Killerwelle
»Warum?«
»Weil es dir befohlen wurde«, hatte Bahar in die Mikrofone gesagt, die ebenfalls in seinem Büro versteckt waren. Bis er antwortete, hatte es einige Minuten gedauert, weil niemand daran gedacht hatte, dass ihm der Computer eine solche Frage stellen würde. Darauf angesprochen, hatten die Computerexperten, die die Maschine zusammengebaut hatten, keine Erklärung dafür.
Sie führten weitere aufwendige Tests durch, suchten besser geschützte Systeme, in die sie eindringen konnten, bis sie überzeugt waren, dass kein Netzwerk auf dem Planeten vor ihrer Maschine geschützt war und keine Datenbank geheim blieb.
Zu diesem Zeitpunkt starteten sie den Angriff auf die NSA, um in den Besitz der Kernwaffen-Codes zu gelangen. Gerüchte besagten, dass die Leistung der Computer der National Security Agency nicht in Teraflops oder Petaflops ausgedrückt wurde, was einem Faktor von zehn hoch fünfzehn entspricht, sondern nach ihrer Grundfläche bemessen wurde. Bahars Maschine hatte eine halbe Sekunde gebraucht, um die Firewalls zu überwinden und den Code auszulesen.
Nachdem er auf diese Art und Weise einen Erfolg nach dem anderen erzielt hatte, war Gunawan Bahar ein vom Glück gesegneter Mensch gewesen, bis er erleben musste, dass die amerikanische Reaktion auf seine Forderungen nicht mehr als ein lauwarmer Artikel auf der letzten Seite einer Washingtoner Zeitung gewesen war.
»Ich bin beim ersten Mal viel zu milde gewesen«, schimpfte er. »Ich habe versucht, meine Barmherzigkeit, meine Menschlichkeit zu zeigen, und er spuckt mir ins Gesicht. Ich bin kein wahnsinniger Fanatiker, der nichts anderes im Sinn hat, als alle Ungläubigen zu töten, bis der letzte vom Antlitz der Erde verschwunden ist, aber wenn er das von mir verlangt, dann will ich ihm gerne den Gefallen tun.« Er blickte zur Decke. »Bist du da?«
»Ja«, antwortete die ruhige Stimme.
»Sende diese Botschaft ins Weiße Haus: Sie werden eine persönliche Erklärung aus dem Oval Office abgeben, oder alle werden verdursten, und dann schaltest du alle einundfünfzig Pumpstationen ab, die Wasser nach Las Vegas, Nevada, transportieren, und schalte sie erst wieder ein, wenn ich dir den Befehl dazu gebe.« Er hatte schon vorher erfahren müssen, dass Ortsangaben absolut präzise sein mussten.
»Auftrag ausgeführt«, sagte die Computerstimme monoton.
»Mal sehen, wie lange er diese Menschen in der Wüstenhitze braten lässt, ehe er der Welt erklärt, dass er keine Kontrolle mehr über das Schicksal seiner Nation hat. Was meinen Sie, Abdul? Clever, nicht wahr?«
»Ja, sehr«, sagte Mohammad zwar, war aber gar nicht dieser Meinung. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er schon vor Tagen dafür gesorgt, dass jeder Atomreaktor in Amerika in seine kritische Phase eingetreten wäre. Er konnte nicht begreifen, weshalb sein Chef solche Spielchen mit den Amerikanern trieb.
»Das klang aber nicht sonderlich überzeugt, mein Freund. Sie finden, wir sollten den Großen Satan vernichten, und das wäre es dann, nicht wahr?«
Bahar fragte ihn nie nach seiner Meinung, daher kam diese Bemerkung jetzt sehr überraschend. Mohammad nickte unsicher. »Ja, Sir.«
»Sie sehen nicht die Ironie darin, dass wir uns auf die gleiche Weise in ihre Politik einmischen, wie sie es bei uns gemacht haben. Zwei Generationen lang haben die Amerikaner entschieden, welches Regime aufsteigen und welches fallen soll, und haben dieses selbst verliehene Recht ohne Rücksicht auf die Menschen ausgeübt, die davon betroffen sind. Jetzt können wir das Gleiche mit ihnen tun, können ihnen ihren Platz in der Welt zuweisen und sie zur Abwechslung am eigenen Leib spüren lassen, wie es ist, unter fremder Kontrolle zu stehen.
Der amerikanische Präsident gilt als mächtigster Mann der Welt. Nun, heute Abend wird er tun, was ich von ihm verlange, und dann bin ich der Mächtigste. Wir konnten sie nicht im Krieg besiegen oder ihren Willen durch Selbstmordattentate brechen, aber jetzt haben wir ihre Abhängigkeit von technischen Einrichtungen benutzt, um sie in die Knie zu zwingen.
Schon bald werde ich anordnen, dass amerikanische Christen in ihren Schulen den Koran studieren müssen, so dass sie nach einer gewissen Zeit zum einzig wahren Glauben konvertieren. Warum sollen wir sie vernichten, Abdul, wenn wir sie zum Islam bekehren können?«
Mutig geworden, erwiderte Mohammad: »Dazu wird es niemals kommen.«
»Irgendwann vor langer Zeit gab es nur einen einzigen Muslimen, den Propheten
Weitere Kostenlose Bücher