Killeralgen
den Bildschirm.
»Dieser. Der Hauptzugang zum Observatorium.« Die Linie leuchtete blau.
»Gibt es eine Möglichkeit, das Wasser abzusperren?«
»Das haben wir versucht, als wir feststellten, dass Wasser in den Forschungstunnel eindrang. Offensichtlich wurde die Betonmauer zwischen dem Forschungstunnel und den Wasserleitungen durchbrochen. Indem wir den Wasserstrom in die anderen Tunnel umleiteten, konnten wir ihn unter Kontrolle halten und Schlimmeres verhindern. Der Forschungstunnel selbst ist jedoch weiterhin mit Wasser gefüllt.«
»Haben Sie eine Idee, wie diese Betonwand, die Sie gerade erwähnten, zerstört wurde?«
»Ein Tor an dieser Kreuzung ermöglicht den Zugang von einem Tunnel zum anderen. Um diese Jahreszeit ist es stets geschlossen, weil wir einen hohen Wasserstand haben. Das Tor ist so konstruiert, dass es einigen Tonnen Druck standhält. Ich weiß nicht, was da unten passiert sein könnte.«
»Gibt es irgendeine Möglichkeit, das Wasser aus diesem Tunnel ablaufen zu lassen?«
»Ja, wir könnten einige Tunnel abriegeln und nach und nach das Wasser herauspumpen, doch das würde einige Tage in Anspruch nehmen«, lautete die ernüchternde Antwort.
Austin deutete auf den matt leuchtenden Schirm vor ihm auf dem Tisch. »Nicht einmal mit diesem ausgedehnten Tunnelsystem?«
»Ich zeige Ihnen, was das Problem ist.«
Lessard ging vorneweg aus dem Kontrollraum. Sie bogen in einen Tunnel ein und folgten mehrere Minuten seinem Verlauf.
Das allgegenwärtige Summen der Turbine wurde von einem anderen Geräusch übertönt, das klang wie ein starker Wind, der durch die Bäume weht. Hinter einer Stahltür stiegen sie eine Eisentreppe zu einer Beobachtungsplattform hinauf, die durch einen wasserdichten Plastik-und-Metall-Baldachin geschützt wurde. Lessard erklärte dazu, dass sie sich in einem von mehreren Außenkontrollräumen befanden. Das Rauschen hatte sich zu einem ohrenbetäubenden Getöse gesteigert.
Lessard betätigte einen Wandschalter, und ein Scheinwerfer erhellte einen Tunnelabschnitt, in dem ein wilder Sturzbach tobte. Die schäumende Wasseroberfläche reichte fast bis zur Beobachtungskanzel. Austin starrte auf die weiß schäumende Wasserflut und glaubte, ihre verheerende Wucht fast körperlich spüren zu können.
»Um diese Jahreszeit fließt Schmelzwasser aus großen Höhlen im Eis ab«, versuchte Lessard sich mit lauter Stimme gegen den Lärm durchzusetzen. »Dieses Wasser kommt zu der üblichen Wassermenge noch hinzu. Es ist ähnlich wie bei den Hochwassern, die man bei ohnehin schon angeschwollenen Flüssen beobachten kann, wenn der Schnee in den Bergen im Frühling zu schnell schmilzt.« Lessard verzog gequält das Gesicht. »Es tut mir Leid, dass wir weder Ihnen noch den Leuten helfen können, die im Forschungstunnel eingeschlossen sind.«
»Sie haben mir schon ganz erheblich geholfen, aber ich brauche eine detaillierte Zeichnung vom Forschungstunnel.«
»Natürlich.« Während Lessard mit seinem Besucher zum Kontrollraum zurückkehrte, entschied er, dass ihm dieser Amerikaner sympathisch war. Austin ging gründlich und sachlich vor, beides Eigenschaften, die Lessard vor allen anderen schätzte.
Zurück im Hauptnervenzentrum warf Austin einen Blick auf die Wanduhr und musste erkennen, dass seit Beginn ihres Rundgangs wertvolle Minuten verstrichen waren. Lessard ging zu einem Stahlschrank, zog eine breite, flache Schublade auf und holte einen Satz Blaupausen heraus.
»Hier ist der Haupteingang zum Forschungstunnel. Er ist nicht viel mehr als eine kurze Zugangsröhre. Diese rechteckigen Gebilde sind die Wohnquartiere der Wissenschaftler. Das Labor ist ungefähr anderthalb Kilometer vom Haupteingang entfernt.
Sie können auf dieser Seitenansicht erkennen, dass es Treppen gibt, die durch die Tunneldecke auf eine höhere Ebene führen.
Und dort befindet sich ein Verbindungsgang, über den man das subglaziale Labor erreichen kann.«
»Wissen wir in etwa, wie viele Leute möglicherweise in der Falle sitzen?«
»Da wären erst einmal drei Mitglieder des wissenschaftlichen Teams. Manchmal, wenn sie das Leben unter der Erde leid sind, treffen wir uns auf ein paar Glas Wein. Dann ist da die Frau von Ihrem Schiff. Ein Wasserflugzeug hat kurz vor dem Unfall ein paar Leute hergebracht, aber ich weiß nicht, wie viele es an Bord hatte, als es vor einer Weile wieder zum Rückflug gestartet ist.«
Austin beugte sich über die Zeichnung, wobei er sich jede Einzelheit merkte. »Angenommen, die
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