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Killerspiel

Killerspiel

Titel: Killerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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mich quasi von zu Hause ferngehalten hat.«
    »Wie das?«
    »Ich bin der Verabredung mit Warner hinterhergelaufen, die es, wie seine Assistentin inzwischen behauptet, nie gegeben hat.«
    Das nächste Bild erschien. »Wer ist die hübsche Dame?«
    »Sie heißt Karren. Sie arbeitet in meinem Büro.«
    Noch ein Foto, in Vorderansicht und schärfer. Zu meinem Unbehagen war mir bewusst, dass ich nahe bei einer jungen Frau stand, während wir uns beide die Fotos einer anderen, spärlich bekleideten Frau ansahen.
    »Wie sind die dann auf Ihrem Computer gelandet?«
    »Keine Ahnung.«
    »Und deswegen haben Sie sich mit Kevin getroffen.«
    »Von den Bildern hab ich ihm allerdings nicht erzählt, nur dass offenbar jemand Fernzugriff auf meinen Computer gehabt hatte.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Dass es möglich ist. Auch wenn er sich wohl eher mit dem Gedanken an einen physischen Zugriff anfreunden konnte.«
    »Weiß die Frau von ihrer Hauptrolle?«
    »Nein.«
    »Sie haben es ihr nicht erzählt?«
    »Ich dachte, ich warte besser, bis ich irgendeine Erklärung dafür habe, wie die Bilder auf meinen Laptop kommen«, sagte ich und war mir wohl bewusst, wie lahm meine Ausrede klang.
    »Hmm«, sagte sie und beugte sich dichter zum Bildschirm vor. »Das interessiert mich.«
    »Was?«
    Ihre Hände flitzten ein paar Sekunden über die Tastatur, so dass kleine, halb durchsichtige Fenster so schnell wieder verschwanden, wie sie aufblitzten, fast zu schnell, um sie zu sehen. »Darf ich?«
    »Dürfen Sie was?«
    Im nächsten Moment erschien erneut das erste Foto auf dem Bildschirm. Noch ein paar Tasten, und es vergrößerte sich, erst auf das doppelte, dann das vierfache Format. Cass zog den Finger diagonal über das Trackpad, um zur unteren rechten Ecke zu scrollen, lehnte sich dann zurück und sah sich das Bild mit schief gelegtem Kopf und zusammengekniffenen Augen an.
    »Ja!«, rief sie. »Ich
bin
so cool, wie alle sagen.«
    Sie schloss das Fenster und öffnete, offenbar nach dem Zufallsprinzip, ein anderes aus dem Ordner. Eine Dreiviertelansicht von Karren wurde derselben Behandlung unterzogen. »Hier, dasselbe, sehen Sie?«
    »Was?«
    Sie tippte eine Tastenkombination, und das Bild wechselte in einen geringeren Auflösungsgrad. Sie ließ den Cursor rings um die Datums- und Uhrzeitangabe kreisen. »Sehen Sie sich mal die Ränder dieser Ziffern an.«
    Ich schaute genauer hin. »Ich komm nicht ganz mit.«
    »Die sind nicht echt.«
    »Nicht echt?«
    »Die Art, wie Datum und Uhrzeit auf digitalen Fotos erscheinen, ist ziemlich unverwechselbar. Die hier sehen unecht aus. Die Ränder sind zu scharf, haben nicht diesen leichten Schleiereffekt. Kann theoretisch an der verwendeten Kamera liegen, je nach Hersteller gibt es da gewisse Unterschiede, aber das glaube ich nicht. Probieren wir noch was aus.«
    Eine weitere Tastenkombination, und neben dem Bild öffnete sich ein langes, schmales Fenster mit säuberlich lesbarem Text. Während sie leise vor sich hin summte, ging sie ihn mit dem Finger Zeile für Zeile durch.
    »Aha.«
    »Was soll das werden, wenn es fertig ist?«
    »Die EXIF -Daten für das Bild. Ich sehe sie mir bei einem anderen an.« Sie klickte das erste Foto an, und das Nebenfenster öffnete sich mit ähnlichen Daten. »Volltreffer. Bei so viel Genialität verschlägt es einem die Sprache.«
    »Ich versteh nur nicht, was Sie mir da zeigen.«
    »E-X-I-F«, antwortete sie, indem sie es mir wie einer analphabetischen Katze buchstabierte. »Das bedeutet Exchangeable-Image-File-Format. Damit kann man Metadaten zu einem Bild in der Datei selbst speichern. Wenn nun eine Digikamera ein Foto macht, speist sie Teile dieser Informationen in die JPEG - oder TIFF -Datei ein, wo man dann mit jeder Betrachteranwendung Zugriff darauf hat. Normalerweise sind darin Blende, Verschlusszeit, Brennweite und Filmempfindlichkeitseinstellung enthalten – bei manchen sogar die geographische Ortung.« Sie tippte mit der zarten Fingerspitze an den oberen Rand des Datenfensters. »Und natürlich besteht die Basisfunktion darin, den Zeitpunkt festzuhalten, zu dem das Foto aufgenommen wurde.«
    Ich sah mir das Datum neben ihrem Finger an. Dann die Zahlen in der Ecke des Bildes selbst.
    Sie waren verschieden.
    »Moment mal«, sagte ich. »Nach den Zahlen auf dem Bild stammt die Aufnahme von Dienstagabend, dem 12 . September. Nach den EXIF -Daten dagegen vom elften. Also Montag.«
    »Ganz genau.«
    »Aber Moment …
Moment mal
«, sagte ich, als der Groschen

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