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Killerinstinkt: Serienmördern auf der Spur (German Edition)

Killerinstinkt: Serienmördern auf der Spur (German Edition)

Titel: Killerinstinkt: Serienmördern auf der Spur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbort
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und Teiche der Region mit einem Sonar-Boot ab. Hunderte Jäger halten in ihren Revieren Ausschau und werden dabei von freiwilligen Helfern unterstützt. Schließlich lässt die Polizei 5000 Handzettel in der näheren Umgebung verteilen. Doch Kevin bleibt verschwunden.
    Am 19. September findet ein Pilzsammler in einem Waldstück, 46 Kilometer vom Schullandheim entfernt, den toten Körper eines Jungen. Die Leiche liegt am Rand eines Forstweges in einer Gebüschreihe. Bis auf einen dunkelblauen Slip ist das Opfer nackt. Die Kripo vermutet, es könnte sich bei dem Toten um Kevin Golombek handeln.
    Bei der Obduktion stellen die Rechtsmediziner als Todesursache »Gewalteinwirkung auf den Hals« fest, ohne jedoch sagen zu können, ob das Opfer erwürgt oder erstickt worden ist. Die »Spuren stumpfer Gewalt« am Kopf des Jungen sind hingegen nicht todesursächlich gewesen.
    »Ich habe die Sache in der Zeitung verfolgt und gehofft, dass sie ihn lebend finden würden. Als die Meldung kam, er sei ermordet worden, war ich schockiert. Da habe ich mir schon meine Gedanken gemacht, dass es sich um denselben Täter handeln könnte. Alle getöteten Jungen sahen sich sehr ähnlich und waren auf gleichartige Weise entführt worden.«
    Als einen Tag später das Ergebnis der DNA-Analyse vorliegt, besteht kein Zweifel mehr: Bei dem Opfer handelt es sich um Kevin Golombek. Die kriminaltechnischen Untersuchungen sind wenig ergiebig, denn am ganzen Körper des Jungen werden lediglich dunkelblaue Polyesterfasern gefunden, die in vielen handelsüblichen Materialien verwendet werden und deshalb keine genaue Zuordnung ermöglichen. Allerdings weisen die Fasern erhebliche Gebrauchsspuren auf, die eine sogenannte Individual-Identifizierung zulassen würden – doch nur bei einem direkten Vergleich, und das heißt: Man benötigt die Kleidung des Täters.
    Das Schullandheim ist nur über einen Weg zu erreichen, der etwa hundert Meter durch ein Waldgebiet führt. Daraus leiten die Fahnder einen möglichen Tathergang zur Entführung ab: Der Täter ist mit einem Pkw in die Nähe des Tatortes gefahren, hat sich dem Objekt zu Fuß genähert, ist dann möglicherweise durch ein offenstehendes Fenster eingestiegen, hat den Jungen herausgeholt und ist mit ihm im Wagen davongefahren.
    Die Ermittler kennen die Umstände der Mordfälle Tobias Mohn und Patrick Jürgens und vermuten, dieser Täter könnte auch Kevin Golombek getötet haben – die Parallelen sind unübersehbar. Doch wollen sich die Fahnder nicht allein auf ihre eigene Einschätzung verlassen, denn zum einen gibt es mittlerweile eine Computersoftware für solche Fälle und zum anderen Experten, die kriminalpsychologisch besonders geschult sind: Fallanalytiker, die landläufig auch »Profiler« genannt werden.
    Für diese Untersuchungen wird bei der Sonderkommission »Kevin« eigens ein Einsatzabschnitt »Operative Fallanalyse« eingerichtet. Die Auswertung und Bewertung der Kriminalfälle erfolgt mit Hilfe des erst vor kurzem eingeführten Systems »ViCLAS«. Diese Datenbank ermöglicht es, signifikante Übereinstimmungen bei Serientaten zu erkennen. Doch solche Vergleichsanalysen brauchen Zeit, zudem müssen andere Verbrechen der vergangenen zehn Jahre im norddeutschen Raum zunächst recherchiert und in entsprechender Form aufbereitet werden.
    Das Team der Fallanalytiker besteht aus drei Kriminalisten und einem Kinder- und Jugendpsychiater, der über eine langjährige Erfahrung mit Tätern verfügt, die auf minderjährige Jungen als Sexualpartner fixiert sind. Die Experten besuchen Entführungsorte, Tatorte, Leichenfundorte, studieren die Akten der Fälle, bewerten Zeugenaussagen, rekonstruieren die Verbrechen und erörtern geographische Aspekte der Missbrauchs- und Mordserie.
    Danach gehen sie in Klausur und bewerten die verschiedenen Aspekte. Eine zentrale Methode dabei ist das Ausschlussverfahren: Geht ein ängstliches Kind allein aus dem Haus, zumal in fremder Umgebung? Nein. Geht ein Kind nur mit einem Schlafanzug bekleidet und ohne Schuhe nachts in den Wald? Nein. Deutet die Spurenlage am Ort der Entführung darauf hin, dass der Täter rohe Gewalt angewendet hat? Nein. In allen Fällen wird versucht, die Entscheidungen des Serienmörders nachzuvollziehen und auf eine bestimmte Intention zurückzuführen. Auf diese Weise lernen die Kriminalpsychologen den Täter und seine Verhaltensstruktur besser kennen. So entsteht nach und nach ein Bild, Motive und Tatzusammenhänge werden

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