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Killerspiel

Killerspiel

Titel: Killerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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drehte mich um, öffnete den Kasten und holte eine Rolle Verbandszeug heraus, um zu sehen, was noch darin war.
    »Bill.«
    Sie war ans andere Ende der Küche gegangen und starrte durch die Tür Richtung Pool. Ihr Ton klang seltsam.
    »Was ist?«
    »Scheiße«, sagte sie. Die erste Silbe war gedehnt.
    Ich ging zu ihr hinüber und trat neben sie. Etwas schwamm im Pool herum. Etwas anderes lag neben einer der Sonnenliegen.
    Emily griff in ihrem Rücken nach der Waffe, konnte sie aber unmöglich mit der rechten Hand halten. Sie zog sie stattdessen mit links. Man sah ihr an, dass sie mit dieser Hand nicht geübt war; die Waffe wirkte schwer. Ich öffnete die Fliegengittertür.
    Wir gingen zusammen hinaus, wobei Emily die Waffe in einem Halbkreis von links nach rechts bewegte. In meinen Ohren rauschte es.
    Das Ding neben dem Liegestuhl war ein Unterarm, der an Handgelenk und Ellbogen abgehackt war. Ringsherum war Blut am Boden, aber nicht viel. Wahrscheinlich, weil er erst abgetrennt worden war, nachdem die Person schon tot war.
    Mir drehte sich der Magen um. Es war nichts als Flüssigkeit darin, die auf die Steinterrasse spritzte. Ich leerte meine Eingeweide, bis ich das Gefühl hatte, ich würgte auch noch sie mit heraus.
    Dann richtete ich mich wieder auf, und wir drehten uns beide zu dem um, was im Wasser schwamm. Es war mit dem Gesicht nach unten und nach rechts geneigt, als würde es nicht lange dauern, bis es sank.
    Es trug die zerrissenen Überreste eines langen, schwarzen Rocks und einer schwarzen Bluse. Ich kannte diese Bluse. Sie endete an den Handgelenken in Spitzenmanschetten. Ich wusste, dass die Vorderseite ein wenig herunterfiel, wenn die Trägerin sich nach vorne beugte. Ich wusste es, weil es noch keine vierundzwanzig Stunden her war, dass ich selbst in diesen Ausschnitt geblickt hatte.
    Emily steckte ihre Waffe weg, ging zu den Poolgeräten und kam mit einer langen Stange zurück, an deren einem Ende ein Netz befestigt war. Sie konnte sie mit einer Hand nicht benutzen und gab sie mir.
    Ich hielt sie in den Pool und erwischte die Leiche an der linken Schulter. Ich zog. Die Leiche bewegte sich, drehte sich langsam in der Mitte, kam jedoch nicht näher heran. Ich unternahm einen neuen Versuch, indem ich diesmal den festen Rand des Netzes über den Rücken der Leiche legte und sachter zog.
    Sie trieb langsam heran.
    Wir beobachteten, wie sie auf uns zuglitt. Als sie am Beckenrand verharrte, ging ich in die Hocke.
    Man hatte Cass den Kopf geschoren. Vorher, währenddessen oder danach? Man hatte auf ihren Rücken, ihre Arme und Beine eingehackt. Wie sie dort bleich und vollgesogen und so tot, wie es nur ging, auf dem Wasser schwamm, sah sie größer aus, als ich sie in Erinnerung hatte; nachdem das Leben ihre Anima mitgenommen hatte, war alle Leichtigkeit von ihren Überresten gewichen.
    Widerstrebend griff ich ins Wasser und ergriff ihren Oberarm mit der Hand. Ich drehte den Leichnam um.
    Die Verletzungen an der Vorderseite waren bei weitem brutaler, besonders an der Brust. Ihr Gesicht war ebenfalls entstellt. Jemand hatte darin mit Werkzeugen gewütet, die ich mir nicht auszumalen wagte – einer Axt, Hämmern, einer Säge. Es war nichts weiter übrig als Löcher und rohes Fleisch.
    In diesem Moment änderte sich bei mir etwas für immer. Hazels Leichnam hatte seltsam, aber irgendwie normal ausgesehen – er gehörte zu der Geschichte, die wir nie hören wollen, obwohl sie der Tod uns irgendwann zuflüstern wird.
Wir sterben, so ist das nun mal.
    Der geschundene Körper von Cass sagte mehr als das. Er sagte, auch Gott ist tot, und er hat uns sowieso schon immer gehasst.
    »Bill.«
    Emily deutete auf die Wand beim Pool, an der sich eine etwa sechzig Zentimeter hohe Schmiererei aus getrocknetem Blut befand. »Und da.«
    Noch eine auf dem Boden, an der Seite. Jemand hatte eines der abgeschnittenen Enden an diese Flächen gehalten und eine Spur als Beweis hinterlassen, um es noch ein bisschen schwerer zu machen, alles zu verbergen. Befanden sich diese Schmierereien nur hier? Oder vielleicht auch im Haus? Im Obergeschoss? Im Bett? Darunter? In Schubladen, im Dach?
    Emily sah elend aus. Offenbar reichte selbst ihre Erfahrung am Golf nicht aus, um das hier zu verkraften.
    »Das hier ist kein Spiel«, sagte ich.
    »Nein. Nichts dergleichen gehörte je zu dem Plan oder wies auch nur andeutungsweise darauf hin. Oder glauben Sie, ich wäre sonst jetzt hier?«
    »Das wollte ich damit nicht sagen.« Mir liefen die

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