Killerspiel
Tränen über das Gesicht, und ich schien machtlos dagegen zu sein. »Ich meine, wie kann irgendjemand das hier als ein
Spiel
betrachten? Ich meine, was für ein Mensch ist in der Lage, so etwas tatsächlich zu
tun?
«
»Warner? Für mich klang es jedenfalls so, als wäre er jemand mit …«
»Er ist seit gestern Abend verschwunden. Hunter sagt, er sei verletzt gewesen, und ich hab den Stuhl gesehen, mit dem er sich heruntergestürzt hat. Ich war
danach
bei Cass.«
»Stimmt.«
»Ich weiß«, sagte ich. »Da müssen Sie sich auf mein Wort verlassen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Sie wurden gestern am späten Abend auf dem Circle mit ihr gesehen – von mir, Sie erinnern sich? Da dämmerte mir schon so langsam, dass die Dinge aus dem Ruder liefen, aber ich hab immer noch meine Rolle gespielt. Als Brian dann später nicht kam, wurde ich erst richtig nervös, und deshalb war ich gleich am frühen Morgen bei Cass’ Wohnung. Ich weiß, dass Sie das nicht waren. Sie hatten gar nicht die Zeit, und Sie waren völlig verängstigt und wussten gar nicht, wie Ihnen geschah. Und Sie sind … Sie sind einfach nicht der Typ für so was.«
»Was ist mit den Dingen, die Hunter gesagt hat? Als er mich fragte, wie viel ich eigentlich von Ihnen weiß?«
»Hatte damit gerechnet, dass das noch mal zur Sprache kommt.« Sie streckte mir die Waffe entgegen, mit dem Griff zuerst. »Wollen Sie die nehmen?«
»Natürlich nicht. Ich hab nicht den leisesten Schimmer, wie ich die überhaupt benutzen soll.«
»Will Ihnen nur zeigen, dass Sie mir trauen können.«
»Ich weiß ja nicht mal, ob sie geladen ist. Sind Sie also in die Wohnung von Cass gekommen, während ich bewusstlos am Boden lag, haben sie getötet, ihre Leiche jemand anderem weitergegeben, der das alles mit ihr gemacht hat, um sie am Ende hier zu entsorgen? Und haben dann diese Verfolgungsjagd simuliert, damit ich glaube, dass Sie auf meiner Seite sind?«
»Nein.«
»Das hier gehört nicht mehr zu dem Spiel? Steht nicht im Drehbuch? Damit die Sie bezahlen?«
Sie hielt die zerfetzte Hand hoch. »Schwer verdient, wenn es so wäre.«
»Ja, Sie wurden verletzt, aber Hunter war der Joker, mit dem niemand gerechnet hat. Er hat den anderen, und auch Warner, das Spiel versaut. Sie sollten nichts von ihm wissen – und das ist möglicherweise der einzige Grund, weshalb Sie verletzt wurden.«
Sie schüttelte den Kopf, und ich denke, ich glaubte ihr – auch wenn ich mir in einem Winkel meiner Seele nicht ganz sicher war.
»Ich höre Ihre Gedanken immer noch laut und klar«, sagte sie. »Die Antwort lautet nein. Allerdings gibt es mir schon zu denken, dass Marie Thompson sich so ins Zeug gelegt hat, um Sie dazu zu bekommen, nach Hause zu fahren. Klang auch irgendwie echt.«
Derselbe Gedanke war mir auch gekommen. »Vielleicht in der Hoffnung, ich würde mich auf frischer Tat mit der Leiche ertappen lassen.«
»Wir sollten hier weg«, sagte sie. »Und zwar jetzt.«
»Verbinden Sie Ihre Hand. Ich schnapp mir unterdessen ein paar Sachen.«
Sie kehrte in die Küche zurück. Ich blieb noch einen Moment, wischte mir das Gesicht ab, betrachtete die sinkende Leiche in meinem Pool und dachte daran, wie ich mich in der Nacht unseres Hochzeitstags nach dem guten Essen und dem Sex in dem Glauben, wie schön doch alles war, hier im Wasser hatte treiben lassen.
Vor vier Tagen. So lange hatte das alles gebraucht.
»Ich krieg sie dran«, brachte ich mit leiser, belegter Stimme heraus. »Ich weiß nicht, wie, und ich weiß nicht, wann, aber ich krieg sie dran.«
44
A ls ich wieder in die Küche kam, wickelte sich Emily gerade einen Verband um die Hand. Ich hatte vergessen, was auf meiner Liste mit den Dingen gestanden hatte, die ich von zu Hause mitnehmen wollte, und bezweifelte, dass irgendetwas davon wichtig gewesen war. Das Einzige, was einleuchtete, war eine Garnitur Kleider für Stephanie. Alles andere konnte warten, bis sich die Dinge gefügt hatten und ich mein Leben hier wiederaufnehmen konnte.
»Bin mal eben oben«, sagte ich. »Zwei Minuten. Dann sind wir weg.«
»Verstanden«, antwortete sie und hielt sich die verbundene Hand an die Brust, während sie versuchte, die Bandage mit Pflaster festzukleben. Sie zitterte. Es sah für mich nicht danach aus, als käme das von der Angst, auch nicht vom Schock über das, was wir im Pool gesehen hatten.
»Es tut weh, nicht wahr.«
»Tut es tatsächlich irgendwie. Hab mich jetzt doch mit dem Gedanken angefreundet, ins Krankenhaus
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