanna, seine erste Frau, ein Einzelkind, wurde noch in dem alten Haus geboren. Nach ihrem Tod erbte alles Oberrichter Visser. Aber das ist eine andere Geschichte.«
»Ich weiß«, meinte Mace.
Johan Pretorius hielt mit einer Gabel voller Essen inne.
»Oberrichter Visser hat es mir erzählt.«
»Magtig , wirklich?«
»Die nackten Tatsachen.«
»Gewöhnlich hat er nie darüber geredet.«
»Viel gesagt hat er auch nicht.«
»Wahrscheinlich verschwieg er, dass er schon ein halbes Jahr später wieder geheiratet hat.« Johan Pretorius zwinkerte Mace zu, ein Lächeln auf den Lippen.
Mace probierte das Rührei und fragte sich, wie es möglich war, Rührei so gummiartig hinzubekommen. Wie stichfester Haferbrei.
Johan Pretorius redete weiter. »Als Erstes schrieb er ein neues Testament, in dem er seiner neuen Frau die Farm vermachte. Weil es zwischen ihm und seinem Sohn so schlecht stand. Ich schätze, wenn noch irgendwelche Malherbes übrig geblieben wären, hätten sie ihn erschossen.« Er kicherte. »Na ja, hab es nicht so gemeint.« Er kaute auf einer Gabel voll Wurst und Speck herum. Dann senkte er die Stimme und lehnte sich zu Mace. »Ich erzähle Ihnen was. Eine Woche vor dem Überfall brannte die Kanzlei seines Anwalts, des alten Niemand, nieder. Der alte Niemand kam im Feuer ums Leben. Gleichzeitig wurden alle rechtlichen Dokumente zerstört. Die seiner Klienten. Als Oberrichter Visser starb, stand er also rechtlich gesehen ohne Testament da.«
Der Anwalt lehnte sich zurück. Die Butter in seinem Mundwinkel war inzwischen geschmolzen. Er sah Mace an. »Verstehen Sie, was das heißt?«
»Sagen Sie es mir.«
»Es bedeutet, dass der Sohn alles erbt.« Johan Pretorius wischte sich den Mund mit einer Stoffserviette ab. »Es gibt doch diesen Spruch, nicht wahr? Alles rächt sich früher oder später. Diese Geschichte ist dafür ein gutes Beispiel.«
Er aß drei Gabeln voll, ehe er sagte: »Aber damit ist es noch nicht zu Ende. Die Farm steht jetzt zum Verkauf.«
»Und? Gibt es schon Interessenten?« Mace nippte an seinem Kaffee, der dünn und bitter war. Er schnitt eine Grimasse.
»Bisher hat sie sich noch keiner angeschaut.« Der Anwalt tat drei Löffel Zucker in seinen Kaffee. Goss ihn bis zum Tassenrand mit Milch voll. Trank die Tasse leer, wobei sein Adamsapfel auf und ab sprang. Er zwinkerte. »Diese Farmmorde, wissen Sie. Die Rückforderung von Land. Wenn man heutzutage Land kauft, kauft man sich auch Probleme. Das kann ich Ihnen aus Erfahrung sagen.«
Mace fuhr zur Farm. Das Tor war nicht verschlossen. Ehe er auf das Grundstück einbog, lud er die P8 und legte sie auf den Beifahrersitz. Ein seltsames Gefühl erfasste ihn, wieder hier zu sein. Er kam sich beobachtet vor. Dennoch musste er zurück. Er kehrte immer an die Orte zurück, wo etwas schiefgelaufen war. An die Orte, wo er gewesen war und wo Menschen ihr Leben gelassen hatten. Eine Missionsstation im Sudan, bis obenhin voll mit Toten. Dörfer im Kongo, in denen überall Leichen lagen. Boote in einem Hafen in Somalia, wo die Möwen an toten Flüchtlingen pickten. Orte, wo er manchmal Tage, manchmal auch nur Stunden vor einem Massaker mit Waffen gehandelt hatte. Orte, wo er Geister zurückließ.
Er fuhr langsam. Suchte mit den Augen das Veld und den Inselberg nach Bewegungen ab. Auf dem Steinweg vor dem Haus flatterte eine Schar Perlhühner auf und ließ sich gackernd in den Eukalyptusbäumen nieder. Er hielt an und entsicherte die Pistole. Wartete. Beobachtete. Steckte die Waffe zwischen die Beine und fuhr weiter, bis er sich im Schatten befand. Zuerst ließ er den Motor laufen und sah sich um, bereit, jederzeit zu reagieren. Dann machte er den Wagen aus. Eine Weile blieb es still, bis das Geräusch der Insekten und die Bewegungen der Vögel wieder einsetzten. Mace stieg aus und ging die Stufen zur Stoep hinauf.
Die Tür des Farmhauses war versperrt. Durch die Fenster konnte er die dunklen Flecken auf dem Boden sehen, wo Visser, seine Frau und der Kerl mit der Neun-Millimeter gestorben waren. Sein eigenes Blut hatte sich ebenfalls dort ausgebreitet. Er hielt die Hände vor, um besser durch die Scheibe schauen zu können. Auch Christa hätte da drinnen sterben
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