Killers: Roman (German Edition)
hatte.
Auf der Straße munkelte man so manchen Schwachsinn.
Moni schreit, bis ihre Lune zu brennen beginnt. Bis ihr Hals wund ist. Sie windet sich, zerrt, brüllt auf, um sich zu befreien. Die Panik gewinnt Überhand, und sie verspürt den Schmerz nicht, den die Schnur an ihren durchgescheuerten Handgelenken verursacht.
Und die Schnur hält.
Moni lehnt sich nach rechts, streckt den Hals aus und versucht, sie mit den Zähnen durchzubeißen.
Aber sie kommt nicht einmal in die Nähe der Schnur. Während sie es versucht, bemerkt sie die klebrigen braunen Flecken unter ihr. Sie stinken wie verdorbenes Fleisch.
Charlenes Blut.
Moni verschlägt es den Atem. Sie blickt erneut auf den Tisch, obwohl sie gar nicht hinschauen will. Sie will sich nicht ausmalen, was dieser Freak mit ihr anstellen könnte.
Ich werde sterben , denkt sie. Und es wird schlimm .
Moni mag sich nicht. Schon seit einer ganzen Weile. Es ist nicht einfach, Selbstachtung zu bewahren, wenn man solche Sachen gegen Bezahlung macht. Aber obwohl ihr Leben wegen Drogen den Bach runterging, und obwohl sie die Hure hasst, die sie wegen der Zwanzigdollarschüsse geworden war, will Moni nicht sterben.
Noch nicht.
Und vor allen Dingen nicht so.
Moni schließt die Augen, atmet ein, atmet wieder aus. Schafft es, dass sich ihre Muskeln entspannen.
» Ich hoffe, du bist nicht bewusstlos geworden.«
Jeder einzelne Muskel in ihrem Körper spannt sich vor Schreck an. Der Freak schaut auf sie herab, lächelnd.
Er hatte die ganze Zeit hinter ihr gestanden, außerhalb ihres Blickwinkels.
» Bitte, lassen Sie mich gehen.«
Sein Lachen ist böse. Sie weiß ganz genau, nach einem einzigen Blick in seine Augen, dass er sie keinen Augenblick früher losbinden wird, ehe ihr Herz zu schlagen aufhört.
» Bettel ruhig weiter. Ich mag das. Ich mag Betteln beinahe so sehr wie Schreien.«
Er geht um sie herum und hält am Tisch an. Er nimmt die Folterwerkzeuge eines nach dem anderen in die Hand, spielt mit ihnen.
» Mit welchem sollte ich anfangen? Ich überlasse dir die Wahl.«
Moni antwortet nicht. Sie denkt zurück an ihre Kindheit, bevor all die Scheiße in ihrem Leben passiert war, bevor die Hoffnung zur Hoffnungslosigkeit wurde. Sie erinnert sich an das kleine Kind, das sie einmal war, mit sonnigem Gemüt, voller Energie– sie wollte rasch erwachsen und Anwältin werden, genauso wie all die gut gekleideten Frauen im Fernsehen.
» Wenn ich das hier überlebe«, fleht Moni den Herrgott an, » ziehe ich einen Schlussstrich und gehe wieder zur Schule, ehrlich.«
» Betest du etwa?« Der Freak grinst. Er hält den Lötkolben in der Hand. » Gott hat hier nichts zu suchen, der beantwortet keine Gebete.«
Er fummelt an dem Camcorder herum und kniet sich dann zwischen ihre gespreizten Beine. Er zündet den Lötkolben mit einem Streichholz an. Das Ding sieht aus wie ein kleiner Feuerlöscher. Die blaue Flamme schießt aus der Düse und hört sich dabei an wie Luft, die aus einem Loch in einem Reifen entweicht.
» Ich werde dich gar nicht erst anlügen. Das hier wird weh tun. Sehr sogar. Aber es riecht so verdammt gut– genau wie gebratener Speck.«
Moni überlegt, wie sie sich gegen den schon bald eintretenden Schmerz wappnen kann, weiß aber, dass das ein Ding der Unmöglichkeit ist. Sie ist absolut hilflos. All ihre Fehler, all ihre schlechten Entscheidungen haben auf diesen Punkt hingeführt– bei lebendigem Leib im Keller irgendeines Psychopathen verbrannt zu werden.
Sie beißt die Zähne zusammen, schließt die Augen.
Es klingelt.
» Verdammt.«
Der Freak hält inne, die Flamme keinen halben Meter von ihrem Fuß entfernt.
Es klingelt erneut. Die Türklingel. Oben.
Moni beginnt zu schreien, aber er kommt ihr zuvor und schlägt mit der geballten Faust hart auf ihr Gesicht ein.
Moni sieht Sternchen, schmeckt Blut. Kurz darauf stopft er ihr etwas in den Mund. Ihr Bustier mit Nackenträger. Er drückt es so weit in den Rachen, bis sie kaum noch atmen, geschweige denn, ihn wieder ausspucken kann.
» Bin gleich wieder da, Schlampe. Der Postbote hat etwas, extra für dich.«
Der Freak verschwindet, geht die Treppe hoch, außer Sicht.
Moni will erneut aufschreien, aber der Knebel erstickt ihre Bemühungen. Sie schüttelt und windet sich, aber die Schnur gibt keinen Deut nach. Der Knebel steckt fest, und der Freak würde jede Sekunde wiederkommen, um sich mit dem Lötkolben an ihr zu vergnügen…
Der Lötkolben.
Moni hält inne und horcht nach dem Zischen
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