Killerspiel
hatte keine Ahnung, wie ich mal werde.«
»Emily, Em, Ms. X, egal. Wir fahren ins …« Ich geriet ins Stocken, als ich daran dachte, was ich vorgehabt hatte, bevor im Wagen dieser Frau die Zündung in die Luft flog, und was ich vielleicht machen wollte, nachdem wir im Krankenhaus waren, und mit wem. »Wie schlimm ist es?«
Sie fing behutsam an, das T-Shirt aufzuwickeln.
»Halten Sie das für eine gute Idee?«
»Keine Ahnung«, sagte sie. »Denk mal, das wird sich zeigen.«
Wir sahen Blut und zerfetztes, rohes Fleisch. Sie drehte die Hand um, und ich stellte fest, dass sie nicht, wie ich angenommen hatte, die ganze Daumenkuppe verloren hatte, sondern nur den fleischigen Teil – der Knochen schien heil zu sein. »Scheiße«, sagte ich trotzdem.
»Jap«, murmelte sie. »Trotzdem, hab Schlimmeres gesehen.«
»Klar doch.«
»Sie hören nicht immer so gut zu, oder? Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass ich in der Army war. Ich war im zweiten Irakkrieg. Ich hätte Ihnen eine hübsche, lange Narbe gezeigt, die ich an der Seite habe, aber wir wurden uns nie richtig vorgestellt. Als es passierte, war es beunruhigend, das will ich nicht leugnen. Sah aus wie ein Stück Schweinerippchen, bevor die Soße drauf kommt. Hab ich seitdem nie mehr essen können, gebe ich zu.«
»Wie kommt es, dass Sie nicht mehr bei der Army sind?«
»Lange Geschichte, ohne Happy End«, sagte sie, während sie ihre Hand wieder verband. »Ich bin da nicht willkommen, so einfach ist das. Bin überhaupt kaum irgendwo willkommen. Und so bin ich an diesen Auftritt geraten. Brian hatte einen vielversprechenden, wenn auch etwas dubiosen Job gefunden. Er wusste, dass ich knapp bei Kasse war und Gefahr lief, mich in Schwierigkeiten zu bringen, und so hat er mich ins Boot geholt. Drei Wochen später bin ich zur Arbeit im Jonny Bo’s angetreten. Ich hab mich natürlich gefragt, wie sie das gedeichselt haben, aber offenbar haben die Thompsons da Einfluss.«
»Es gehört ihnen«, sagte ich ruhig, als es mir im selben Moment dämmerte. »Kann nicht anders sein. Vielleicht zusammen mit Peter Grant.«
»Wollen Sie eine Zigarette anzünden? Ich finde, ich hab mir eine verdient.«
Ich zündete zwei an und steckte ihr eine davon in die linke Hand. »Wer hat Sie eigentlich angeheuert? Tony? Peter?«
»Nein, im Wesentlichen lief das über E-Mail und Telefon ab, auch wenn ich eine persönliche Begegnung mit Warner hatte. Das ist vielleicht ein unheimlicher Typ!« Sie zuckte die Achseln. »Was soll’s. Ich hab den Job geschmissen. Fahren wir los.«
»Wir fahren sehr wohl ins Krankenhaus«, sagte ich. »Aber zuerst muss ich kurz nach Hause.«
»Das besprechen wir später«, sagte sie und lehnte sich zurück, während sie einen tiefen Zug an der Zigarette nahm und einen Moment die Augen schloss. »Fahren wir einfach irgendwohin.«
»Eine Sekunde.«
Nachdem ich ausgestiegen war, rundherum nachgesehen und einen besonders gründlichen Blick auf die Zündung geworfen hatte, schickte ich ein Stoßgebet gen Himmel, stieg wieder ein und drehte den Schlüssel.
Der Wagen sprang an. Wir explodierten nicht.
»Sie lernen ja schnell«, sagte sie.
Kaum kamen wir wieder in die Nähe des St. Armands Circle, hörten wir Schreie, und als ich auf den Kreisverkehr einbog, sahen wir, wie die Leute aus Jonny Bo’s die Treppe herunterstürzten. Paare. Familien. Kellner. Alle ziemlich aufgelöst.
Ich holte mein Handy heraus. Als Hallam antwortete, klang er, als sei er mit den Gedanken woanders.
»Sie sind nicht gekommen«, sagte ich.
»Mr. Moore, ich habe hier eine ernste Situation.«
»Wie’s aussieht, ist das heute der Tag der ernsten Situationen. Ich weiß, wer Hazel Wilkins getötet hat. Und ich kann Ihnen sagen, was just in dieser Minute im Jonny Bo’s passiert.«
»Sie wissen mit Sicherheit, dass Mrs. Wilkins tot ist? Und wie meinen Sie das, was gerade im Jonny Bo’s passiert?«
»Ich sehe, wie die Leute schreiend rausgerannt kommen.«
»Was zum Teufel …?«
»Ich muss nach Hause. Kommen Sie rüber, und ich erzähle Ihnen alles, was ich weiß. Ansonsten bin ich in einer Stunde weg.«
»Mr. Moore, ich kann nicht einfach …«
»Wie Sie wollen«, sagte ich und beendete das Gespräch.
Eine Frau stolperte schreiend die Treppe des Restaurants herunter. Auf halbem Weg rutschte sie aus und fiel, mit dem Gesicht zuerst, auf die Stufen. Die Leute hinter ihr rannten einfach über sie hinweg. Leider handelte es sich bei der Frau nicht um Janine.
Ich trat
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