Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)
auf einem Gutshof in der Nähe von Malmedy in Ostbelgien. Die Muttersprache des einen Herrn war Französisch, die des zweiten Italienisch und der Hausherr sprach flämisch, französisch und deutsch.
Die Harmlosigkeit, die die drei wie biedere Großväter wirkenden Männer ausstrahlten, stand in krassem Widerspruch zu ihrer Macht und Gefährlichkeit. Obwohl sie persönlich noch keiner Fliege etwas zuleide getan hatten, war jeder von ihnen für den gewaltsamen Tod von mehr Menschen verantwortlich, als der Monat Tage hat. Insgesamt waren es gut und gern einhundert Menschen, die auf ihre Veranlassung hin bisher auf die eine oder andere Art das Zeitliche gesegnet hatten. Und das manchmal nur, weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen waren. Meistens aber, weil sie tatsächlich oder auch nur möglicherweise die obskuren Pläne der drei gefährdet hatten.
Es waren sehr mächtige Männer, aber über ihnen gab es wieder welche, die noch mächtiger waren als sie. Daher machten sie sich Sorgen wegen gewisser Vorkommnisse. Waren beunruhigt über das, was sie in den letzten Tagen gehört hatten. Hatten Angst, selbst zur Verantwortung gezogen zu werden, falls der Eindruck entstand, sie hätten die Lage nicht mehr im Griff.
Und eine solche Situation würde sogar in ihrer mildesten Form äußerst unangenehm und schmerzhaft für sie werden.
Sie waren zusammengekommen, um das Notwendige zu besprechen, das Unabdingbare zu beschließen und das Erforderliche in die Wege zu leiten. Sie unterhielten sich auf Französisch.
»Einige unserer jungen Freunde haben sich da in, wie heißt das Kaff noch, höchst unangemessen verhalten«, stellte der Franzose fest. »Völlig ohne Not wurde ein deutscher Kommissar fast getötet und muss jetzt um die Sehkraft eines Auges bangen. Und das nur, weil sich einige wieder einmal in Szene setzen wollten.«
»Da gebe ich Ihnen völlig recht«, pflichtete der Belgier bei«, man hätte den Polizisten ohne jedes Aufsehen abhängen können, und wir hätten uns diesen wirklich peinlichen Besuch der Polizei ersparen können. Wenigstens hat Stuttgart eine gewisse Verzögerung der Aktion erreichen können, so dass unsere Leute noch verschwinden konnten.«
»Aber die Polizei ist jetzt so richtig neugierig geworden. Das Ganze ist noch nicht zu Ende, ganz im Gegenteil«, stellte der Franzose fest. »Da kommt noch einiges auf uns zu.«
»Aus Wien habe ich gehört, dass Kontakt mit diesem komischen Privatgelehrten hergestellt worden ist.« Jetzt hatte sich auch der Italiener am Gespräch beteiligt. »Unser Mann meint, dass es ihm möglicherweise gelingen könnte, über diesen Palinski die Situation wieder etwas zu beruhigen. Er musste ihm allerdings ein bisschen was erzählen, um ihm gleichzeitig auch etwas Respekt einzuflößen. Wir werden allerdings einige Federn lassen müssen. Das müssen Sie aber als langfristige Investition ansehen.«
»Und wie soll das gehen?«, wollte der Franzose wissen.
»Zunächst sollten wir den zuständigen Hauptkommissar bremsen«, stellte der Mann aus Italien fest. »Der ist uns schon verdammt nahe gekommen.« Er erläuterte auch gleich, wie er sich das vorstellte. »Dann werde ich mit Palinski sprechen und ihm das Gefühl vermitteln, dass es für alle Seiten das Beste sein wird, den Status quo im Wesentlichen beizubehalten. Wenn es geht, hole ich ihn auch an Bord. Und der Polizist bekommt ein, zwei Bauern geopfert und damit die Gelegenheit, gut auszusehen. Das müsste eigentlich reichen.«
»Ist dieser Palinski käuflich?«, wollte der Belgier wissen.
»Falls ich ihn richtig einschätze, eher nein. Wobei das immer eine Frage des Angebotes ist«, meinte der Italiener. »Er ist auf eine mitunter bizarre Art ehrlich und fair, gleichzeitig aber auch pragmatisch. Wenn ich ihm das Gefühl vermitteln kann, dass das Prinzip ›Leben und leben lassen‹ für beide Seiten langfristig das Vernünftigste ist, wird er sich arrangieren. Da er weiß, dass er das sogenannte Böse nicht aus der Welt schaffen kann, ist es besser, er hat das Gefühl, die Balance zugunsten der Guten mit beeinflussen zu können.«
»Ich kenne den Typ«, bekannte der Belgier, »denen darf man bloß nicht das Gefühl geben, sie vereinnahmen zu wollen. Ein Status dazwischen, so als eine Art beiderseits anerkannte moralische Instanz, das gefällt dieser Sorte Mensch.«
»Ganz genauso sehe ich das ebenfalls«, bestätigte der Italiener, und auch der Franzose nickte zustimmend.
Dann erklärte der Italiener
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