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Killerspiel

Killerspiel

Titel: Killerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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entsann mich, wie ich vor geraumer Zeit bei einer lebhaften, endlosen Dinnerparty darüber aufgeklärt wurde. Sie hatten nicht einmal Kabelfernsehen.
    Ich lehnte mich ratlos vor dem Bildschirm zurück. »Und die Smiths gegenüber sind es auch nicht. Denen musste
ich
Microsoft Office auf dem Computer installieren.«
    Steph verkniff sich eine Antwort. Sie saß einfach nur da und sah mich an, während ihr rechter Fuß auf und nieder wippte.
    »Es könnte also War Driving sein«, schlug ich wenig überzeugend vor.
    Zu meinem Erstaunen wusste sie, was das heißt. Sie strafte den Gedanken mit Todesverachtung, räumte jedoch am Ende ein, dass irgendein Jugendlicher in der Wohnanlage
möglicherweise
die Hardware, das Know-how und die jugendliche Durchtriebenheit besitzen könnte, um langsam am Haus vorbeizufahren, eine Sicherung von dem zu machen, was gerade durch den Äther schwirrte, und sich daraus mein Passwort bei Amazon und zu meinem E-Mail-Programm zu klauen.
    Die Bilder waren nach wie vor nicht so einfach zu erklären. Ich versuchte, das auszuräumen, indem ich auf dem WLAN -Rätsel herumritt, doch Steph kaufte mir das nicht ab. Sie fragte mich, wie irgend so ein Jugendlicher überhaupt von Karren wissen könne, um Fotos von ihr zu machen. Ich hatte keine Antwort parat. Ich konnte ihr lediglich sagen, was
nicht
passiert war. Ich bestritt, die Fotos gemacht zu haben, bestritt, auch nur die geringste Ahnung zu haben, wie sie auf meinen Laptop gekommen waren. Bestritt es laut, bestritt es lang. Das Gespräch konnte keine andere Richtung nehmen – jedenfalls nicht ohne die ausblendende und unterstützende Wirkung von Schlaf.
    Als sie zu Bett ging, war ihre Wut schon fast verglimmt, doch ihr Blick wirkte hohl. Es gab keine bissige Schlussbemerkung, bevor sie nach oben ging. Sie sah mich einfach nur an, als fragte sie sich, was sie vor Augen hatte, und ging. Vielleicht hätte ich mitkommen sollen, doch es schien mir nicht angebracht.
    Stattdessen ging ich nach draußen und ließ mich eine Weile im Pool treiben. Ich dachte in erster Linie an die Fotos, stellte aber irgendwann fest, dass ich Türen öffnete, die mir vorher gar nicht in den Sinn gekommen waren – so sehr war ich mit der offenkundigen, greifbaren Gefahr und dem emotionalen Feuergefecht beschäftigt gewesen.
    Es gab noch etwas zu bedenken, wurde mir klar, etwas, das ich gegenüber Steph nicht erwähnt hatte – teils, weil ich selbst nicht darauf gekommen war, doch dann, als es mir bewusst geworden war, auch, weil ich keine Ahnung hatte, was ich davon halten sollte, und es gab schon genügend Unverständnis zwischen uns. Ich hatte die Fotos von Karren nicht gelöscht, so naheliegend das auch war: »Sieh her! Hier! Ich schmeiß sie raus! Igitt!« Steph hatte darauf bestanden. Sie hatte sogar versucht, es selbst zu tun, hatte mich zur Seite geschubst und ihre Finger während einer dieser hitzigeren Phasen unserer Auseinandersetzung über das Trackpad gleiten lassen. Ich hatte ihre eigene Taktik gegen sie verwandt und sie gefragt, was das bringen solle, wenn ich doch Kopien im Internet oder auf der Speicherkarte dieser angeblichen Kamera haben könnte, die ich nicht besaß. Ich hatte argumentiert, ich brauchte sie, um der Frage auf den Grund zu gehen, woher sie kamen. Kurz nachdem ich ihren Versuch, sie zu löschen, vereitelt hatte, war mir diese letzte Sache aufgefallen – die mich jetzt dazu brachte, frierend, müde und verwirrt aus dem Pool zu steigen.
    Ich ging hinein, um mir noch einmal den Ordner auf dem Computer anzusehen und mich davon zu überzeugen, dass ich richtig gesehen hatte.
     
    Als ich die Tür zu unserem Schlafzimmer öffnete, war das Licht aus. Ich hörte Steph jedoch im Dunkeln atmen, und es klang nicht so, als ob sie schliefe.
    Sie sagte nichts, als ich behutsam ins Bett kroch. Ich sagte auch nichts. Ich lag auf dem Rücken und dachte an das, was sich bestätigt hatte. Die Bilder von Karren waren alle zusammen in einem eigenen Ordner auf dem Desktop meines Computers abgelegt. Nun halte ich meinen virtuellen Schreibtisch genauso sauber und ordentlich wie den in der realen Welt, und ich wusste, dass ich diesen Ordner nicht eingerichtet hatte. Das hatte jemand anders getan, wie auch immer, bevor er ihn mit den Fotos füllte.
    Der Ordner trug den Titel MODIFIED .

12
    I rgendwann kommt Hunter dann zurück. Diesmal weiß der Mann auf dem Stuhl, dass er kommt. Er hört, wie in einiger Entfernung eine Tür klappernd geöffnet und wieder

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