Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Killerinstinkt: Serienmördern auf der Spur (German Edition)

Killerinstinkt: Serienmördern auf der Spur (German Edition)

Titel: Killerinstinkt: Serienmördern auf der Spur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbort
Vom Netzwerk:
unserem Sohn als Unglücksfall anzusehen, damit wir mit der Sache besser abschließen könnten. Dass dieser Fall nun zu den Akten gelegt werden sollte, war für uns ein schwerer Schlag.«
    Weil Manfred Mohn befürchtet, der Kripo könnten bei den Ermittlungen gravierende Fehler unterlaufen sein, engagiert er einen versierten Strafverteidiger und beantragt Akteneinsicht. Im März 1993 liegen ihm schließlich die Hauptakte der Staatsanwaltschaft und die Spurenakten vor. Und beim intensiven Studium der Unterlagen stößt Manfred Mohn auf Annahmen der Kripo zum Todeszeitpunkt, die ihm unschlüssig erscheinen.
    Nach der Erörterung des Sachverhalts mit seinem Anwalt nimmt sich Manfred Mohn noch einmal den Obduktionsbericht vor. Dort finden sich bezüglich des Zeitraums, in dem sein Sohn getötet worden sein soll, unter anderem diese Schlussfolgerungen: Der Verdauungszustand des Mageninhalts und die Füllungsverhältnisse von Magen und Darm sprechen dafür, dass der Junge noch in der Nacht seines Verschwindens getötet wurde. Eine präzisere Zeitangabe kann nicht gemacht werden, allerdings ist der Tod wohl eher in der Zeit um Mitternacht als zum frühen Morgen hin eingetreten.
    Manfred Mohn bezweifelt die Aussagen des Sachverständigen, denn er ist nach wie vor davon überzeugt, dass Tobias das Internat wesentlich früher verlassen hat und demnach nicht erst nach Mitternacht getötet worden sein kann. Er bittet seinen Anwalt, diesen Aspekt zu prüfen.
    »Der hatte kurze Zeit vorher so einen Fall übernommen, wo die biologische Mageninhaltsanalyse auch eine Rolle gespielt hatte. Er schrieb mir dann zurück, bei Kindern würde die Verdauung schneller ablaufen als bei Erwachsenen. Da müsse sich der Professor wohl geirrt haben. Der Tod müsste spätestens drei Stunden nach dem Abendessen eingetreten sein, also etwa gegen 21.40 Uhr.«
    Als Manfred Mohn sich auch in den nächsten Tagen und Wochen weiter in die Akten vertieft, entdeckt er eine weitere Ungereimtheit.
    »Beim Anschauen der Bilder sind mir die Müsliriegel eingefallen, die Tobias immer gegessen hat. Die Oberfläche sah nämlich so aus, als wenn da Reiskörner in dem Riegel drin wären. Ich habe dann die Aussage von Tobias’ Freund noch mal nachgelesen, und Jochen Maurer hatte ausgesagt, dass Tobias am Tag seines Verschwindens solche Riegel bei sich gehabt hat, auch abends noch. Also lag die Vermutung nahe, er könnte einen solchen Riegel auch gegessen haben, möglicherweise nach dem Abendessen.«
    Manfred Mohns Anwalt schlägt vor, sich in dieser Angelegenheit auf dem kleinen Dienstweg direkt an den Leiter der Rechtsmedizin zu wenden. Und so kommt es schon bald zu einem Treffen, bei dem Manfred Mohn dem Professor seine Sicht der Dinge vorträgt und darum bittet, unter den genannten Voraussetzungen eine abermalige Bewertung vorzunehmen. Der Rechtsmediziner ist einverstanden.
    Ende Oktober ist das neue rechtsmedizinische Gutachten fertig. Tatsächlich korrigiert der Sachverständige darin die bislang angenommene Todeszeit. Statt um Mitternacht dürfte der Tod vielmehr zwischen 22 Uhr und 23 Uhr eingetreten sein, möglicherweise sogar »direkt im Anschluss an die Nahrungsaufnahme«.
    Abermals sieht Manfred Mohn sich bestätigt. Sein Vertrauen in die Fähigkeiten der Kripo ist nun endgültig zerstört. Allerdings kommt durch die neuen Fakten keine Bewegung in die Ermittlungen. Wochen und Monate des Wartens vergehen, doch es passiert nichts.
    »Ich habe den Täter in dieser Zeit verabscheut. Meine Gedanken kreisten unentwegt um diesen Mann und die Frage, was genau passiert war. Für mich wurde dieser Typ zu einem echten Hassobjekt. Manchmal habe ich sogar Selbstgespräche geführt und den Mörder meines Sohnes verflucht. Ich musste aber auch aufpassen, dass das niemand mitkriegt. Die Leute hätten mich wohl für verrückt erklärt.«
    Am 8. August 1995 macht ein Spaziergänger in einem Dünengebiet zwischen Vinderup und Skive (Dänemark) eine grausige Entdeckung: Aus dem Heidesand ragt eine Hand heraus. Die Kripo legt schließlich den Leichnam eines Jungen frei, der etwa einen Meter tief vergraben gewesen ist. Das Opfer kann schon bald identifiziert werden. Es handelt sich um den 8-jährigen Patrick Jürgens, der am 14. Juli mit einer deutschen Jugendgruppe in ein Zeltlager am Selker Noor im Kreis Schleswig-Flensburg gereist ist, 270 Kilometer vom Fundort der Leiche entfernt. Zehn Tage später war er zwischen 3 Uhr und 5.45 Uhr verschwunden und konnte trotz

Weitere Kostenlose Bücher