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Killerspiel

Killerspiel

Titel: Killerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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fiel. »Montagabend war ich mit Stephanie aus. Den ganzen Abend. Vom Spätnachmittag an. Wenn die hier also am Montag aufgenommen wurden, dann kann ich es ja gar nicht gewesen sein, und ich könnte es ihr beweisen.«
    Cassandra wedelte skeptisch mit einer Hand. »Freuen Sie sich nicht zu früh. Die EXIF -Daten hängen genauso von den Einstellungen der Kamera ab wie das herkömmliche Datum. Falls jemand die Kamera auf das falsche Datum und die falsche Uhrzeit eingestellt hat, sind auch die EXIF -Daten falsch.«
    »Abgesehen davon, dass ich die Bilder nicht gemacht habe, stelle ich Datum und Uhrzeit immer richtig ein.«
    »Hätte ich auch nicht anders erwartet, aber Sie können es nicht beweisen. Aus ureigenstem, schamlosem Interesse hätten Sie sie ändern können, um die Fotos zu machen, und hinterher wieder zur alten Einstellung zurückkehren. Sie können diese Zahlen nicht benutzen, um stichhaltig zu beweisen, wann das Bild aufgenommen wurde.«
    »Aber verdächtig sind sie allemal, richtig? Weil so oder so das Datum übereinstimmen sollte.«
    »Ja. Jemand hat das Datum und die Uhrzeit auf diesen Bildern so gefälscht, als wären sie zu einem anderen Zeitpunkt entstanden. Was …«
    Sie verstummte plötzlich mit offenem Mund. Schlug sich mit der flachen Hand an den Kopf. »Ich Trottel.«
    »Was?«
    Es sah aus, als täte ihr die eigene Dummheit weh. »Wie hieß noch das Wort, das Ihnen immer wieder unterkommt?
Modified?
«
    »Sie haben die Daten modifiziert, so viel ist mir klar, aber …«
    »Nein, nein, nein. Nicht nur die, mein Freund. Es geht nicht nur darum, dass eine Sache verändert wird oder auch nur ein Haufen Kleinigkeiten. Es ist ein echtes
Mod.
«
    »Was zum Teufel ist ein Mod?«
    »Rücklauf, Zurückspulen. Ich mach Computer-Spiele, klar? Online. Das hatten wir in unseren früheren Gesprächen schon festgehalten. Sie erinnern sich?«
    »Ja.«
    Sie schien wirklich perplex. »Sie wissen wirklich nicht, was ein Mod ist?«
    »Nein.«
    »Okay. In der Spielsprache ist ein Mod genau das, wonach es klingt – eine Modifikation –, aber es geht weit darüber hinaus. Es ist quasi ontologisch, es verändert die ganze Welt. Es ist ein Patch, das man in einem Computerspiel einsetzt und das die Ausgangsbasis des Spielers – oder die Welt – auf fundamentale Weise verändert. Es ist ein Klassiker – gibt’s schon seit den textbasierten Mittelerde-Spielen der Sechziger.«
    »Und … wie hat man sich diese Änderungen vorzustellen?«
    »Kommt drauf an. Ein Waffen-Mod kann darauf hinweisen, dass eine Figur in einem imaginären mittelalterlichen Universum plötzlich unbegrenzten Zugang zu Pfeilen hat, oder sogar zu einer Knarre. Ein Umwelt-Mod kann alles bedeuten, von Burgmauern, die in allen Regenbogenfarben schillern, oder aber auch, dass es mit einem Schlag keine Bäume mehr gibt, oder Pferde, oder Schwerkraft. Verstehen Sie?«
    »Ich besitze immer noch Schwerkraft, aber keine Knarre.«
    »Aber einige Dinge haben sich geändert, nicht wahr? Es gibt Leute, die Sie wegen einer Witz-E-Mail, die Sie nie verschickt haben, mit anderen Augen sehen. Ihre Frau glaubt, Sie hätten ein Buch mit Pornokunst bestellt – nicht nur das, sondern auch noch gelogen –, vor allem aber, Sie wären bei einer Kollegin zum Spanner mutiert. Menschen sehen Sie anders, benehmen sich Ihnen gegenüber anders, und folglich verändert sich Ihre Welt, in einer Art Schneeballeffekt, und Sie sind zu einer Aufholjagd gezwungen.«
    Der Groschen klemmte zwar, doch irgendwann fiel er. »Aber wer zum Teufel sollte so was tun?«
    »Das ist die Frage. Alter Kumpel vom College? Jemand, mit dem Sie öfters ein Bier trinken? Irgendein Freund, der Ihnen nahe genug steht, um Ihr Leben zu kennen?«
    »Eigentlich hab ich … keine Freunde. Nicht so richtig.«
    »Im Ernst? Ihnen fällt niemand ein?«
    Mir fiel tatsächlich niemand ein. Ich hatte Kollegen. Ich hatte Kontakte. Ich hatte Blogs, die ich regelmäßig las. Ansonsten fiel mir nichts mehr ein.
    »O-kay«, sagte Cass. »Vielleicht sollten Sie daran was ändern. Freunde sind, wie man so hört, gar keine schlechte Idee.«
    Ich war müde, verwirrt und betrunken. »Ich muss nach Hause. Sofort. Ich muss Steph diese Sache mit den Fotos zeigen und ihr das alles erzählen.«
    »Stimmt. Wird allerdings ein langer Fußmarsch.«
    »Nur zwanzig Minuten bis zum Auto.«
    »Ist ja wohl nicht Ihr Ernst. Was das Fahren betrifft, sind Sie in noch schlechterer Verfassung als bei Ihrer Ankunft.«
    Natürlich

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