Killing Beauties: Thriller (German Edition)
seine erfundenen Erinnerungen an einen Missbrauch im Kindesalter berichten konnte.
LaShae dazu zu bringen, ihm die Türen ihres eigenen Hauses zu öffnen, in dem sie mit ihrer Familie lebte, würde sich als problematisch erweisen, weil sie für gewöhnlich niemanden in ihr privates Reich einließ. Es sollte allerdings nicht allzu schwer sein, sie an einen anderen Ort zu locken. Alles, was er tun musste, wenn er sie anrief, war, mitleidheischend und hilflos zu klingen.
In den vergangenen drei Stunden hatte LaShae lediglich mit zwei Leuten gesprochen, die bereit waren, in der Show nächste Woche aufzutreten: ein zwanzig Jahre altes Mädchen, das mit zehn von einem Teenager aus der Nachbarschaft belästigt worden war, und eine fünfzigjährige Frau, die von ihrem Vater als Kind missbraucht worden war. Keine von beiden wollte ihre wahre Identität preisgeben. Der Sender hatte eine Flut von Anrufen erhalten, ein paar von irgendwelchen Witzbolden, ein paar von Leuten, die dagegen protestierten, dass »solcher Mist« gesendet wurde, und unzählige von Zuschauern, die einfach nur mit LaShae persönlich sprechen wollten.
»Vielleicht sollten Sie diesen hier nehmen«, sagte LaShaes Assistentin Mindy. »Er klingt echt.«
LaShae nickte, dann nahm sie den Anruf entgegen. »Hallo, hier ist LaShae Goodloe.«
»Ms. Goodloe, ich … ich habe Ihre Sendung heute Morgen gesehen.« Die Stimme war eindeutig männlich. »Sie scheinen sich wirklich um die Menschen zu bemühen. Sie sind keine Schwindlerin wie die meisten anderen Leute vom Fernsehen.«
»Ich bin um die Menschen bemüht«, versicherte LaShae ihrem Anrufer. »Besonders bei diesem Thema … sexueller Missbrauch bei Kindern. Ich hatte eine Freundin, die von ihrem Cousin vergewaltigt und umgebracht wurde.«
»Der Mann, der … Ich habe ihm vertraut. Jeder hat ihm vertraut. Er … er war für die Jugendarbeit in unserer Kirchengemeinde zuständig«, sagte der Mann. Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Der Mann, der mich vergewaltigt hat, als ich zwölf war.«
»Das tut mir so leid.«
Der arme Mann.
Zeit ihres Lebens würde LaShae nicht vergessen, dass es ihr fast das Herz gebrochen hatte, als ihre beste Freundin in der sechsten Klasse auf brutalste Art und Weise von ihrem fünfundzwanzigjährigen Cousin vergewaltigt und getötet worden war … ein Mann, den jeder in der Nachbarschaft ein Leben lang gekannt hatte.
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich den Mut habe, in Ihrer Show aufzutreten«, sagte der Anrufer.
»Wir werden Ihre Identität schützen. Niemand wird Ihr Gesicht sehen oder Ihre richtige Stimme hören.«
»Ich würde so gern, aber ich … ich habe Angst.«
»Ist Ihr Peiniger noch am Leben?«
»Ja. Und er ist jetzt Geistlicher an einer großen Kirche.«
»Ist Ihnen klar, dass er, wenn er Sie missbraucht hat, auch andere Jungs belästigt hat? Wenn Sie ihn identifizieren und Anklage gegen ihn erheben, können Sie unzählige andere Jungen davor bewahren, dasselbe zu erleiden wie Sie.«
»Ich weiß. Es ist nur so … Können wir uns persönlich unterhalten?«
»Ja, natürlich können wir das.«
»Ich kann Sonntagabend in Birmingham sein. Könnten Sie mich irgendwo an einem öffentlichen Ort treffen, wo ich Ihnen meine Geschichte erzählen kann, von Angesicht zu Angesicht?«
»Ja, das können wir einrichten.« LaShae empfand tiefes Mitleid mit diesem Mann. Er klang, als wäre er den Tränen nahe. Wie herzzerreißend, dass ihn seine Erinnerungen an diese so viele Jahre nun zurückliegende Vergewaltigung noch heute so quälten.
»Mein Name ist … Ich bin Sammy. Ich rufe wieder an, wenn ich in Birmingham bin.«
Die Leitung war tot.
LaShae hängte den Hörer auf und blickte hinüber zu Mindy. »Ich glaube, er ist einer, der möglicherweise Anklage gegen seinen Peiniger erhebt.«
»Möchten Sie, dass ich einen Anruf zu Ihrem Mann durchstelle?«, fragte Mindy.
»Ja, rufen Sie Rodney an und fragen Sie, ob er Zeit hat, jetzt mit mir zu sprechen. Wenn er als unser Anwalt für die Leute fungieren soll, die nächste Woche bei uns auftreten, muss ich ihn über alles auf dem Laufenden halten.«
Als Mindy die Nummer von Rodneys Kanzlei wählte, beruhigte LaShae ihre Nerven und bereitete sich darauf vor, mit ihrem Mann zu sprechen. Wenn sie sich nur nicht so entsetzlich schuldig fühlen würde wegen ihrer Affäre mit Ben! Obwohl er ihr keinen Hinweis darauf gegeben hatte, dass er sie der Untreue verdächtigte, fragte sich LaShae, ob Rodney nicht
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