Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)
den beiden anderen, wie er im Detail vorgehen wollte.
»Und was machen wir intern mit unseren Idioten?«, wollte der Belgier wissen. »Ich bin dafür, dass wir ein Exempel statuieren.«
»Lasst uns das später entscheiden«, regte der Italiener an. »Bis wir sämtliche Fakten auch im Detail kennen. Vorerst sollten wir unsere Außenbeziehungen wieder in Ordnung bringen. Vielleicht können wir die Idioten bei dieser Gelegenheit als Bauern einsetzen.«
So sollte es sein, beschlossen die drei. Dann griff der Italiener zum Hörer und leitete die erforderlichen Maßnahmen ein.
* * *
Nachdem Palinski die Antworten auf seine E-Mails an die Empfänger des Manuskripts ›Spiele im Schatten‹ studiert hatte, war er bei der Suche nach einem Schuldigen oder Verursacher keinen Schritt weitergekommen.
Carola Harbach, seine Verlagslektorin, war bestürzt, dass seine Fantasie in der Realität so missbraucht worden war. Sie selbst hatte den Text zwar schon lektoriert, ihn aber noch an niemanden weitergegeben. In ihrer lieben Art hatte sie ihn abschließend noch zu trösten versucht.
Susanne Bitterlich räumte ein, das Manuskript auch ihrem Mann Klaus sowie einer Kollegin an der Uni zum Lesen überlassen zu haben. Allerdings könne sie sich kaum vorstellen, dass einer der beiden etwas daraus an europäische Bösewichte weitergegeben habe. Damit hat sie sicher recht, dachte Palinski.
Für den guten Hubert Bachinger traf sinngemäß das Gleiche zu. In seinem Fall hätte lediglich seine derzeitige Freundin Gelegenheit gehabt ›Spiele im Schatten‹ zu lesen. Die hatte aber nie Zeit dafür und mochte keine Krimis.
Last, but not least hatte Mia Baburek seine Anfrage irgendwie in den falschen Hals bekommen. Sie wehrte sich gegen jegliche Unterstellung. Falls Herr Palinski kein Vertrauen mehr zu ihr hätte, bitte, sie habe den Job ohnehin nicht nötig. Das war wieder einmal typisch. Der eine Teil der Menschheit wusste, wie etwas richtig geschrieben wurde, der andere wiederum verstand, was damit gemeint war. Jemand zu finden, der beides konnte, war gar nicht so einfach. Rasch mailte er ihr ein paar klärende Freundlichkeiten und hoffte, dass das Missverständnis damit aus der Welt geschafft war.
Juri Malatschew hatte ihm seine Antwort bereits mündlich gegeben. Oder nicht? Blieb also nur noch das Exemplar, dass er Wilma gegeben hatte. Aber die hatte sicher nichts weitergegeben. Nun, er konnte sie ja bei Gelegenheit einmal danach fragen.
Während er noch seinen drei Lektoren für ihre Stellungnahmen dankte, klingelte es an der Türe. Es war Wiegele, und er war nicht alleine. Palinski vermutete, dass sich sein Freund an diesem Wochenende höchstens vor dem WC von Marianne trennen würde. Und das auch nur kurz.
* * *
Helga Martens wurde langsam ärgerlich. Der dringliche Ton von Wiegeles SMS hatte sie veranlasst, ihr privates Nachmittagsprogramm abzubrechen und ins Büro zu eilen. Und jetzt das. Dreimal hatte sie schon versucht, ihren Chef auf dem Handy zu erreichen, aber immer nur ›Der Teilnehmer ist im Augenblick nicht erreichbar. Bitte versuchen Sie es etwas später noch einmal!‹ zu hören bekommen. Und das in drei Sprachen. Entweder war Wien ein einziges Funkloch oder der Hauptkommissar war durch das, was immer er auch tat, so abgelenkt, dass er vergessen hatte, sein Handy einzuschalten.
Jetzt wollte sie es noch einmal probieren, ehe sie sich wieder in die Freizeit entließ. Plötzlich meldete sich der Festnetzanschluss auf ihrem Schreibtisch. Es war der diensthabende Beamte, der ihr ein Auslandsgespräch avisierte.
»Ich habe hier eine Frau aus Zürich, die sich Sorgen um Herrn Walter Webernitz macht«, baute er vor. »Sie wissen schon, das ist der …«
»Ich weiß, was mit Herrn Webernitz los ist«, unterbrach ihn die junge Kommissaranwärterin, »verbinden Sie bitte.«
Wie sich rasch herausstellte, war Sylvia Leckmarein eine 34-jährige Geschäftsfrau aus Zürich, die gestern Abend mit Konsul Webernitz zum Essen verabredet gewesen war. »Aber er ist nicht erschienen und hat auch nicht angerufen«, erklärte sie. »Nachdem ich ihn heute trotz mehrfacher Versuche nicht erreichen konnte, mache ich mir Sorgen. Ich wollte Sie bitten, einen Beamten zu seinem Haus zu schicken, um nachzusehen, ob ihm etwas zugestoßen ist.«
»Darf ich fragen, wie Sie zu Herrn Webernitz stehen«, wollte Helga Martens wissen. Mehr um Zeit zu gewinnen denn aus echtem Interesse. Immerhin stand sie vor einer Premiere. Das erste
Weitere Kostenlose Bücher