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Killerspiel

Killerspiel

Titel: Killerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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wie an dem Abend, an dem ich ihn in der Bar getroffen hatte, hellgrün, mit ausgestellter Schulterpartie, irgendwo auf dem Circle für schlappe tausend Dollar zu haben. Er war allein und hatte den lässig gemächlichen Gang eines Mannes, der weiß, dass ihm die ganze verfluchte Straße gehören könnte, wenn er wollte.
    »Hey!«, brüllte ich, während ich zwischen den Autos auf die Straße schoss. Jemand hupte. Warner lief weiter. Mir wurde klar, dass er es wahrscheinlich nicht gewohnt war, so angesprochen zu werden, und keine Sekunde auf den Gedanken kam, dass das Gebrüll eines Kerls auf der Straße irgendetwas mit ihm zu tun haben könnte. Er begab sich zu einem Auto, das zwanzig Meter entfernt stand, und ich legte noch einen Zahn zu.
    Als ich schließlich in Reichweite war, stürzte ich mich auf ihn, um ihn an der Schulter zu packen. Er erkannte mich auf der Stelle – ich sah es in seinen Augen.
    »Was?«, fragte er jedoch. »Wer zum Teufel sind Sie?«
    »Bill, Bill Moore.«
    Er starrte mich an. »Wer?«
    »Bill Moore, der Makler. Wir haben uns vor ein paar Wochen im Krank’s kennengelernt. Sie wollen Ihr Haus verkaufen. Deshalb haben Sie sich am Dienstag mit meiner Kollegin getroffen.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
    »Blödsinn.«
    Langsam wich er zurück. »Ich habe keine Ahnung, wer Sie sind, aber lassen Sie mich gefälligst in Ruhe, oder ich ruf die Polizei.«
    »Ich
habe
bereits mit der Polizei gesprochen. Die Polizei war bei mir. Man glaubt, Sie könnten tot sein.«
    Inzwischen hatte ich das Interesse zweier Passanten erregt. Beide trugen ärmellose T-Shirts, die ihre Tattoos zur Geltung brachten, die Art Typen, von der die Bars am Highway außerhalb der Stadt lebten. David Warner warf ihnen einen Blick zu, während er eine Hand in eine Hosentasche steckte.
    »Der Typ ist ein Spinner«, sagte er. »Hab den Kerl noch nie gesehen.«
    »Wärst gut beraten, dem Mann nicht dumm zu kommen«, ließ einer der Tätowierten verlauten. Er klang, als suchte er nur nach einem Vorwand, um jemandem eine reinzuhauen.
    »Ich komme ihm nicht dumm. Ich sag nur …«
    Doch jetzt war auch sein Kumpel vorgetreten und hatte sich zwischen mich und Warner gestellt, der augenblicklich zielstrebig zu seinem Wagen lief.
    »Kommt schon, Jungs«, sagte ich, um die Situation zu entschärfen. »Das geht euch wirklich nichts an. Ich muss mit diesem Mann reden, weiter nichts. Er kennt mich.«
    »Hab den Kerl noch nie gesehen«, rief Warner, während er in seinen Wagen stieg. »Danke, meine Herren.«
    Damit schlug er die Tür zu, warf in Sekundenschnelle den Motor an und brauste augenblicklich los.
    »Arschlöcher!«
,
schrie ich, machte auf dem Absatz kehrt und rannte in die entgegengesetzte Richtung los. Ich war kaum drei, vier Meter gekommen, als ich dem Kellner von Krank’s in die Arme lief.
    »Versuchen Sie nicht, abzuhauen, Sir«, sagte er. »Sie schulden …«
    Ich riss meine Brieftasche heraus und warf ihm einen Geldschein hin. Ich habe keine Ahnung, wie viel es war. Die anderen beiden Typen waren mir jetzt auf den Fersen. Offenbar hatten sie sich darauf verständigt, dass mein Vergehen ausreichte, um mich aus Spaß etwas zu vermöbeln, selbst wenn der ursprüngliche Auslöser längst auf und davon war.
    In der Zwischenzeit fädelte sich Warner in den fließenden Verkehr ein.
    Ich bin ziemlich fit, wie sich zeigte. Offenbar war all die Zeit auf dem Laufband doch zu etwas gut. Ich bog dreißig Meter weiter vorne um die Ecke und zückte meine Schlüssel. Ohne nach links und rechts zu sehen, rannte ich auf die Straße – entkam dabei nur knapp einem vorbeifahrenden Lkw – und sprang auf der Fahrerseite in meinen Wagen. Kaum dass ich saß, betätigte ich die Zentralverriegelung, und die beiden Kerle fingen an, in einem Trommelfeuer mit flachen Händen auf das Dach meines Autos zu schlagen. Ich trat das Gaspedal durch, raste schlingernd nach hinten, so dass die Männer mit wütendem Gebrüll das Gleichgewicht verloren, riss die Schaltung in Drive und raste dann auf die Straße, wo ich an einem Stoppschild eine Abkürzung an Krank’s vorbei nahm. Ich erkannte Warners Wagen vor mir am Ende der Straße, wo er nach rechts auf den Boulevard abschwenken wollte.
    Es waren zu viele Fahrzeuge zwischen uns, als dass ich in derselben Ampelphase hätte abbiegen können, und so schnitt ich einen Block ab, indem ich sofort nach rechts schwenkte. Ihn aus den Augen zu verlieren, fühlte sich falsch an, doch ich wusste, dass es

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