Killing Beauties: Thriller (German Edition)
immer den Aufzug, weil Gale Anns Apartment im ersten Stock liegt. Er trug einen Hut und eine Sonnenbrille. Seine Augen habe ich nicht gesehen. Ich glaube, sein Haar war braun, aber ich bin mir nicht sicher. Er ging ziemlich schnell, als wäre er in Eile.«
»Hat er Sie gesehen?«, fragte Griff.
»Ich weiß es nicht. Ich … ich glaube nicht. Er hat nie in meine Richtung geblickt. Als er den Bürgersteig erreichte, war ich schon im Aufzug.«
Nics Handy klingelte. Ihr Magen verknotete sich. Noch bevor sie Special Agent Randalls Stimme hörte, wusste sie, dass er anrief, um sie über Gale Ann Cains Zustand zu informieren.
»Hier Baxter«, sagte sie.
»Bringen Sie schnell ihre Schwester hier rauf«, sagte Jeff Randall. »Gale Ann Cain ist bei Bewusstsein.«
Lindsays Blick schweifte die Treppe hinauf und fiel auf die mit einer Jeans bekleideten Beine eines Mannes. Lange, schlanke Beine. Ausgeblichene, schmutzige Jeans. Zentimeter für Zentimeter rückte der Rest seines Körpers ins Blickfeld, als er langsam die Treppe heruntergestapft kam. Er trug ein fleckiges, kariertes Flanellhemd über einem schmuddeligen Thermoshirt. Als sie sein Gesicht sah, schnappte sie nach Luft. Auf den ersten Blick erkannte sie Judd kaum, wären da nicht diese blassen Bernsteinaugen gewesen … Augen, so leblos wie die Welt draußen. Wintertot. Sein hellbraunes Haar fiel ihm beinahe bis auf die Schultern, und ein dichter Bart bedeckte sein schönes Gesicht.
»Du siehst grauenhaft aus.« Sie sagte das Erste, das ihr in den Sinn kam.
Er verharrte, als er den Fuß der Treppe erreichte. »Habe ich dich richtig verstanden … das letzte Opfer ist nicht gestorben, es lebt noch?«
»Das ist richtig.«
»Was hat er ihr angetan?«
Lindsay zögerte. »Er hat ihr die Füße abgehackt.«
Judd zuckte nicht mit der Wimper. Warum sollte er auch? Es hatte nicht den Anschein, dass er zu irgendeiner menschlichen Reaktion fähig war, von seinem Durst nach Rache einmal abgesehen.
»Wo ist sie?«
»In einem Krankenhaus in Williamstown, Kentucky.«
»Ist Griff –?«
»Er ist sofort hingeflogen.«
»Und hat dich geschickt, um mir die gute Nachricht zu überbringen.« Judd ging um sie herum und direkt zur Kaffeemaschine. »Willst du einen?«, fragte er.
»Ja, gern.« Sie drehte sich um und sah ihn an.
Er nahm eine weitere Tasse aus dem Hochschrank, füllte beide Tassen und hielt ihr eine hin. Der Kaffee war stark und bitter. Sie vermutete, dass er schon eine ganze Zeit auf der Warmhalteplatte gestanden hatte. Vielleicht schon seit Tagesanbruch.
»Kann sie ihren Angreifer identifizieren?«, fragte Judd.
»Ich weiß es nicht. Uns wurde gesagt, sie sei in ein Halbkoma gefallen, nachdem sie kurz nach der Operation für ein paar Minuten das Bewusstsein wiedererlangt hatte.«
»Sie wird vielleicht nicht mehr aus dem Koma erwachen.«
»Vielleicht doch.«
»Wunschdenken nützt gar nichts.« Judd zog einen Stuhl unter dem Tisch hervor, stellte seine Kaffeetasse ab und ließ sich auf den Stuhl fallen.
Lindsay, die hinter ihm stand, beobachtete, wie er an dem pechschwarzen Kaffee nippte. Judd Walker, Multimillionär, ehemaliger Playboy, ehemaliger angesehener Bezirksstaatsanwalt und erfolgreicher Rechtsanwalt, sah aus wie ein Penner. Gott im Himmel, seine langen Haare waren schmutzig, fettig und verfilzt, als hätte er sie seit Wochen weder gewaschen noch gekämmt.
Lindsay ging hinüber auf die andere Seite des Tisches, so dass sie direkt vor Judd stand. »Wenn du nach Kentucky fahren möchtest …«
Sein teuflisches Lachen fuhr ihr in die Knochen. »Hat Griff dich diesmal deshalb hergeschickt? Dachte er, das würde mich auch nur einen Scheißdreck interessieren?«
»Er hat mich hergeschickt, weil er dachte, du würdest wissen wollen, dass das unser erster echter Durchbruch sein könnte. Er geht davon aus, dass du noch immer den Mörder deiner Frau vor Gericht sehen willst.«
Judds höhnisches Grinsen verschwand. »Was ich will, sind fünf Minuten allein mit ihm. Nur fünf Minuten.«
»Ich bezweifle, dass du jemals eine solche Chance bekommen wirst«, sagte Lindsay. »Aber ich bin mir sicher, dass man dich bei seiner Hinrichtung dabei sein lässt, wenn er geschnappt und verurteilt worden ist.«
»Das ist nicht das Gleiche, wie den Job selbst zu erledigen.« Judd schluckte den Rest der Brühe, die er Kaffee nannte. »Hast du eine Vorstellung, wie oft ich mir dieses Monster vorgestellt habe? Ich habe nie ein Gesicht gesehen, nur seine Hände,
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