Killerinstinkt: Serienmördern auf der Spur (German Edition)
Augen war da so etwas wie Verständnis. Die schien mit mir auch irgendwie Mitleid zu haben. Damit hatte ich nun überhaupt nicht gerechnet. Damit konnte ich gar nichts anfangen. Das kam in meiner Phantasie nicht vor. Im ersten Moment wusste ich gar nicht, was ich machen sollte.«
Thomas Graber droht Heidi Jäger, sie zu töten und ihr die Brüste abzuschneiden, sollte sie sich nicht bald fügen. Doch Heidi Jäger zeigt sich weiterhin äußerlich unbeeindruckt und bietet ihm an, mit ihr über seine Probleme zu sprechen. Thomas Graber schaut sein Opfer eine Zeitlang unverwandt an, er fühlt sich jetzt in seiner Rolle als Täter nicht mehr wohl.
»Das war schon eine komische Sache. Ich stand mit dem Messer in der Hand da und bedrohte sie, hatte schon zwei Frauen auf dem Gewissen und kam jetzt mit dieser Situation nicht klar. Ich hatte meine Gefühle nicht mehr unter Kontrolle. Und dann war auf einmal bei mir die Luft raus.«
Heidi Jäger spürt, wie sie langsam Oberwasser bekommt, setzt sich auf ihr Bett und gibt Thomas Graber Zeichen, er möge doch neben ihr Platz nehmen. Dann bietet sie ihm mit leiser Stimme an, über seine Nöte zu sprechen, alles herauszulassen. Nach einem kurzen Moment des Zögerns steckt er das Messer zurück in das Beinhalfter und setzt sich neben Heidi Jäger, die ihm sanft den Arm um die Schultern legt. Und dann beginnt Thomas Graber bitterlich zu weinen.
»Ich war total überfordert und kam mir in dem Moment so jämmerlich vor. Dass diese Frau vor mir keine Angst hatte und mit mir auch noch über meine Probleme reden wollte, das hat mich total überrascht und mir vor Augen geführt, was ich eigentlich für ein armes Würstchen war. Da gab es für mich nur noch eine Entscheidung.«
Als Thomas Graber sich wieder im Griff hat, schaut er Heidi Jäger noch kurz in die Augen und verlässt kurzentschlossen den Raum. Er hetzt auf sein Zimmer, rafft die wenigen Habseligkeiten zusammen und verlässt fluchtartig das Hotel.
»In dem Moment wusste ich nicht, wo ich eigentlich hin wollte. Ich wollte einfach nur aus dieser Situation raus, weg, einfach nur weg.«
Thomas Graber läuft zurück bis zur Autobahn und lässt sich dort von einem Lkw-Fahrer mitnehmen. Die Reise geht bis in die Nähe von Nürnberg. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln fährt er ins Zentrum der Stadt und versorgt sich dort mit Lebensmitteln. Er hat kein bestimmtes Ziel vor Augen, treibt sich herum und vertrödelt die Zeit. Am frühen Nachmittag verschlägt es ihn in den Stadtpark am Feldbornberg, eine etwa 19 Hektar große Grünanlage im Nordosten Nürnbergs.
»Ich hatte mir bei Aldi etwas zu essen gekauft. Das Geld war mir ausgegangen, ich hatte nur noch ein paar Mark. Weil es an diesem Tag sehr heiß war, ging ich in den Stadtpark. Dort hielt ich mich auch an einem Pavillon auf. Plötzlich sah ich eine Frau, die unterhalb des Pavillons auf einem Weg aus der gleichen Richtung kam, aus der ich vorher gekommen war.«
Die waldähnlichen Parkanlagen werden teilweise von Wällen, Mauern und Gräben durchzogen, man kann das gesamte Gelände auf ausgebauten Fußwegen durchwandern. Auf einem dieser Wanderpfade ist gegen 14.30 Uhr Hedwig Brunner unterwegs. Die 53-jährige Inhaberin eines Restaurants will einen Arzttermin wahrnehmen und nimmt eine Abkürzung durch den Stadtpark.
»Die Frau war sehr gut gekleidet und hatte eine Tasche in der Hand. Ich ließ sie an mir vorbeilaufen und bin ihr gefolgt. Mir kam nun der Gedanke, dass ich mir von dieser Frau das dringend benötigte Reisegeld besorgen könnte. In diesem Moment ging es mir nur um das Geld.«
Als Thomas Graber Hedwig Brunner erreicht hat, zieht er sein Messer aus dem Beinhalfter, umfasst sie mit dem linken Arm, hält der Frau den Mund zu und drückt ihr sein Messer unter das Kinn. So schiebt er die völlig verdutzte Frau vor sich her und droht: »Du brauchst dir nichts einzubilden, ich mach dich tot, wenn du nicht machst, was ich sage!«
»Die Frau fing an zu schreien, nachdem ich die Hand ein wenig von ihrem Mund weggenommen hatte. Ich habe sie von dem Weg nach rechts hinter einen Erdwall gezerrt. Die Frau hat sich die ersten paar Meter gewehrt, so dass ich sie schieben musste.«
Hedwig Brunner erkennt die wilde Entschlossenheit des Mannes und gibt ihren Widerstand auf. Sie geht vor dem Mann her, der ihr weiterhin Angst macht: »Keinen Ton, ich mach dich kalt, ich mache keinen Spaß!«
»An einer geeigneten Stelle drückte ich die Frau gegen eine Böschung und forderte sie
Weitere Kostenlose Bücher