Killerinstinkt: Serienmördern auf der Spur (German Edition)
Frau zu töten. Sie hatte mich natürlich wiedererkannt. Deshalb musste ich damit rechnen, dass sie mich bei der Polizei anzeigen und verraten würde. Das wollte ich auf jeden Fall vermeiden. Das war der Hauptgrund. Und als sie dann tot war, konnte ich meine Phantasien ausleben. Ich bin mir heute aber nicht mehr sicher, was der ausschlaggebende Grund war, ob ich sie nicht doch eher getötet habe, um ihren Körper bearbeiten zu können.«
Alle Zimmer werden über einen mittig verlaufenden Flur erreicht. Dort steht etwa einen Meter vor der Wohnungstür ein massiver brauner Eichenschrank, dessen Schubladen teilweise herausgezogen wurden. Vor dem Schrank liegen zwei Halstücher und ein Notizbuch. An einem der Halstücher und an dem Notizbuch befinden sich rötliche Anhaftungen, vermutlich Blut.
»Ich ging in den Flur und habe dort aus dem Schrank, der etwa gegenüber der Badezimmertür an der Wand stand, Schubladen geöffnet. In einer der Schubladen lagen Halstücher und ein Notizbuch. Die Sachen habe ich rausgenommen und auf den Boden gelegt. Wertsachen habe ich nicht gefunden. Ich habe aber auch nach anderen Sachen gesucht, zum Beispiel Fotos der Frau.«
Auf dem Flurboden steht neben der Badezimmertür eine fast leere Flasche Wein, Finger- oder Blutspuren sind darauf nicht zu erkennen. Neben der Weinflasche liegt eine filterlose und nur zur Hälfte gerauchte Zigarette der Marke Reval.
»Ich bin zurück ins Wohnzimmer. Mir war jetzt nämlich eingefallen, dass ich schon ganz zu Anfang im Wohnzimmer eine Weinflasche hatte stehen sehen. Ich habe die Flasche genommen, mich vor den Spiegel im Flur gesetzt und einen Schluck getrunken. Dann habe ich mir eine Zigarette angezündet und geraucht. Zwischendurch habe ich ein paar Schlucke Wein genommen. Ich war nach dem Kampf mit der Frau ziemlich kaputt und brauchte jetzt eine Pause. Meine Fingerabdrücke auf der Weinflasche habe ich mit einem Halstuch abgewischt.«
Am Spiegel des Flurschranks machen die Ermittler eine bemerkenswerte Entdeckung. Dort stehen untereinander zwei Sätze geschrieben, offenbar mit rotem Lippenstift und in Druckbuchstaben: »ER HOLT DICH HEUT! ER HOLT DICH HEUT!«
»Ich kam auf die Idee, als ich den Wein trank und rauchte. Da fiel mir die Szene aus dem Film ›Halloween‹ ein, als Michael Myers die Opfer jagt und sagt: ›Er holt dich heut! Er holt dich heut!‹ Ich fand, das passte ganz gut zu der Szene vorher zwischen der Frau und mir. Deshalb bin ich ins Bad und habe mir dort aus einem Schrank einen Lippenstift geholt. Durch den Spruch am Spiegel wollte ich aber auch erreichen, dass man den Täter für wahnsinnig hält.«
Die Ermittler betreten die Küche. Dort steht mitten im Raum ein brauner Holztisch, auf dem eine schwarze Handtasche liegt, die offenkundig durchwühlt worden ist. Daneben eine geöffnete, leicht blutverschmierte Geldbörse, in der sich nur Münzgeld befindet.
»Ich bin in die Küche gegangen, um mich dort ein wenig umzuschauen. Ich knipste das Licht an. Auf dem Tisch sah ich die Handtasche liegen. Ich habe nachgesehen und ein Portemonnaie gefunden. Darin waren neben etwas Kleingeld ein 50-Mark-Schein und ein 20-Mark-Schein. Ich habe nur die Scheine herausgenommen und in meine Hosentasche gesteckt.«
Auf dem Küchentisch liegen außer der Handtasche noch ein angebissener Apfel, eine aufgerissene Schachtel Kekse und eine angefangene Packung Kaugummi.
»Die Sachen habe ich in der Küche gefunden. Nachdem ich sie umgebracht hatte, war ich hungrig. Erst habe ich im Kühlschrank geguckt, aber da war nichts, was ich essen wollte. Auf der Ablage des Küchenschranks fand ich dann den Apfel und die Kekse. Der Apfel hat mir aber nicht geschmeckt, deshalb habe ich ihn auf dem Tisch liegen gelassen. Von den Keksen habe ich so fünf oder sechs gegessen. Danach habe ich aus einer Flasche Mineralwasser getrunken, die im Kühlschrank stand, und sie anschließend zurückgestellt. Dann habe ich mich wieder an den Küchentisch gesetzt und mir einen Kaugummi genommen. Die Kaugummis waren von mir, ich muss die Packung wohl in der Küche vergessen haben.«
Das Wohnzimmer liegt schräg gegenüber der Küche. Die Kommissare stellen zunächst fest, dass der Fernseher noch läuft, nur der Ton ist ausgeschaltet. Zu sehen ist im ersten Programm die Dokumentation »Das Mittelmeer«.
»Ich habe mich in der Wohnung noch etwas aufgehalten, und zwischendurch kam mir die Idee, fernzusehen. Was ich mir angeschaut habe, weiß ich nicht mehr genau, aber es
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