Killing Beauties: Thriller (German Edition)
wusste, dass es – egal, auf welcher Ebene – einen anderen Mann in ihrem Leben gegeben hatte.
Vor fünfzehn Minuten war das Wetter umgeschlagen. Draußen tobte ein Gewitter, kalter Regen prasselte vom Himmel, Blitze erhellten den dunklen Abendhimmel. Sie hatte die Samstagnachmittagsnachrichten gehört, und der Wetterbericht hatte keinen Regen angesagt. Lindsay hielt mit ihrem Trailblazer vor dem überdachten Eingang des Willow Country Clubs, stieg aus und war mehr als dankbar dafür, dass ihr Wagen geparkt wurde.
Es war das erste Mal, dass sie diesen eleganten Privatklub besuchte, in dem sich das örtliche Who’s Who versammelte. Sie hatte gehört, dass die Jahresmitgliedschaft fünfzigtausend Dollar betrug. Für die meisten Menschen kam das einem Jahreseinkommen gleich.
Als sie die Reihe deckenhoher Spiegel entlangschritt, zwang sie sich, nicht stehen zu bleiben und ihre Erscheinung zu überprüfen. Sie hatte sich für das schwarze Abendkleid entschieden. Schlicht und dezent. Nachdem sie sich den Kopf darüber zerbrochen hatte, was sie mit ihren Haaren anfangen sollte, und sich schließlich dazu entschieden hatte, ihre Locken aus dem Gesicht zu bürsten, damit ihre Diamantohrringe zur Geltung kamen, hatte sie sich mit dem Make-up-Dilemma befasst. Am Ende hatte sie alles einfach und natürlich gehalten … ganz ihr persönlicher Stil.
Vor drei Tagen hatte Lindsay Griffin gebeten, ihr Samstag und Sonntag freizugeben.
»Ich bin mit Nathan verabredet«, hatte sie ihm gesagt.
»Wie schön für euch.« Obwohl er sich wirklich für sie zu freuen schien, hatte er sie besorgt angeblickt.
»Nein, ich habe es Judd gegenüber nicht erwähnt und habe auch nicht vor, es zu tun.«
»Ich habe doch gar nicht gefragt.«
»Nein. Nein, das hast du nicht.«
Damit war ihre Unterhaltung beendet gewesen, keiner von ihnen war einen Schritt weiter gegangen. Sie verstand, dass Griff schlicht und einfach besorgt war wegen ihrer Beziehung zu Judd.
Lindsay hatte die letzten paar Tage im Büro in Griffin’s Rest verbracht. Sie war das ganze Beauty-Queen-Killer-Material noch einmal durchgegangen, und mit den zwei neuerlichen Morden, die einer langen Liste hinzugefügt werden mussten, war sie mehr als beschäftigt gewesen, die Akten der Agentur auf den neuesten Stand zu bringen. Sie hatte mit dem ehemaligen FBI-Profiler Derek Lawrence gesprochen und ihm neue Informationen geliefert, so dass er ein aktuelles Täterprofil erstellen konnte.
»Ich muss Ihnen nicht sagen, dass die beiden letzten Morde in wesentlich geringerem Zeitabstand aufeinanderfolgten als die vorhergehenden«, sagte Derek zu ihr. »Ich gehe davon aus, dass Sie schon sehr bald mit einem weiteren Mord rechnen können.«
Als sie mit Griff über Dereks Prophezeiung gesprochen hatte, hatten sie die Möglichkeit erwogen, dass der Killer möglicherweise kurz vor einem mörderischen Amoklauf stand.
»Da wir nun wissen, dass er ein Spiel spielt, müssen wir davon ausgehen, dass sich aus irgendeinem Grund die Regeln geändert haben«, hatte sie zu Griff gesagt.
»Möglicherweise. Oder er hat sich selbst eine Frist gesetzt, das Spiel zu beenden, und dieses Datum rückt näher. Es könnte möglich sein, dass er sein Ziel nicht erreicht hat.«
»Du meinst, er hat von Anfang an geplant, eine bestimmte Anzahl von Frauen innerhalb einer gewissen Zeitspanne zu töten?«
»Das ist nur eine Theorie«, hatte Griff geantwortet.
Eine verflucht gute Theorie.
Sie war vollkommen von ihrer Arbeit in Anspruch genommen gewesen, so dass sie Judd seit ihrer Rückkehr aus Tupelo kaum über den Weg gelaufen war, wenngleich sie ein Zusammentreffen nicht mit Absicht vermieden hatte. Sie hatte ihn an einem Morgen beim Frühstück gesehen, und sie sah ihn jeden Abend beim Abendessen, aber ansonsten hatten sich ihre Wege nicht gekreuzt. Sie hatte keine Ahnung, womit er den Tag verbrachte, und versuchte, sich selbst davon zu überzeugen, dass es sie auch nicht interessierte. Solange er sie in Ruhe ließ, konnte er verdammt noch mal tun und lassen, was er wollte.
Genaugenommen war sie überrascht, dass er nicht schon längst nach Hause gefahren war, zurück in die Isolation seines Jagdhauses.
Warum dachte sie ausgerechnet heute an Judd? Sie sollte sich auf Nathan konzentrieren und auf den Abend, der vor ihr lag. Falls sie es nicht schaffte, sich Judd aus dem Kopf zu schlagen, würde sie sich jede Chance verbauen, ihre Verabredung zu genießen. Ganz zu schweigen davon, wie entsetzlich unfair
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