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Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)

Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)

Titel: Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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Quasi als Antimotiv. Wurde der Selbstmord dann als Mord aufgeklärt, so würde die Versicherung ja wieder zahlen müssen, und Signora Doppoli hätte doppelt gewonnen. Nomen est Omen.
    Wiegele merkte, wie seine Gedanken immer wieder von dem konkreten Fall weg und zu Marianne gingen. Er musste das alles noch mit der Martens durchsprechen, in Ruhe darüber nachdenken.
    »Glauben Sie, dass Sie etwas erben werden?«, versuchte es Wiegele jetzt in dieser Richtung.
    »Ick glauben schon, si«, gab die Doppoli zu. »Walter at immer gesagt, dass icke die schön Porzellan von Meissen bekomme, auch die Bestecke von die Sterling Silber. Molto bello. Ick denken, er gute Mann, nix nur versprekken, auch macken.« Sie lachte verschämt. »Ick lieben schöne Saggen.«
    Also das war wirklich nicht das Auftreten einer ausgefuchsten Erbschleicherin, fand der Hauptkommissar. Andererseits, vielleicht log die Frau ganz einfach nur perfekt.
    »Wissen Sie, Frau Doppoli, ob Herr Webernitz in den letzten Wochen oder Monaten eine oder mehrere andere Frauen getroffen hat?«, wollte er jetzt noch wissen.
    Nach einigen Sekunden erinnerte sich die Haushälterin. »Da war eine Signora aus Zurigo, die at der Walter eine bisschen getroffen. Ick aben diese Weib aber nix gesehen, nur was Walter erzählen«, radebrechte sie weiter. »Muss aber dumme Kuh sein.«
    »Warum?«, wunderte sich Wiegele. »Wieso ist jemand eine dumme Kuh, der mit Webernitz ausgeht?«
    »Weil sie glauben, dass sie wird Frau von Walter.« Sie lachte hell auf, ganz so, als ob diese Vorstellung an Absurdität nicht zu übertreffen wäre.
    »Und was ist daran so unglaublich?«, wunderte sich der Hautkommissar aufs Neue. »Zugegeben, er war schon ein alter Zausel, aber trotzdem.«
    »Er waren vor allem aber eine finocchio, eine schwule Sausel«, sie grinste. »Nur manckemale ein wenig Grappsche femmine. Ein eckte wilde Saue, die Walter. Aber schwul.«
    Das war endlich einmal eine Neuigkeit. Konsul Webernitz ein Homosexueller. Ja, warum eigentlich nicht? Komisch nur, dass es sonst niemand gewusst zu haben schien.
    Ein letzte Frage hatte Wiegele noch. »Was würden Sie eigentlich mit soviel Geld machen?«, wollte er wissen. »200.000 Euro sind ja doch eine ganz schöne Stange Geld.«
    »Icke nicht viel braucken«, antwortete die Doppoli. »Die meiste Geld ick geben an die famiglia in Calabria. Arme Menschen, gute Menschen.«
    Die Antwort versetzte den Hauptkommissar in Erstaunen. Vielleicht sollte man sich die Verwandtschaft der Frau einmal näher ansehen.
     
    * * *
     
    Das Treffen zwischen Don Vito Bannzoni und Palinski war für 18 Uhr im wunderschönen Garten des sagenhaften ›Gran Albergo San Domenico‹ in Taormina angesetzt. Das ehemalige Kloster war sicher der rechte Rahmen für dieses denkwürdige Treffen, man konnte fast schon Audienz sagen. Der Wiener hatte keine Ahnung, was ihn erwartete, war aber schon von nervöser Anspannung erfüllt.
    Der Empfang in der herrlich gelegenen, derzeit vor allem von skandinavischen und deutschen Senioren bevölkerten Ferienanlage war so herzlich gewesen, dass er ernsthaft ins Auge gefasst hatte, demnächst einmal einen Urlaub mit der Familie hier zu verbringen. Natürlich gegen Bezahlung, denn alles, was ihm die Bannzonis möglicherweise oder auch nicht schuldeten, würde er heute einfordern. Und auch mehr, falls es notwendig sein sollte. Das hatte sich Palinski fest vorgenommen.
    Er hatte das herrliche Essen und das Appartement, das man ihm zum Ausruhen zur Verfügung gestellt hatte, nur zum geringen Teil genießen können. Auch aus Zeitgründen, denn er wollte, musste so rasch wie möglich wieder zurück beziehungsweise nach Stuttgart. Vor allem war es aber dieses Gefühl, hier und heute mit der Mafia als Repräsentant einer, nein, der Internationale des Verbrechens klüngeln zu müssen und damit ein für alle Mal seine Unschuld zu verlieren, was ihm latentes Unbehagen bescherte. Vielleicht sollte er sich dazu zwingen, die ganze Angelegenheit pragmatischer zu sehen. Es gab ohnehin keine Alternative zu der Notwendigkeit, das bestmögliche Arrangement zu treffen, was immer darunter zu verstehen sein würde.
    Um 15.30 Uhr hatte er sich in die alte, auf den Hängen des Monte Tauro gelegene Stadt Taormina bringen lassen und war den Corso Umberto entlang geschlendert. Dank der besonderen Lage dieses magischen Ortes hatte sich baulich fast nichts verändert, nur die gediegenen negozii seiner Jugend waren teilweise den dem Zeitgeist eher

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