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Killerspiel

Killerspiel

Titel: Killerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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Tony Thompsons Rechtfertigungen dazu angehört hatte, über zwanzig Jahre lang Leuten das Leben zu zerstören, hatte sich der Laden gefüllt. Ich rammte einen Kellner, den ich völlig übersehen hatte, wodurch ein ganzes Tablett mit Getränken und Vorspeisen auf dem Boden landete. Bevor er sich mit meinem Fall befassen konnte, stieß ich ihn aus dem Weg, so dass er rückwärts auf einen Tisch mit vier Personen fiel.
    Ich war bereits auf halbem Weg zur Tür, als etwas – jemand – mir ins Auge fiel. Links von mir saß ein Paar an einem der begehrten Fenstertische mit Blick über den begrünten Teil der Straße. Die Frau wandte mir den Rücken zu. Den Mann ihr gegenüber, ein bulliger Kerl in Shorts und Bermudahemd zum Mondgesicht und Ziegenbart, der auf die Speisekarte starrte, als wäre es Sanskrit, hatte ich noch nie gesehen. Ich erkannte sie, noch bevor sie ihr unverwechselbares Wiehern von sich gab.
    Ich ging zu ihnen hinüber. Ich hörte, dass Ms. X eine Bemerkung machte, überhörte sie aber geflissentlich.
    »Hey«, sagte ich, als ich an den Tisch trat.
    Janine sah auf. Sie trug ein bedrucktes Kleid, das tatsächlich ganz manierlich aussah und das sie sich von ihrem Gehalt mit Sicherheit nicht leisten konnte. Seit unserer letzten Begegnung am Morgen hatte sich etwas an ihrer Frisur geändert.
    »Ah,
hey,
Bill. Wie geht’s, wie steht’s?«
    Ich hatte keine Antwort auf Lager. »Ich glaube, du kennst meinen Mann noch nicht.« Sie deutete auf ihren Tischpartner. »Oli, das ist Bill Moore. Du weißt schon. Mein ›Boss‹.«
    »Was geht ab«, sagte er und nickte.
    »Was
machst
du denn hier?«, fragte ich.
    »Essen natürlich«, sagte Janine, während sie aus der Schale in der Mitte ihres Tischs eine saftige Olive pickte. Es war eine anmutige, geschickte Bewegung. »Oli nimmt bestimmt das Rib-Eye-Steak. Bei mir läuft es wohl auf den Schwertfisch hinaus. Nur bei der Vorspeise bin ich mir noch nicht sicher. Wer die Wahl hat, hat die Qual.« Sie lächelte mich wieder an, mit einem seltsam hämischen Ausdruck. »Aber, Moment mal, du warst ja selbst schon ein paarmal hier, stimmt’s? Was würdest du mir empfehlen? Aus deinem reichen Erfahrungsschatz?«
    »Was zum Teufel hast du hier zu suchen?«, wiederholte ich, diesmal mit Nachdruck. An den umliegenden Tischen drehten sich vereinzelt Gäste um. »Du kannst dir das hier unmöglich leisten, wir haben sogar drüber gesprochen.«
    »Ich wurde ausbezahlt«, sagte sie und grinste mich noch selbstgefälliger als vorher an. »Eigentlich sollte ich mich bei dir bedanken, schätze ich.«
    Ms. X hatte mich am Arm gepackt. »Das ist nicht hilfreich«, sagte sie.
    »Hey, hallo«, sagte Janine und warf sich eine zweite Olive in den Mund. »Weiß er es noch nicht? Ich dachte, die hätten ihn gerade in das große Geheimnis eingeweiht.«
    »Weiß ich was noch nicht?«
    »Ehrlich gesagt, kenne ich mich recht gut mit Computern aus, Bill«, sagte Janine. »Wahrscheinlich besser als du. Schon seltsam, wie? Vor vier Wochen hat Peter Grant im Büro vorbeigeschaut, als du gerade mal wieder einem bedauernswerten Kunden in den Arsch gekrochen bist. Peter hat mich gefragt, ob ich ihm dabei helfen wollte, dir einen kleinen Streich zu spielen. Und ich dachte: ›Was? Ich soll dabei helfen, den aalglatten Mistkerl auszutricksen, der mich jeden Tag so ansieht, als wollte er sagen, der Fettarsch stiehlt uns nur die Zeit? Und der keine Gelegenheit auslässt, sich mit seiner hübschen, dürren Kollegin zusammenzustecken und mir zu zeigen, wo’s langgeht? Wieso in aller Welt sollte ich das tun?‹«
    Sie zwinkerte. »War natürlich nur ein Scherz, Billy-Boy. Ich hab
keine Sekunde
gezögert.«
    Ich schluckte heftig.
    »
Ich
hab diesen Witz von deinem E-Mail-Konto verschickt«, sagte sie. »Ich hab das Aufnahmegerät eingerichtet, um mir dein Amazon-Passwort zu krallen, und hab dieses Nackedei-Buch bestellt. Hab noch ein paar Sachen in Gang gesetzt, von denen du wahrscheinlich noch gar nichts weißt. Gut Ding will Weile haben.«
    Plötzlich verhärteten sich ihre Züge. »Viel Spaß, Scheißkerl, und jetzt zieh Leine. Ich hab Hunger und möchte bestellen. Hab lange auf diesen Moment gewartet.«
    Ich ging auf sie los, doch Ms. X war schneller. Sie riss mich vom Tisch zurück und flüsterte mir dabei immer wieder dasselbe ins Ohr. »Ist es nicht wert. Ist es nicht wert. Die Sache ist es nicht wert.«
     
    Sie zerrte mich quer durchs Restaurant bis zum Ausgang und ignorierte meine Versuche, mich

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