Killing Beauties: Thriller (German Edition)
arbeiteten, in einem Bürohaus, das ihm gehörte. Gelegentlich wechselte ein Agent in einen ganz anderen Job, zwei seiner Ehemaligen hatten sogar eine eigene kleine Detektei in anderen Bundesstaaten eröffnet. Aber die Fluktuation unter den Mitarbeitern der Powell Agency war minimal und die Todesrate äußerst gering. In den sieben Jahren seit Firmengründung war erst ein Agent im Dienst ums Leben gekommen und einer bei einem Verkehrsunfall außerhalb der Arbeit. Die Risiken hingen vom jeweiligen Auftrag ab. Die Bezahlung war ausgezeichnet, und die Lohnnebenleistungen waren denen anderer Unternehmen weit überlegen. Griff hatte sogar ein Altersvorsorgeprogramm für die in petto, die länger als zwanzig Jahre bei der Agentur bleiben würden. Ein Drittel seiner Agenten war verheiratet, ein Drittel lebte in festen Beziehungen. Das letzte Drittel stellten die Alleinstehenden dar, zu denen Lindsay, Maleah und Rick zählten. Angie war mit Jason Blaine, ebenfalls Powell-Agent, verlobt, ihre Hochzeit war für diesen Juni festgesetzt.
Gerade als Lindsay ihren ersten Schluck Kaffee trinken wollte, vibrierte und klingelte ihr Handy gleichzeitig. »Entschuldigung«, sagte sie zu den anderen, obwohl diese dem Klingeln des Telefons kaum Aufmerksamkeit geschenkt hatten.
Sie stellte ihre Tasse auf die Untertasse, zog das Handy heraus und sah, dass der Anruf von Griffin kam. Merkwürdig. Warum benutzte er nicht einfach die hausinterne Sprechanlage?
Sie klappte das Telefon auf. »Ja?«
»Komm ins Arbeitszimmer. Jetzt«, sagte Griff. »Entschuldige dich einfach, ohne irgendetwas zu erklären.«
»Okay.« Sie steckte das Handy in die Tasche, schob ihren Stuhl zurück und stand auf. »Entschuldigt mich.«
Lindsay und Sanders tauschten einen nachdenklichen Blick aus, bevor sie die Küche verließ. Sanders wusste, dass Griffin angerufen hatte. Sie wusste nicht, woher, aber er wusste es einfach. Manchmal hatte sie den Eindruck, dass Griff und Sanders auf telepathischem Wege miteinander kommunizierten.
Zwei Minuten später stand sie vor der geschlossenen Tür. Sie klopfte.
»Komm rein«, rief Griff. Als sie seiner Aufforderung folgte und das Arbeitszimmer betrat, sagte er: »Schließ die Tür hinter dir.«
Sie machte die Tür zu. »Worum geht’s denn?« Sein finsterer Gesichtsausdruck verriet ihr, dass es sich um keine guten Neuigkeiten handelte.
»Er hat wieder zugeschlagen. In Tupelo, Mississippi. Irgendwann letzte Nacht oder in den frühen Morgenstunden.«
Lindsays leerer Magen protestierte, und ein Gefühl des Unwohlseins stieg in ihr hoch. »Das geht zu schnell, nicht wahr?«
»Ich denke, es passiert genau das, was wir befürchtet haben … er verkürzt die Zeit zwischen den Morden, strafft den Spielplan.«
»Wer war das Opfer? Wie hat er –?«
»Dieser Bastard hat ihr beide Arme abgehackt.«
Lindsay kam die Galle hoch. Obwohl sie die Details so vieler Beauty-Queen-Morde kannte, empfand sie jedes Mal wieder neuen Ekel, seelischen Schmerz und Wut.
»Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Griff. »Du siehst ein bisschen grün aus.«
»Mir geht’s gut. Ich hatte nur noch keinen Kaffee.«
Griff nickte. »Sie hieß Sonya Todd und war eine ehemalige Miss Magnolia. Sie hat Geige gespielt.« Griff brachte seine kräftigen Arme so in Position, als würde er das Instrument spielen. »Er zielt immer auf den Körperteil, mit dem die Frauen bei den Wettbewerben ihr besonderes Talent zur Schau stellen; die Methode passt zum Talent und ist für ihn nichts als ein Teil des Spiels. Er hält das für clever. Er hält sich für clever.«
»Er ist clever«, sagte Lindsay. »Diese Frau ist das dreißigste Opfer, von dem wir wissen, und er ist immer noch auf freiem Fuß.«
Griffin donnerte die Faust auf den Schreibtisch. »Ich will diesen Scheißkerl kriegen. Tot oder lebendig.«
»Du klingst wie Judd.«
Er blickte Lindsay direkt in die Augen. »Tatsächlich?«
»Ja, tatsächlich. Und das macht mir Sorgen.«
»Was genau … die Tatsache, dass ich den Kerl mit bloßen Händen umbringen könnte, oder dass du denkst, meine Einstellung drückt eine gewisse Labilität aus?«
»Ich weiß es nicht. Beides. Keins von beidem. Es hat den Beigeschmack von Selbstjustiz. Für mich als ehemalige Polizistin verstößt es gegen alles, was ich gelernt habe … von meinem Vater, auf der Polizeiakademie und während meines Polizeidienstes.«
»Theoretisch ist es richtig, unserem Rechtssystem die Bestrafung von Kriminellen zu überlassen. Aber
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