killer country: thriller (German Edition)
Titel gab.
Während Pylon das Golfanwesen hinter sich ließ und die Straße durch die grünen Vororte entlangfuhr, ehe er auf die Autobahn Richtung Stadt brauste, fragte er sich, ob der Anschlag Popo oder Lindiwe oder beiden gegolten hatte. War es um Geschäftliches oder um Rache gegangen? Um Immobilien oder um Liebe?
Er verband den iPod mit der Autostereoanlage und wählte Billy Bob Thornton, der über Liebe sang, ölig triefend, »forever and ever and ever«. Genauso überzeugend ernsthaft wie ein Zimmer in einem Motel. Lamellenvorhänge und Nachmittage voller Brandy.
Als sein Handy klingelte, wurde Pylon in den kriechend langsamen Verkehr in Richtung Universität zurückkatapultiert. Er drückte auf die Freisprechtaste und hörte eine Stimme. »Ich bin Richter Telman Visser, Mr Buso. Könnten Sie Ihrem Kollegen Mr Bishop eine Nachricht von mir übermitteln?«
Pylon drehte die Musik leiser. »Er ist gerade nicht im Land.«
»Ich weiß. Ich sprach am Samstag mit ihm. Er meinte, er würde heute zurück sein.«
»Ist er auch. Heute Abend. Gegen achtzehn oder neunzehn Uhr.«
»Bitte, Mr Buso, es ist äußerst wichtig, dass ich mit ihm spreche, sobald er gelandet ist.«
»Er hat ein Handy.«
»Darauf habe ich bereits mehrere Nachrichten hinterlassen. Unter anderem gestern Abend. Aber er hat weder gestern noch heute zurückgerufen. Ich habe auch bei ihm zu Hause eine Nachricht hinterlassen. Und jetzt hinterlasse ich eine bei Ihnen.«
»Kein Problem«, sagte Pylon. »Wie lautet sie?«
»Es muss mich unbedingt kontaktieren.«
Der Richter hielt inne.
Pylon fragte: »Worum geht es?«
»Sagen Sie ihm einfach, dass er mich anrufen soll.«
»Das ist alles? Das ist die Nachricht?« Doch der Richter hatte bereits aufgelegt. »Seltsam«, murmelte Pylon und drehte einen Johnny-Cash-Song lauter. Cash sang von einem alten schmutzigen Mann, der mit einem jungen Mädchen böse Dinge getan hatte. Einem Mädchen in Pumlas oder Christas Alter. Es war ein Song, der ihn fast verängstigte. Trotz der Stimme des großartigen Mannes.
Dennoch fuhr er zu dieser Musik weiter. Zu diesem Song, dem nächsten über Emmylous vergiftende Liebe und dem dann folgenden über Billy Bob Thorntons persönlichen Wahnsinn. Seine Fahrt führte ihn oberhalb der Stadt entlang – an einem Tag, der so frisch war, dass die Luft nach Salz und Fisch schmeckte. Er kurvte die Hatfield hinunter zum Dunkley Square und parkte direkt vor dem Büro. Am Gatter von Complete Security lehnte kauend Captain Gonsalves, eine zusammengerollte Zeitung unter dem Arm.
»Ich bleib nicht lange«, sagte Gonsalves, als Pylon näher kam. Er schob seine Tabakkugel von einer Backe in die andere. In seinen Mundwinkeln schimmerte es gelblich.
Pylon bemerkte die kleinen Fetzen Zigarettenpapier, die um ihn herum auf dem Bürgersteig verteilt waren. Tabakkrümel auf der Krawatte des Captain. »Sie sollten aufhören damit«, sagte er.
»Hab ich.«
»Kauen ist nicht aufhören.«
»He«, entgegnete Gonsalves. »Ich brauch das nicht. Diese Art von Gerede bekomm ich zur Genüge von meiner Frau.«
Pylon nahm sein Portemonnaie, zog fünf Hunderter heraus und reichte diese dem Polizisten. »Also – was gibt’s Neues?«
»Nichts, nada, niks, niente. Null.«
»Kommen Sie.«
»Ehrlich.«
»Also ob nie was passiert wäre?«
»Passiert ist es schon. Offiziell ein schiefgelaufener Raubüberfall. Lesen Sie keine Zeitungen?« Er reichte Pylon die seine. »Steht alles da drin. Außer dem Namen der Frau, weil man die nächsten Angehörigen noch nicht informiert hat.«
»Und wozu bezahle ich Ihnen fünfhundert, wenn ich dem Zeitungsfritzen vier hätte geben können?«
»Weil da nicht drinsteht, dass die Akte im Kommissariat unter Verschluss gehalten wird. Und auch nicht, dass der leitende Ermittlungsbeamte gesagt bekam: Superarbeit, Jack, aber jetzt lass es gut sein.«
»Es war also ein Auftragsmord?«
»Sieht nicht so aus.«
Pylon starrte ihn an. Gonsalves entblößte seine elfenbeinfarbenen Kronen.
»Das war’s? Das ist alles? Der leitende Ermittlungsbeamte gibt den Fall ab?«
»Ich an seiner Stelle würd es tun. Wenn mir mein Vorgesetzter einen Fall abnimmt, käme ich nicht auf die Idee, ihn daran zu hindern. Einer weniger, den ich lösen muss. Sie wissen, was ich meine. Einer weniger, den ich nicht auf den Stapel ungelöster Fälle legen muss.«
»Jesus, Maria und Josef«, sagte Pylon.
»Keine Panik, okay«, erwiderte Gonsalves. »Wir leiden alle unter Kopfschmerzen.
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