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Killerspiel

Killerspiel

Titel: Killerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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sachlich? In der vergeblichen Hoffnung, mich für die Sprache zu erwärmen? Ich konnte mich nicht daran erinnern. Wir laufen durch einen endlosen Sandsturm von Erfahrungen, doch am Ende bleiben doch nur ein paar Körnchen an unseren Kleidern haften.
    Ich klatschte die Karte an den Zugangspunkt zur Privatstraße durch das Gelände, und das Tor hob sich langsam wie immer, mit der behäbigen Gravität einer Vorrichtung im Dienste des Menschen. So lächerlich das klingt, war ich aufrichtig erleichtert, als hätte ich damit gerechnet, dass sich selbst dieses kleine Stückchen Alltagserfahrung an diesem Tag verweigerte.
    »Schön«, sagte Emily, als wir hineinfuhren.
    Ich sagte nichts, da ich damit beschäftigt war, gedanklich die Liste der Dinge zu vervollständigen, die ich mit ins Krankenhaus und von dort aus weiter mitnehmen musste.
    Wohin? Ich wusste es nicht. Ein Hotel oder Motel, irgendwohin, um die ganze Sache hier auszusitzen und in ein Leben zurückzukehren, das in der Zwischenzeit in Ordnung gebracht worden war.
    Die Erkenntnis, dass sogar Janine an dem beteiligt war, was mir widerfahren war, machte es schwer, noch irgendetwas für bare Münze zu nehmen. Hatten sie meine Nachbarn in den Streich mit eingespannt? Hatte jemand bei den Mortons angeklopft und etwas für ihre Kirche gespendet? Hatten sie der reizenden Mrs. Jorgensson einen Umschlag mit nicht numerierten Scheinchen angeboten, und sie hatte sich gedacht, na ja, es geht ja nur um einen harmlosen kleinen Scherz, und damit würden die Weihnachtsgeschenke für die Kinder größer ausfallen, wieso also nicht?
    Kannte ich wirklich einen von diesen Fremden?
    Kannte ich
überhaupt irgendeinen Menschen?
    »Von hier hängt niemand in der Sache mit drin«, sagte Emily, als könnte sie Gedanken lesen. »Zumindest weiß ich von keinem.«
    »Woher wussten Sie …«
    »Sie denken laut.«
    Ja, dachte ich bitter, vielleicht stimmt das, und vielleicht liegt genau da das Problem. Vielleicht hatten mich meine so leicht zu durchschauenden, naiven, unbesonnenen Träume und Ambitionen überhaupt erst zur perfekten Zielscheibe für dieses Spiel gemacht.
    Er ist ein Möchtegern, er will ein bisschen zu hoch hinaus, das ist genau die Schraube, an der wir drehen müssen. Zeigen wir ihm mal, was hinter den Kulissen läuft. Lassen wir seine Träume wie Seifenblasen platzen.
    Ich parkte in der Einfahrt. »Möchten Sie hier warten?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Denke, ich komme mit und wasch mir den Mist hier ab, um zu sehen, womit ich’s zu tun hab.«
    »Ich bring Sie in jedem Fall ins Krankenhaus.«
    »Das sagten Sie bereits.«
    Im Haus war es still und dunkel. Ich führte Emily in die Küche. Meine Nachricht an Stephanie lag immer noch an derselben Stelle auf der Theke. Die Probleme des Mannes, der sie geschrieben hatte, erschienen mir jetzt trivial. Ich schob den Zettel weg.
    »Was brauchen Sie?«
    »Papiertücher, Desinfektionsmittel, falls Sie was dahaben. Ein Schmerzmittel wäre nicht schlecht. Haben Sie einen Erste-Hilfe-Kasten zu Hause?«
    »Irgendwo schon.« Ich ging zu dem großen Schrank an der hinteren Wand des Raumes. Während ich ihn durchwühlte, um Emily zu versorgen und dann schnell nach oben zu laufen, trat sie von der Arbeitsplatte zurück und sah sich um.
    »Schön«, sagte sie erneut.
    »Ist das ironisch gemeint? Dafür bin ich im Moment nicht in Stimmung.«
    »Nein«, sagte sie. »Sie haben ein schönes Haus.«
    »Sie scheinen mir nicht der Typ zu sein, der sich so etwas wünscht.«
    »Jeder wünscht sich das«, sagte sie. »Nur wissen einige von uns, dass es in diesem Leben höchstwahrscheinlich nicht dazu kommt. Also tun wir so, als fänden wir das Spießerleben zum Kotzen.«
    Ich zögerte, während ich weiter im Schrank nach dem Erste-Hilfe-Kasten suchte. Sollte ich wirklich wegrennen und das alles hier, selbst vorübergehend, zurücklassen? Sicher, ich hatte mehr gewollt, etwas Größeres. Aber das hier war ein schönes Haus, und ich hatte es verdient. Steph und ich hatten es eigenhändig neu gestrichen. Sie hatte schöne Dinge gefunden und es damit eingerichtet. Es gehörte uns. Es gehörte
mir.
    Sollte ich einer Gruppe von Arschlöchern erlauben, mich aus meinem Haus zu verjagen? Wegzulaufen, ist ein tief sitzender Instinkt, aber ist es nicht besser, sich umzudrehen und zu kämpfen, seine Ecke zu verteidigen?
Nein, ich hab eine schöne Bude, und die lass ich mir von keinem Arschloch nehmen, nicht mal für einen Tag.
    »Na endlich, da ist er ja.« Ich

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