Killerwelle
Schritte entfernt zurief, er solle das unterlassen. Er musste sie die ganze Zeit beobachtet und bereits geargwöhnt haben, dass sie irgendetwas im Schilde führten.
Die beiden Agenten wurden sofort aufmerksam und bewegten sich in ihre Richtung, obgleich Juan und Max für sie gar nicht zu sehen sein konnten.
Die Zeit für Heimlichkeiten war vorbei. Juan schwang sich auf die Mauer und erstieg die drei Stufen mit der Gewandtheit eines Affen. Als er die Mauerkrone erreicht hatte, streckte er eine Hand nach unten, um Max zu helfen. Der Bademeister kletterte inzwischen von seinem kleinen Mahagoniturm herab und blies in seine Alarmpfeife, um weiteres Sicherheitspersonal herbeizurufen. Entweder hatte er die beiden Männer in ihren Mänteln nicht gesehen, oder sie waren ihm nicht verdächtig erschienen.
Die Agenten kamen in Sicht. Einer schlug seinen Mantel auf und brachte eine tödlich aussehende Maschinenpistole zum Vorschein. Max befand sich in halber Höhe der Mauer, so ungeschützt und deutlich zu sehen wie ein Käfer auf dem Labortisch eines Entomologen. Juan hatte den Bruchteil einer Sekunde Zeit, um eine Entscheidung zu treffen, und tat es, ohne zu zögern.
Er ließ Max fallen.
Im gleichen Moment drückte der Agent ab. Zementstaub und Steintrümmer wurden genau dort von der Mauer weggeschleudert, wo Max gerade noch gehangen hatte. Menschen schrien und flüchteten vor dem kreissägeähnlichen Heulen der Maschinenpistole, als das gesamte dreißigschüssige Magazin entleert wurde und die Kugeln dicht über Max’ Gestalt in die Betonmauer einschlugen.
Ohne zu wissen, was überhaupt im Gange war, sondern nur seinem Instinkt gehorchend und auf das Adrenalin in seinem Kreislauf reagierend, zückte Cabrillo die Kel-Tec und erwiderte das Feuer. Die ersten Schüsse sollten lediglich die Konzentration des Maschinengewehrschützen stören. Der Mann zuckte zusammen, als eine genauer gezielte, aber immer noch übereilt abgefeuerte Kugel seine Stirn streifte.
Der zweite Agent öffnete seinen Mantel, unter dem er zweifellos ebenfalls eine Waffe versteckte. Juan drehte den Kopf und sah zu seinem Schrecken, dass der »Agent« eine schwere Selbstmord-Weste trug. Er konnte die Sprengstoffpakete und die anderen Behälter, die Nägel und Metallschrott enthielten, deutlich erkennen.
»Allahu Akbar« ,schrie der Mann mit schriller Stimme.
Juan jagte eine Kugel durch seinen entblößten Hals, und der Mann kippte nach hinten – wie eine Marionette, deren Schnüre durchtrennt worden waren.
Dem zweiten Schützen rann Blut übers Gesicht, und er stolperte rückwärts, benommen von der Kaliber .380-Kugel, die eine Furche in seinen Schädel gegraben hatte. Er ließ die Maschinenpistole fallen, so dass sie an ihrem Gurt von seiner Hand herabbaumelte, und kramte stattdessen in seiner Manteltasche herum.
Juan konnte keinen gezielten Schuss auf ihn abfeuern, weil immer wieder Leute durch sein Schussfeld rannten und nicht begriffen, dass sie sich mitten in einer Schießerei befanden. Er wusste, dass dieser zweite Bursche wahrscheinlich ebenfalls eine Sprengstoffweste trug, und entschied, dass einen Hotelgast mit einer verirrten Kugel zu treffen sicherlich allemal besser war, als zuzulassen, dass Dutzende von einer Bombe niedergemäht wurden.
Endlich tauchte ein Wachmann des Hotels auf. Er hatte sich am anderen Ende der Plattform aufgehalten und von dem bisherigen Geschehen nichts mitbekommen. Jetzt bemerkte er den Mann, der in einer Pfütze seines eigenen Blutes auf dem Boden lag, achtete nicht auf den Mann mit blutigem Gesicht, sondern konzentrierte sich stattdessen auf Cabrillo als ein offensichtlich bewaffnetes Ziel.
Er hob seine Pistole und hatte Cabrillo schon fast im Visier, als Max die zehn Meter Distanz zwischen ihnen überwand und ihn wie ein Linebacker rammte. Sie krachten mit wild rudernden Armen und Beinen zu Boden und rissen dabei einen dritten Mann von den Beinen.
Juan nutzte die Chance und feuerte abermals. Er traf den Bombenattentäter in der Brust, doch der Mann geriet durch den Einschlag der Kugel lediglich ins Schwanken. Die Kugel hatte einen Sack voller Nägel getroffen, der in diesem Moment wie ein Schutzpanzer wirkte. Der Schlitten der Kel-Tec war nach hinten gesprungen, die Kammer war leer.
Cabrillo warf sich herum, so dass sein Fuß auf den Schützen zielte. Der Lauf der Kaliber-.44-Pistole in seiner Beinprothese bildete die mittlere Stütze, um ihm ausreichende Länge und größtmögliche Zielgenauigkeit zu
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