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Killerspiel

Killerspiel

Titel: Killerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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loszureißen. Sie stieß mich zur Tür hinaus und die Treppe hinunter bis auf die Straße.
    »Janine hing in der Sache mit drin?«, brüllte ich. »Sie kennen das Mädchen?«
    »Ich
kenne
sie nicht«, sagte Ms. X. »Aber ja, sie war ein Teil davon. Tut mir leid. Aber Sie können sowieso nichts mehr daran ändern, es bringt nichts, es auch nur zu versuchen.«
    »Himmel«, sagte ich. »Wer denn noch? Karren? Hing Karren White da mit drin? Hat sie sich an dem Abend deshalb rein zufällig gerade vor dem Fenster ausgezogen? Sitzt Karren auch gerade irgendwo und zählt ihr Geld?«
    »Soviel ich weiß, nicht«, antwortete Ms. X. Sie packte mich an der Schulter und hielt mich fest, während sie leise und bestimmt sagte: »Ich stand nie mit Ms. White in Kontakt. Aber Sie sollten Folgendes wissen, Bill. Der Typ, der diese Fotos gemacht hat? Der ist verschwunden. Das meinte Tony oben, als er von anderen seltsamen Vorgängen sprach. Dieser Mann hieß Brian. Er war ein alter Freund von mir. Wir waren sogar mal eine Zeitlang zusammen. Er war auch bei der Army, und der konnte ganz bestimmt auf sich aufpassen. Er ist gestern Nacht verschwunden. Wir hatten uns an einer bestimmten Stelle verabredet, und er ist nicht aufgetaucht. Ich erreiche ihn nicht auf seinem Handy. Wie’s aussieht, hat jemand an weit höherer Stelle, als die Thompsons sich träumen lassen, das Spiel abgeblasen, und wie’s aussieht, rollen die ersten Köpfe.«
    »Wie meinen Sie das, ›an weit höherer Stelle‹?«, fragte ich. »Sie haben gesagt, sie wären allein. Ein Club reicher Arschlöcher, die anderen das Leben verpfuschen. Wer soll denn
noch
da drin hängen?«
    »Weiß ich auch nicht«, räumte sie ein. »Vielleicht Warner, vielleicht jemand anders, ich hab selber keine Ahnung. Und die Thompsons wissen es auch nicht, und deshalb klink ich mich da jetzt aus. Wenn ich Sie auf dem Weg aus der Stadt ein Stück mitnehmen soll, sagen Sie es. Das bin ich Ihnen dafür schuldig, dass ich da mitgemischt habe. Aber dann mach ich mich vom Acker.«
    »Ich geh nicht von hier weg«, sagte ich bockig. »Ich lebe hier. Ich fahr nach Hause.«
    »An Ihrer Stelle würde ich im Moment nichts Vorhersagbares tun.«
    »Wieso? Was zum Teufel soll denn
noch
passieren?«
    Sie lief mit großen Schritten den Bürgersteig entlang, und ich stürmte hinterher. Mir war egal, was sie sonst noch vorhatte, Hauptsache, sie brachte mich dahin zurück, wo Hunter mein Auto abgestellt hatte. Von allem, was ich dort oben zu hören bekommen hatte, war mir nur eines wirklich haftengeblieben: Maries Rat.
    Fahren Sie nach Hause.
    Ms. X machte mir wild Zeichen, mich zu beeilen. Sie lief direkt in den Verkehr, wo sie sich zwischen den fahrenden Autos ihren Weg bahnte. Ich rannte hinterher und rief nach ihr. Ich wusste selbst nicht, wieso. Ich musste einfach nur etwas rufen. Sie lief in Richtung des Parkgeländes in der Mitte, doch als ich ihr zu folgen versuchte, hätte mich um ein Haar ein vorbeifahrendes Auto erfasst. Also machte ich einen Bogen, um mich stattdessen um die parkenden Autos herumzuschlängeln, so dass ich auf dem ganzen Weg angehupt wurde.
    Ich war vor ihr auf der anderen Seite des Circle und hinter dem Heck ihres Pick-ups, als sie, die Schlüssel in der Hand, aus dem Park kam.
    Doch dann blieb ich abrupt stehen.
    »Steigen Sie ein«, schnauzte sie und entriegelte die Tür.
    »Warten Sie …«
    »Nein«, sagte sie. »Ich bin hier fertig.«
    Doch ich hatte etwas entdeckt. Ich trat zurück. Ich wusste nicht, ob der Transporter ihr gehörte oder geliehen war, doch er hatte in den letzten Wochen einiges mitgemacht – zum Beispiel auf der halsbrecherischen Fahrt durch den Wald auf dem Key an diesem Morgen. Das Heck war schmutzig und verbeult. Doch mitten im Staub sah ich eine saubere Stelle, oder vielmehr eine Reihe zusammenhängender Linien, Buchstaben, in der Art in den Staub gemalt, wie es Witzbolde zuweilen tun: WASCH MICH .
    Doch hier stand etwas anderes drauf. Es war frisch, es war nur ein Wort und fing mit M an.
    »Nicht!«, brüllte ich, genau in dem Moment, als sie den Anlasser betätigte.
     
    Es war kein lauter Knall, eher kurz und bündig und verhalten. Ich bezweifle, dass es jemand auf der anderen Straßenseite überhaupt gehört hatte. Ich schon. Und ich hörte Ms. Xs Schrei.
    Ich überlegte nicht, ob es vielleicht noch eine weitere Explosion geben würde. Wäre wohl angebracht gewesen. Ich stürzte zur Fahrerseite und fand Ms. X kerzengerade an ihren Sitz

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