Killing Beauties: Thriller (German Edition)
kicherte und drehte sich im Kreis, wieder und wieder. Der Gürtel ihres gesteppten Morgenmantels löste sich, und er rutschte ihr auf die Füße. Das Gefühl des Stoffes, der über ihre Haut glitt, ließ sie erschaudern und erinnerte sie daran, wie Pauls Mund eine feuchte Spur auf der Innenseite ihrer Schenkel hinterlassen hatte, den einen Schenkel hinauf und den anderen wieder hinab. Der Mann wusste, wie man eine Frau lecken musste! Wie oft war sie gekommen?
Dreimal!
Glücklich summte Sonya vor sich hin, ging in die Küche, nahm eine Flasche Zinfandel weiß aus dem Kühlschrank, zog den Korken aus der halb vollen Flasche und schenkte sich ein Glas Wein ein.
Plötzlich erschütterte ein fürchterlicher Donner das Haus, brachte die Fenster zum Klirren und ließ sie vor Schreck beinahe in die Hose machen. Ihre Hand, die das Glas hielt, zitterte so heftig, dass ein paar Tropfen Wein auf ihre Finger schwappten.
Sie hasste Winterregen. Er war immer so kalt und ließ die Welt noch trister aussehen, als sie ohnehin schon war. Dennoch zog sie Regen dem Schnee vor. Sie hatten nicht oft Schnee in Tupelo, aber sie hatte gehört, dass Teile von Tennessee seit ein paar Tagen mit einer weißen Decke überzogen waren.
Sie brachte ihren Wein ins Wohnzimmer, hielt kurz inne, um die Fernbedienung zu nehmen und den Fernseher anzustellen, bevor sie sich hinsetzte und sich entspannte. Die Abendnachrichten hatten gerade begonnen. Als sie allein in dem halb dunklen Zimmer saß, Blitze den Nachthimmel durchzogen und der Donner krachte, bekam Sonya eine Gänsehaut. Merkwürdig, sie fürchtete sich doch gar nicht vor Stürmen, es bestand also kein Grund, nervös zu sein.
Als der Wetterbericht kam, hatte sie ihren Wein ausgetrunken und fühlte sich ein wenig schläfrig. Sie nahm jetzt besser eine Dusche, bevor sie sich noch weiter entspannte.
Im Badezimmer zog sie ihren Morgenmantel aus, hängte ihn an den Haken an der Tür und stellte den Brausekopf auf fein, dann drehte sie das Wasser an. Gerade als sie in den warmen Sprühnebel trat, flackerten die Lichter. Einmal. Zweimal. Dann wurde es stockdunkel.
Verdammt!
Sie hatte Kerzen in der Küche und eine Taschenlampe in ihrer Nachttischschublade. Aber ihr Boiler war elektrisch, genau wie ihre Heizung.
Geh vorsichtig aus der Dusche, trockne dich ab, zieh deinen Morgenmantel an und hol deine Taschenlampe, dann überprüf gleich zweimal die Vorder- und die Hintertür.
Es war mehr als unwahrscheinlich, dass der Strom länger als eine Stunde ausfallen würde, allerhöchstens zwei. Sie könnte ins Bett kriechen, sich die Decke über den Kopf ziehen und schlafen. Das Haus würde sich ein wenig abkühlen, aber am Morgen wäre es wieder warm, und sie hätte genug heißes Wasser, um zu duschen und sich die Haare zu waschen.
Sie bewegte sich tastend aus der Dusche, griff nach einem Handtuch, fand schließlich eins und trocknete sich schnell ab. Warum hatte dieses Badezimmer kein Fenster? Ab und zu ein Blitz würde wenigstens für ein wenig Helligkeit sorgen.
Nachdem es ihr gelungen war, ihren Morgenmantel anzuziehen, ging Sonya ins Schlafzimmer. Obwohl sie sich langsam und, wie sie meinte, vorsichtig bewegte, stieß sie sich den großen Zeh an der Ecke des Kleiderschranks. Sie fluchte leise und rieb sich den Fuß, dann suchte sie sich ihren Weg zum Nachttisch, zog die Schublade auf und durchwühlte sie nach der Taschenlampe.
Gefunden!
Sie seufzte erleichtert, als der gelbweiße Lichtstrahl durch ihr Schlafzimmer wanderte. Hoffentlich waren die Batterien nicht schwach. Sie glaubte nicht, dass sie irgendwo Ersatz hatte.
Zunächst überprüfte sie die Vordertür – verschlossen –, dann ging sie in die Küche. Gerade als sie an dem zweiteiligen Fenster über der Spüle vorbeiging, zuckte ein gleißend heller Blitz über den Himmel und lenkte augenblicklich ihre Aufmerksamkeit auf sich. Als sie aus einem der Flügel schaute, schrie sie auf. War da ein Gesicht gewesen, das durch das Fenster gespäht und sie direkt angeblickt hatte?
Sie richtete die Taschenlampe auf das Fenster. Keiner da. Erneutes Donnerkrachen. Am ganzen Körper schlotternd, atmete sie zitternd aus. Was war nur los mit ihr? Warum spielte ihre Vorstellung derart verrückt? Sie war doch sonst kein Angsthase.
Eilig überprüfte sie, ob die Hintertür verschlossen war. Sie war es.
Sie ging zum Spülbecken hinüber und blickte erneut nach draußen. Völlige Dunkelheit. Nichts. Niemand. Gewiss keine Gesichter, die zu ihr
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