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Killerspiel

Killerspiel

Titel: Killerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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bestand darauf, sie mir so vor Augen zu führen, wie sie in der Nacht gewesen war – ein reizendes Mädchen, das in dem Moment, als mein Hirn diese Momentaufnahme gespeichert hatte, einfach nur glücklich war, Wein zu trinken, etwas abzuhängen und über Computer oder andere Themen zu reden. Und dann fiel auf einmal dieses andere Bild wie ein Bleivorhang herunter.
    Eine Tür. Dunkel. Ein Bett voller Blut.
    Schließlich brachte ich das Wort heraus. »Modified.«
    »Ja«, sagte die Frau und ließ ihre Scheibe herunter, damit der Rauch entweichen konnte. »Das wurden Sie.«
    »Von wem?«
    »Von mir. Unter anderem.«
    »Die E-Mail? Der Fotoband?«
    »Beides ich, mit ein bisschen Hilfe. Bei ein paar Telefonaten war ich auch Melania Gilkyson.«
    »Das waren Sie?«
    Sie legte den Kopf schief und verstellte ihre Stimme ein wenig. »Ich arbeite nicht rund um die Uhr für ihn, wissen Sie.«
    »Aber wieso?«
    Sie antwortete nicht, sondern starrte nur in einer Mischung aus Unglück und Leere über den Platz.
    »
Wieso
haben Sie mir das angetan?«
    »Weil es mein Job ist.«
    »Wo ist Stephanie? Haben Sie ihr irgendetwas angetan? Falls ja …«
    »Nein.« Die Frau schüttelte den Kopf, eine kurze Rechts-Links-Drehung, als ob sie ihre Bewegungen präzise, gezielt und sparsam einsetzte. »Das war ich nicht. Ich hab nicht die geringste Ahnung, wo Ihre Frau ist. Das gehört zu den vielen Dingen, die in den letzten achtundvierzig Stunden völlig danebengegangen sind.«
    »Waren Sie in meinem Haus?«
    »Wann?«
    »Gestern Nachmittag.«
    »Nein, warum?«
    »Ich hab angerufen und versucht, Stephanie aufzuspüren. Eine Frau war dran. Sie hat das Wort ›modified‹ benutzt.«
    Die Frau strich sich wieder mit den Fingerspitzen über die Stirn und wirkte gequält. »Nein, das war nicht ich. Gott.«
    »Aber Sie
waren
in meinem Haus. Richtig?«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Weil Sie es gerade nicht geleugnet haben. Sie haben nur gefragt, wann.«
    »Mist. Ich muss müde sein«, sagte sie. »Ja, ich war Mittwochmorgen da, um diese Bilder auf Ihrem Laptop zu speichern.«
    »Die haben
Sie
gemacht?«
    »Nicht ich. Jemand, den ich kenne.«
    »Wie sind Sie reingekommen?«
    »Ich hab Schlüssel.«
    »Wozu?«
    »Wozu was? Hier gibt es eine Menge Wozus und Wiesos. Da müssen Sie Ihre Frage schon genauer stellen.«
    »Wieso haben Sie mir die Bilder untergeschoben?«
    »Was glauben Sie?«
    »Damit meine Frau denkt, ich würde Karren nachsteigen.«
    »Ach nee.«
    »Hat Sie jemand dafür bezahlt?«
    »Vielleicht sind Sie gar nicht so dumm, wie alle denken, was?«
    »Wer? Wer kann ein Interesse daran haben, mir so etwas anzutun?«
    »Ich bin nicht befugt …«
    Plötzlich und ohne Vorwarnung verlor ich die Fassung. In meinem ganzen Leben habe ich nie die Hand gegen eine Frau erhoben, aber der hier wollte ich den Hals umdrehen, die Nase einschlagen und wer weiß was mit ihr machen, Hauptsache, es tat weh. Ich musste sicher sein, absolut sicher sein, dass diese Frau nicht wusste, wo Stephanie war, und dass sie ihr nichts angetan hatte. Ich fuhr auf meinem Sitz herum und stürzte mich auf ihre Kehle. Ich sah nicht einmal, wie sie die Hand vom Steuer nahm, doch plötzlich war sie da, umklammerte mein Handgelenk und hielt meinen Arm so blitzschnell fest, dass es mir die Schulter verrenkte.
    »Wenn Sie wollen«, sagte sie und sah mich mit kühlen, grauen Augen an, »dann kann ich Sie aus diesem Wagen zerren und Sie draußen auf dem Parkplatz fertigmachen, jetzt sofort. Dabei schwebt mir was Aufsehenerregendes, Effekthaschendes vor, das beim Publikum gut ankommt. Gebrochene Knochen, Tritte in die Rippen, mit offenem, wallendem Haar und immer schön die Brust raus, damit alle sehen, dass eine Frau Sie auseinandernimmt. Na? Was meinen Sie? Wollen Sie es darauf ankommen lassen?«
    Ich versuchte, mich loszureißen, doch sie war zu stark. Sie wich meinem Blick nicht aus. Die Muskeln in ihrem Gesicht und am Kinn waren angespannt, und ich merkte, wie sie mir die Knochen in den Unterarmen zusammendrückte. Ich hatte keinen Zweifel, dass sie das, was sie mir angedroht hatte, in die Tat umsetzen konnte – und würde.
    Nun habe ich auch schon im Lauf der Jahre viele Unterredungen gehabt, bei denen der andere nicht mit allem rausrücken wollte, was er wusste. Ich weiß aus Erfahrung, wie Menschen aussehen, wenn sie etwas zu verbergen haben, wenn sie nur die eine Seite eines Deals preisgeben und mit jemandem, den sie nur für einen dämlichen Statisten in ihrem Leben

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