Killerinstinkt: Serienmördern auf der Spur (German Edition)
spazieren gegangen.«
Das Objekt Altonaer Straße Nummer 87 ist ein Mehrfamilienhaus, in dem sechs Parteien wohnen. Auf der Klingelleiste ganz unten steht »Löffler«. Der Altbau wirkt heruntergekommen, deutliche Risse ziehen sich durch die Fassade, der Putz bröckelt, die Farbe ist an etlichen Stellen abgeplatzt. Von draußen kann man in die Zimmer der Erdgeschossbewohner sehen.
»Ich kam an diesem Haus in der Altonaer Straße vorbei. In einem Zimmer brannte noch Licht. Ich hab mich auf die Zehenspitzen gestellt und konnte hineinsehen. Dort saß eine Frau auf einem Stuhl an einem Tisch, mehr zur Eingangstür hin. Sie war mit irgendwelchen Dingen beschäftigt. Ich habe die Frau gleich wiedererkannt. Es war die Frau, mit der ich eine halbe Stunde vorher an der Baustelle geplaudert hatte. Ich ging weiter und trank noch von dem Bier, das ich mir an einem Kiosk gekauft hatte.«
Die Beamten verschaffen sich zunächst von außen einen Überblick und inspizieren auch den Hinterhof des Gebäudes, der von einem Garagentrakt begrenzt wird.
»Nach etwa einer halben Stunde bin ich die Straße zurückgegangen. Dabei stellte ich fest, dass in dem Haus, in dem ich vorher die Frau gesehen hatte, jetzt kein Licht mehr brannte. Die Frau war wohl ins Bett gegangen. Von der Straße führte ein direkter Weg zum Hinterhof. Ich ging ums Haus herum und bin hinten etwa in Höhe der letzten Garage pinkeln gegangen. Auch an der Rückseite des Hauses war kein Lichtschein wahrzunehmen. Von der Straßenbeleuchtung und durch die Hintertür einer Pizzeria drang aber noch Licht auf den Hof. Im Untergeschoss des Hauses gab es drei Fenster. Das in der Mitte war klein und hatte nur eine Scheibe. Die anderen Fenster hatten zwei Scheiben.
Plötzlich kam ich auf die Idee, in das Haus einzusteigen. Mir ist eingefallen, dass die Frau, die ich auf der Baustelle getroffen hatte, attraktiv war. Jetzt waren auch meine Phantasien wieder da. Ich hab mir vorgestellt, was ich alles mit ihr machen würde, dass sie panische Angst vor mir hätte. Von der Lage her musste sie eigentlich in der Wohnung mit dem kleinen Fenster sein. Als ich darauf zuging, habe ich gesehen, dass die Scheibe unten kaputt ist. Ich konnte von unten ganz einfach hineingreifen.«
Die Ermittler sehen auf dem Hinterhof unter einem kleineren Fenster des Wohnhauses eine dunkelbraune Mülltonne stehen, die offensichtlich nicht dorthin gehört. Denn links neben dem ersten Garagentor sind fünf andere Mülltonnen aufgereiht, die wohl von der Müllabfuhr geleert worden sind. Auf der Mülltonne vor dem Fenster sind mehrere Fragmente von Schuhspuren und ein nahezu vollständig erhaltener Abdruck mit quer verlaufendem Profilmuster zu erkennen.
»An der Hausecke standen ein paar Mülltonnen, eine davon habe ich mir geholt und unter das Fenster gestellt. Ich war jetzt schon ziemlich aufgeregt. Meine Gedanken beschäftigten sich mit der Frau, und ich wusste ja noch nicht sicher, ob ich in der richtigen Wohnung sein würde. Ich bin dann auf die Mülltonne gestiegen.«
Neben der Mülltonne unter dem Fenster sehen die Fahnder eine ungefähr bis zur Hälfte mit Erde gefüllte Holzkiste, in der ein herausgebrochenes Stück Fensterglas liegt. Darauf sind auf beiden Seiten mehrere, teils verwischte Fingerspuren zu erkennen.
»Ich konnte feststellen, dass ein herausgebrochenes Stück Glas nur noch von einer Kunststofffolie gehalten wurde, die von innen auf dem Fenster geklebt hat. Ganz vorsichtig habe ich das Stück Glas herausgenommen und nach unten in die Holzkiste gelegt. Ich hatte vorher vorsichtig hineingegriffen und gefühlt, dass da Erde drin war.«
Das Hoffenster der Opferwohnung ist ein sogenanntes Einfachfenster, wobei der Rahmen aus Aluminium besteht und direkt mit dem Mauerwerk verbunden ist. Das Fenster ist angelehnt und hat lediglich eine Scheibe, der Rahmen ist ungefähr 90 Zentimeter hoch und etwa 70 Zentimeter breit. Am Fensterrahmen ist ein Handflächenabdruck zu erkennen.
»Jetzt konnte ich problemlos durch das Loch greifen. Ich musste einen Hebel umlegen und konnte das Fenster öffnen. Neben dem Fenster führte eine Treppe zum Keller runter. Auf dem Geländer konnte ich mich gut mit einem Fuß abstützen.«
Nachdem festzustehen scheint, wie der Täter in die Wohnung eingedrungen ist, verlassen die Experten den Hinterhof und wollen die Wohnung begehen. Die Schutzmänner, die unterdessen den Vordereingang bewacht haben, versichern ihnen, dass die Wohnungstür bei ihrem Eintreffen
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